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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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diese Absicht bestrafen?«
    »Hm! Das ist freilich schwierig.«
    »Mit dem Tode doch nicht?«
    »Nein.«
    »Mit Haft, Gefängnis, Zuchthaus?«
    »Pshaw! Prügelt sie tüchtig durch!«
    »Das wäre das Schlimmste, was wir thun könnten, denn es gibt für den Indianer keine größere Beleidigung, als Schläge. Sie würden uns über den ganzen Kontinent verfolgen.«
    »So legt ihnen eine Geldstrafe auf!«
    »Haben sie Geld?«
    »Nein, aber Pferde und Waffen.«
    »Ihr meint, daß wir ihnen diese nehmen sollen? Das wäre grausam. Ohne Pferde und Waffen müßten sie verhungern oder in die Hände ihrer Feinde fallen.«
    »Ich begreife Euch nicht, Sir! Je nachsichtiger Ihr mit diesen Leuten seid, desto undankbarer werden sie. Gerade Ihr solltet nicht so milde denken, da gerade eben Ihr es seid, an dem sie sich vergangen haben.«
    »Und gerade weil sie sich an mir, Frank, Davy und Jemmy vergangen haben, sollten wir vier es sein, die über ihr Schicksal zu bestimmen haben.«
    »Macht, was Ihr wollt!« sagte der Lord, indem er sich unwillig abwendete. Gleich aber drehte er sich ihm wieder zu und fragte: »Wollen wir wetten?«
    »Worüber?«
    »Darüber, daß diese Kerle es Euch übel vergelten, wenn Ihr sie mit Nachsicht behandelt?«
    »Nein.«
    »Ich setze zehn Dollar!«
    »Ich nicht.«
    »Ich setze zwanzig gegen zehn!«
    »Und ich wette gar nicht.«
    »Niemals?«
    »Nein.«
    »Schade, jammerschade! Ich habe es während dieses ganzen langen Rittes vom Osagenook bis hierher zu keiner Wette gebracht. Nach allem, was ich von Euch hörte, muß ich Euch für einen veritablen Gentleman halten, und nun sagt auch Ihr mir, daß Ihr niemals wettet. Ich wiederhole es: Macht, was Ihr wollt!«
    Er war beinahe zornig geworden. Er hatte sich sehr leicht und gut in das Leben des fernen Westens gefunden, aber daß nie jemand mit ihm wetten wollte, das wollte ihm nicht behagen.
    Die Worte Old Shatterhands, daß er, Frank, Jemmy und Davy allein das Recht besäßen, über das Schicksal der Roten zu entscheiden, war nicht ohne Wirkung geblieben, und nach längerer Debatte einigte man sich dahin, daß diesen genannten vier die Entscheidung anheimgegeben werden solle, doch sei dabei darauf zu achten, daß man von den Roten keine weiteren Feindseligkeiten zu erwarten habe. Es sollte also ein festes Abkommen mit ihnen getroffen werden. Dazu genügte es nicht, daß mit dem Häuptlinge allein verhandelt wurde; seine Untergebenen mußten auch hören, was er sagte und versprach. Vielleicht blieb er dann aus Rücksicht auf ihre gute Meinung über seine Ehrenhaftigkeit seinen Versprechungen getreu.
    Es wurde also ein weiter Kreis gebildet, der aus allen Weißen und Roten bestand. Zwei Rafters mußten aufwärts und abwärts im Canon Wache halten, um die Annäherung eines Feindes sofort zu melden. Der Häuptling saß vor Winnetou und Old Shatterhand. Er sah sie nicht an, vielleicht aus Scham, vielleicht auch aus Verstocktheit.
    »Was denkt der »große Wolf«, was wir jetzt mit ihm machen werden?« fragte Old Shatterhand in der Utahsprache.
    Der Gefragte antwortete nicht.
    »Der Häuptling der Utah hat Angst; darum antwortet er nicht.«
    Da erhob er den Blick, bohrte ihn mit grimmigem Ausdrucke in das Gesicht des Jägers und sagte: »Das Bleichgesicht ist ein Lügner, wenn es behauptet, daß ich mich fürchte!«
    »So antworte! Überhaupt darfst nicht du von Lügen sprechen, denn du selbst bist es, der welche geredet hat.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Es ist wahr. Als wir uns noch in eurem Lager befanden, fragte ich dich, ob wir frei sein würden, wenn ich den Sieg errungen hätte. Was antwortetest du mir?«
    »Daß ihr gehen könntet.«
    »War das keine Lüge?«
    »Nein, denn ihr seid gegangen.«
    »Aber ihr habt uns verfolgt!«
    »Nein.«
    »Willst du es leugnen?«
    »Ja, ich leugne es.«
    »Zu welchem Zwecke habt ihr dann das Lager verlassen?«
    »Um nach dem Versammlungsorte der Utahs zu reiten, nicht um euch zu verfolgen.«
    »Warum hast du denn fünf deiner Krieger auf unsre Fährte gesandt?«
    »Das habe ich nicht gethan. Wir haben das Kriegsbeil ausgegraben, und wenn dies geschehen ist, so hat man vorsichtig zu sein. Als ich euch die Freiheit versprach, falls du mich besiegen würdest, wußte ich gar nicht, nach welcher Richtung ihr euch wenden wolltet. Wir wollten euch ziehen lassen und haben Wort gehalten. Ihr aber habt uns überfallen, uns alles abgenommen und fünf unsrer Krieger getötet. Die Leichen derselben liegen noch drin im

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