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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wasser übrig haben. Warum verweigerst du es uns?«
    »Ich kenne euch nicht.«
    »Siehst du nicht, daß Frauen und Kinder bei uns sind? Wir sind also friedlich gesinnte Leute. Wir müssen trinken. Wenn du uns kein Wasser gibst, werden wir es uns suchen.«
    »Ihr werdet es nicht finden.«
    »Meinst du, daß weiße Männer keine Augen haben?«
    »Sucht! Dann werde ich erfahren, ob ihr sehen könnt.«
    Er wendete sich ab und that so, als ob er nichts mehr von ihnen wissen wolle. Das war dem braven Hobble-Frank zu viel; er sagte in zornigem Tone zu seinem Vetter Droll:
    »Was denkt denn der Kerl eegentlich, wer und was wir sind? Wenn mir’s einfällt, so gebe ich ihm eene Kugel durch den Kopp, nachher wird er schon höflicher werden. Wir sind auserlesene, peremierende Leute, die Haare zwischen den Zähnen haben, und lassen uns nich wie Vagabunden von der hohen Pforte weisen. Ich schlage vor, in ernster Kompression mit diesem konsistenten Manne zu schprechen. Oder nich?«
    »Ja,« antwortete der geborene Altenburger in seinem heimatlichen Dialekte; »es is nich sehr angenehm, Dorscht zu habe und keen Wasser zu bekomme; aber finde wer’n mersch jedenfalls; mer dürfe nur bloß suche.«
    Die Reiter stiegen ab, um nach einem vorhandenen Quell zu suchen. Feuchtigkeit war genug da, denn es wuchs Gras in der Nähe des Pueblo, und gar nicht fern von demselben gab es mehrere kleine Gärten mit Mais, Melonen und andern Gewächsen, deren Gedeihen fleißiges Begießen voraussetzte. Aber das Gesuchte wollte sich trotz alles Forschens nicht entdecken lassen, so daß Frank schließlich unmutig ausrief:
    »Dummköpfe sind wir, weiter nischt! Wenn Old Shatterhand oder Winnetou mit ihrer anwesenden Gegenwart hier vorhanden wären, hätten sie das Wasser längst gefunden; ja, ich gloobe sogar, daß sie es riechen thäten.«
    »Dieser berühmten Krieger bedarf es nicht,« meinte da Schi-So, der Häuptlingssohn, welcher sich an den bisherigen Bemühungen nicht beteiligt, sondern denselben leise lächelnd zugesehen hatte. »Man muß nachdenken, anstatt zu suchen.«
    »So? Na, da denke doch ‘mal nach!«
    Man sieht, daß unter den sich näher stehenden Personen der Reisegesellschaft das Sie oder Ihr dem Du gewichen war. Es widerstrebte dem Hobble-Frank, von dem Jünglinge, der fast noch ein Knabe war, an Scharfsinn übertroffen zu werden.
    »Das habe ich schon gethan,« antwortete dieser.
    »Wirklich? So habe doch die Gewogenheit, uns das offizinelle Resultat deiner geistigen Anschtrengung mitzuteilen!«
    »Dieses Pueblo ist eine Festung, welche ohne Wasser nicht bestehen kann. Am notwendigsten ist dasselbe im Falle einer Belagerung, während welcher die Verteidiger den Bau nicht verlassen können. Zieht man diesen Umstand in Erwägung, so läßt sich leicht denken, wo der Brunnen zu finden ist.«
    »Ah, du meenst vielleicht im Innern des Gebäudes?«
    »Ja.«
    »Aber wo denn da?«
    »Jedenfalls nicht in einem der oberen Stockwerke,« lächelte der junge Indianer.
    »Nee, ooch ich hab’ noch keen Wasserwerk off eener Kirchturmspitze gesehen. Der Brunnen wird parterre zu suchen sein.«
    »Wo er schon vor Jahrhunderten, als das Pueblo erbaut wurde, angelegt worden ist.«
    »Richtig! Das is so klar und deutlich wie Schtiefelwichse. Höre, mein lieber, jugendlicher Freund, du scheinst gar nich so dumm zu sein, wie du aussiehst. Wenn du dich so weiter fortentwickelst, is es partial möglich, daß aus dir vielleicht ‘was werden kann. Also da im Erdgeschoß hätten wir zu suchen. Aber wie kommen wir hinein? Een subjektives Eingangsthor is nich vorhanden, ebensowenig sind gerade oder gewendelte Treppen zu sehen, und die gewohnheetsmäßige Leiter haben sie außergewöhnlich emporgezogen. Aber wenn wir eene ägyptisch-sarmatische Pyramide bilden, indem immer eener off die Achseln des andern schteigt, so können mehrere von uns hinauf offs Dach und von da inwendig hinunter ins Parterre gelangen, wo das Aqua destillanterium zu finden is.«
    Da bemerkte Sam Hawkens:
    »Das hieße den Zugang erzwingen, was wir möglichst vermeiden wollen, wenn ich mich nicht irre. Wie es scheint, können wir das umgehen; der Häuptling kommt herab. Ich denke, daß er mit uns reden will.«
    Wirklich kam Ka Maku jetzt bis auf die erste Plattform herabgestiegen. Er trat an den Rand derselben vor und fragte:
    »Haben die Bleichgesichter das Wasser gefunden?«
    »Erlaube uns, hinauf zu dir zu kommen, dann werden wir es finden,« antwortete Sam, der Kleine.
    »Denkst du,

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