Saemtliche Werke von Jean Paul
als eine vier-, fünffache da, und schossen nicht ihre Hüte in die Höhe wie Salat in den Hundstagen? – Ists nicht den Weibern selber schon bekannt, daß sie so untrüglich sind wie der Papst, und wenn dieser es mehr in dogmatischen als in historischen Dingen ist, wie die Jansenisten glauben, ist es bei den Päpstinnen nicht umgekehrt?- Und wer hat den Mut, eine zu widerlegen, die er nicht geheiratet? Der Papst ist Gottes Vizekönig oder gar Gott selbst, wenn dem Felinus zu glauben; sind aber die Päpstinnen nicht bekannte Göttinnen? – Allerdings sagt ein Papst selbst, Klemens VI., daß er Engeln befehlen könne, jeden Kerl aus dem Fegefeuer in den Himmel zu spedieren ; brauchen aber unsre Päpstinnen Engel dazu? Bloß eine Woche brauchen sie, um uns ins Fegefeuer, und eine Stunde, um uns zurück in den Himmel zu werfen. – Marianus Soccinus, welcher behauptet , daß ein Papst aus Nichts Etwas, aus Unrecht Recht und aus allem Henker allen Henker machen könne, muß nur nicht glauben, daß unsre Päpstinnen es nicht auch vermögen, und sind ihm ihre Ohrenbeichten nicht erinnerlich? – Wer exkommuniziert seine Ketzer, oder dispensieret seine Rechtgläubigen öfter, Päpste oder Päpstinnen? – Und wer macht heutzutage, durchlauchtige Äbtissin, allmächtigere Augenbreven und Lippenbullen, wer kreieret mehr Heilige, mehr Selige und mehr Nuntien a und de latere? Petri Nachfolger oder Petri Nachfolgerinnen? – Päpste sollen sonst immerhin Königreiche weggeschenkt oder abgenommen haben; beherrschen nicht Päpstinnen diese Königreiche? – Päpste konnten von Amerika nichts verschenken als den Namen; ist aber nicht das, was einige Päpstinnen von diesem Lande uns mitteilen, etwas viel Reelleres ? – Könige, die sonst von Päpsten gequält wurden, werden jetzt von Päpstinnen beglückt; und wenn jene höchstens einen oder ein paar Könige schufen, werden nicht die Könige unter den meisten europäischen Thronhimmeln von Päpstinnen gemacht, und zwar in niedlichem Taschenformat, bis sie aus der Taufschüssel nach und nach heranwachsen, daß sie so lang sind wie ich oder ihr Thron? – Küssen wir ihnen nicht den Pantoffel öfter als dem seligsten Vater, indem die zwei Arme vom Professor Moskati zu Padua längst als zwei Vorderfüße befunden worden, auf deren lederne oder seidne Schuhe wir alle Wochen unsre Lippen drücken? – Legen nicht Papst und Päpstin den alten Namen ab, wenn sie den Thron beschreiten, den der eine durch Alter, die andre durch Jugend behauptet? – Und wenns wahr wäre, daß Papst und Päpstin ursprünglich nur Bischöfe einer Provinz (eines Mannes) sein sollen und daß es weiter keine Päpstin gibt als die gute Johanna : würd’ ich wohl gerade das Gegenteil öffentlich in einem Extrablättchen oder heimlich zu Ihnen zu sagen wagen, durchlauchtige Äbtissin? –
Ende des Extrablattes
Fortsetzung des vorigen Sektors
Während ich die Äbtissin befragte: kam ich von der wildlaunischen Rittmeisterin weg. Ich will setzen, ich oder der Leser hätten sie geheiratet: so würden wir zwar dem Himmel danken, an ihren Ringfinger unsern brillantierten Ring geschraubt zu haben; – aber doch würden wir uns täglich, wie man sieht, mit ihr herumzubeißen haben: so gewiß bleibts, daß nicht die weiblichen Laster, sondern die weiblichen Launen so viel Pferdestaub und Dornen in das Ehelager säen, daß oft der Satan darauf liegen möchte. –
Ohne Gustav, der so viel zuschleppt, kämen wir vor zehn Minuten nicht aus dem Schlosse. Mein Leser malt sich ihn wider meine Erwartung ganz falsch vor, traurig nämlich, weil er aus seiner Kindheit-Erdenwiege, aus seinem Adamsgarten und von seinem Abendberge weichen soll. So falsch! – Ein anderer Leser würde sich ihn freudig denken, weil für Kinder, denen noch jede andre Szene eine neue ist, Reisen die Schöpfung eines neuen Himmels und einer neuen Erde wird und weil die Phantasien eines Kindes noch keine kummerhaften sind. Scheerau mußte in seinen Vermutungen durchaus die Stadt mit langen Häusern sein, worin er mit seiner Schwester gespielt. Noch dazu wurde – was allen Kindern eine Naturalisationakte ist – sein Spielmagazin eingeschifft; sogar den Starmatz, der als geschüttelter Hierarch in der salomonischen Filialkirche auf- und absprang, hielt er auf den stauchenden Knien. Jeden Winkel des Schlosses bedauerte er samt dem, was darin war, daß es nicht mit einsteigen dürfte; dieses ganze Konchyliengehäus kam ihm so eng, so abgegriffen,
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