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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Felsenspalt.«
    »Du weißt nur zu gut, was ich von deinen Worten zu denken habe. Warum schossen deine Wächter auf uns, als wir fortritten?«
    »Sie wußten nicht, was ich euch versprochen hatte.«
    »Warum stießen alle deine Leute das Kriegsgeschrei aus? Diese kannten dein Versprechen ganz genau.«
    »Dieses Geschrei galt nicht euch, sondern den Wächtern, daß diese nicht mehr schießen sollten. Gerade das, was wir gut gemeint haben, legst du uns für schlimm aus.«
    »Du verstehst es, dich sehr scharfsinnig zu verteidigen; aber es gelingt dir nicht, deine Unschuld zu beweisen. Ich will einmal sehen, ob deine Krieger den Mut besitzen, aufrichtiger zu sein, als du bist.«
    Er legte einigen der Roten die Frage auf, wem ihr jetziger Ritt gegolten habe, und sie antworteten übereinstimmend mit dem Häuptlinge, daß sie keine böse Absicht gegen die Bleichgesichter verfolgt hätten.
    »Diese Leute wollen dich nicht Lügen strafen,« fuhr er, zu dem »großen Wolfe« gerichtet fort. »Aber ich habe einen unumstößlichen Beweis. Wir haben dein Lager umschlichen und deine Leute belauscht. Wir wissen, daß ihr uns töten wolltet.«
    »Das vermutet ihr nur!«
    »Nein, wir haben es gehört. Wir wissen auch, das Lager morgen abgebrochen wird, und daß alle Krieger dir nach dem Versammlungsorte der Utahs folgen werden, die Frauen und Kinder aber gehen zu den Alten in die Berge. Ist das wahr?«
    »Ja.«
    »Nun, so ist auch das andre wahr, was wir hörten. Wir sind fest überzeugt, daß ihr uns nach dem Leben getrachtet habt. Welche Strafe werdet ihr wohl dafür erhalten?«
    Der Rote antwortete nicht.
    »Wir hatten euch nichts gethan, und ihr nahmt uns mit, um uns zu töten. Jetzt habt ihr uns das Leben nehmen wollen; ihr hättet also mehr verdient als nur den Tod. Aber wir sind Christen. Wir wollen euch vergeben. Ihr sollt eure Freiheit und eure Waffen zurückerhalten, und dafür müßt ihr uns versprechen, daß keinem von uns, die wir hier sitzen, jemals von euch ein Haar gekrümmt werde.«
    »Spricht das deine Zunge oder dein Herz?« fragte der Häuptling, indem er einen ungläubig forschenden, scharf stechenden Blick auf Old Shatterhand warf.
    »Meine Zunge hat niemals andre Worte als mein Herz. Bist du bereit, mir das Versprechen zu geben?«
    »Ja.«
    »Daß wir alle, welche wir uns hier befinden, rote und weiße Männer, von heute an Brüder sind?«
    »Ja.«
    »Die einander beistehen wollen und müssen in jeder Not und in jeder Gefahr?«
    »Ja.«
    »Und bist du bereit, das mit der Pfeife des Friedens zu beschwören?«
    »Ich bin bereit.«
    Er antwortete schnell und ohne alles Besinnen; dies ließ darauf schließen, daß es ihm ernst mit seinem Versprechen war. Der Ausdruck seines Gesichtes ließ sich infolge der dick aufgetragenen Farbe nicht bestimmen.
    »So mag die Pfeife reihum gehen,« fuhr Old Shatterhand fort. »Ich werde dir die Worte vorsagen, welche du dabei nachzusprechen hast.«
    »Sage sie, und ich werde sie wiederholen!«
    Diese Bereitwilligkeit schien ein gutes Zeichen zu sein, und der wohlmeinende Jäger freute sich von Herzen darüber, konnte aber nicht umhin, noch eine Warnung auszusprechen: »Ich hoffe, daß du es dieses Mal ehrlich meinst. Ich bin stets ein Freund der roten Männer gewesen; ich berücksichtige, daß die Utahs jetzt angegriffen worden sind. Wäre das nicht der Fall, so würdet ihr jetzt nicht so wohlfeilen Kaufes davonkommen. Erweisest du dich aber nochmals treulos, so bezahlst du es mit dem Leben. Das versichere ich dir, und ich halte Wort!«
    Der Häuptling blickte vor sich nieder, ohne den Blick zu dem Sprechenden zu erheben. Dieser nahm sein Calumet vom Halse, an welchem er es hängen hatte, und stopfte es. Nachdem er es in Brand gesteckt hatte, löste er die Fesseln des Häuptlings. Dieser mußte sich erheben, den Rauch nach den bekannten sechs Richtungen blasen und dabei sprechen: »Ich bin der »große Wolf«, der Häuptling der Yampa-Uthas; ich spreche für mich und diese meine Krieger, welche sich bei mir befinden. Ich rede zu den Bleichgesichtern, welche ich sehe, zu Old Firehand, Old Shatterhand und allen andern, auch zu Winnetou, dem berühmten Häuptlinge der Apachen. Alle diese Krieger und weißen Männer sind unsre Freunde und Brüder. Sie sollen sein wie wir, und wir wollen sein wie sie. Es soll ihnen niemals von uns ein Leid geschehen, und wir werden lieber sterben als zugeben, daß sie uns für ihre Feinde halten! Das ist mein Schwur. Ich habe gesprochen. Howgh!«
    Er

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