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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Stück vom Raube unverzehrt für anderes Vieh liegen lassen. Mithin trennte er sich auch von der Mutter seines natürlichen Sohnes – des Kapitän von Ottomar – auf dem Rittergute Ruhestatt , das er an einem Tage (mit Falkenbergs Gelde) kaufte und verschenkte.
    Drittens wollte der Rittmeister in Scheerau seinen Unteroffizieren, die meistens da lagen, ein paar Schritte ersparen; denn er schlug zwar mit dem Stock so leicht wie eine Dame mit dem Fächer zu, aber er brach nicht gern einer Heuschrecke das sechste Bein aus, und daher schonte er die seiner Leute, die viere weniger hatten, um so mehr.
    Endlich packen sie ein, die Falkenbergischen: wir wollen dabei sein. Da Falkenbergs Seele, wie Uhren und Pferde, nur unter dem Reisen nicht stockte: so war er am Abzugmorgen am frohesten und raschesten; liebte keine Fortschreitung durch Sekunden , sondern durch Nonen ; fluchte über sämtliche Hände und Füße im Schloß, weil sie nicht flogen; drückte und stauchte das weibliche Schiff und Geschirr mit ehernen Händen in die nächste Schachtel hinein; und hatte keine andern abfahrenden Haarseile seiner ungeduldigen Langweile als seine Füße, die stampften, und seine Hände, mit denen er teils den Kutscher aus solchen Gründen, wie dieser die Pferde, auswichste, teils die Zurückbleibenden im Schlosse sämtlich recht gut beschenkte.
    Die Rittmeisterin aber weiß alles so komplett und vernünftig zu tun, daß sie mit nichts fertig wird. Hätte sie drei Sprünge zu tun, um dem herunterplumpenden Monde auszuweichen: so streifte sie doch, eh’ sie spränge, noch eine Falte aus der Fenstergardine heraus – beim Plätten wär’s noch ärger. Gleich Gelehrten liegt sie neben dem Brotstudium noch einem Nebenstudium und Beiwerk ob und tut mit jeder Sache die benachbarten mit. »Ich kann nun einmal nicht so lüderlich sein wie andre Weiber«, sagte sie eben zum knirschenden Ehemann, der acht stumme Minuten ihr zusah. »Ich wollt’ ins Teufels Namen lieber, du wärest die lüderlichste in der ganzen schriftsässigen Ritterschaft« – sagt’ er. Da sie nun, sooft sie Sturm und unrecht hatte, bloß auf den zornigen Hyperbeln des andern ankerte, wie ich als appellatischer Sachwalter häufig muß: so bewies sie auch dasmal geschickt, daß an lüderlichen Frauen wenig wäre – und da einen hitzigen Rittmeister nichts noch mehr aufbringt als ein stolzer Beweis dessen, was er gar nicht leugnet: so gings wie allemal los – die Zungen-Streitflegel bewegten sich – seine Speicheldrüse, ihre Tränendrüse und beider Lebern mit Gallenblasen sonderten so viel ab, als in christlichen Ehestunden gesondert werden muß – aber 15 Minuten und 15 Packereien sogen wie Blutadern alle diese ehelichen Absonderungen wieder ein. Beim Abreisen hat kein Mensch Zeit, sich zu erbosen.
    – Sie war auf meine Ehre eine recht gute Frau, aber nur nicht allemal, z. B. beim Abreisen am wenigsten: sie wollte erstlich dableiben und keifte in alle hörende Wesen hinein, zweitens wollte sie fort. Niemals, wenn ihr Mann am Morgen sich und seinem Hunde den Halsschmuck umlegte, um Besuche zu machen, begehrte sie mit (sie müßte denn die völlige Unmöglichkeit mitzukommen vorausgesehen haben): sondern wenn er am zweiten Tage nur ein Wort von einer Dame, die mit dagewesen, schießen ließ: so klagte sie ihm ihre Not: »Unsereine riecht nun den ganzen Sommer nicht aus dem Hause hinaus.« Wollt’ er sie das nächste Mal mitzwingen: so war entsetzlich zu tun, es war zu bleichen, zu jäten, Fleischfässer und Serviettenpressen zuzuschrauben, Wäschzettel und alles zu machen, oder das vorzuschützen: »Ich bin am liebsten bei meinem Kleinen.« Allein ihre Absicht, die wenige errieten, war bloß, an zwei Orten auf einmal zu sein, in und außer dem Hause – und es ist für unsre Weiber schlimm, wenn unsre Philosophen und Männer nicht so viel einsehen, wie die katholischen Philosophen und Männer, die kombrischen, Ariaga, Bekanus, längst einsahen , daß der nämliche Körper leicht zur nämlichen Sekunde an zwei Orten oder mehren nicht nur auf einmal sitzen, reden, wachsen, sondern auch in der einen Stadt empfinden könne, indem er in der andern denkt, – zu gleicher Zeit in der Kirche lachen und in dem Theater weinen könne. – –

Extrablättche n
     
    Sind die Weiber Päpstinnen?
    Alle Fragen dieses Blättchen tat ich an eine Äbtissin, die lieber Münzen als Fromme machen ließ. Ist nicht die dreifache Krone des Papstes jetzt auf den weiblichen Köpfen

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