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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Oelprinzen sprechen kann!«
    »Ich werde ihn zu dir führen. Es wäre mir wohl nicht leicht geworden, dir mein Wort zu halten; nun aber, da das Wetter naht, werden diese Bleichgesichter nicht im Freien bleiben wollen, sondern in das Pueblo steigen, um nicht naß zu werden; da kann ich sie gefangen nehmen, ohne daß es zum Kampfe kommt.«
    »Diejenigen aber, welche ich dir bezeichnet habe, mußt du von ihnen trennen, damit sie später glauben, daß der Oelprinz sie gerettet hat.«
    »Es wird geschehen, wie du gesagt hast. Uff! Da draußen kommen Reiter; sie werden es sein. Versteckt euch schnell!«
    Die beiden stiegen eiligst nach dem obersten Stock empor, in welchem sie verschwanden. Der Häuptling aber blieb stehen und beobachtete die Nahenden mit scharfem Auge.
    Es war ein langer Zug von Reitern und Packpferden, lang, weil er sich auf indianische Weise im Gänsemarsche, also ein Reiter hinter dem andern, bewegte. Nur die drei vordersten ritten nebeneinander, nämlich Sam Hawkens, Droll und der Hobble-Frank. Als dieser letztere die sich übereinander aufbauenden Terrassen des Pueblo beim Näherkommen deutlich vor sich liegen sah, sagte er:
    »So een Bauwerk is mir noch nich vorgekommen. Was für een Bauschtiel mag das wohl sein? Ob byzantinisch-chloroformisch oder hebräisch-imperialisch? Vielleicht is es gotisch-objektivisch, vielleicht ooch griechisch-mixturalisch. Jedenfalls aber is es für so eenen Sachverschtändigen, wie ich bin, über alle Maßen interessant, zu sehen, mit welch eener regelmäßigen Treppenschtufenförmlichkeet sich diese Puebloindianer übereenander auf- und ansässig gemacht haben. Hast du, geliebter Sam, een architektonisches Verschtändnis für so eene amphidialektische Gebäudeförmlichkeet?«
    »Du meinst jedenfalls amphitheatralisch,« antwortete Hawkens.
    »Nee, das fällt mir nich im Troome ein. Ich gebe dir zu bedenken, daß du nich die nötigen Kenntnisse und Finessen besitzest, meinen gelehrten Verschtand petrefaktisch zu verbessern. Das Wort amphi is griechischer Dialekt und hat mit der Opernbühne und dem Theater nischt zu thun, und weil es Dialekt is, wird een derartiges Mauerwerk een amphidialektisches genannt. Als ich damals noch als Forschtgehilfe in Moritzburg amtifizierte, kam der berühmte Baumeester Gottfried Semper oft in unsern Wald schpaziert; ich habe ihn wohl zwanzigmal von weitem gesehen, und eenmal ging er so nahe an mir vorüber, daß ich ›guten Tag‹ zu ihm sagte. Er nickte mir interimistisch zu und antwortete mit freundlichem Kontrapunkte: ›Habe die Ehre!‹ Wenn ich nun so eener Berühmtheet so nahe geschtanden habe, wirscht du doch nich wagen wollen, mir meine Bauschtile und geometrischen Schtandesverhältnisse abzuändern. Oder kannst du mir vielleicht sagen, off welchem Grundschteene die gesamte Baukunst errichtet is?«
    »Nun?«
    »Off dem Pythagoräischen Lehrsatz, welcher bekanntlich lautet: das Quadrat der Hypokonfuse sitzt off den beeden Kathedern. Aber was nutzt der Kuh Muschkate! Ich kann euch zehn Wochen lang das höhere Tierreich predigen, ihr bleibt doch die niedrigen Regenwürmer, die nur als Maulwurfsfutter nütze sind.«
    Er machte bei diesen Worten eine wegwerfende Geste, die leider keinen andern Erfolg hatte, als daß die beiden andern sich heimlich und vergnügt zulächelten. Dann wurde schweigend weitergeritten, bis man am Fuße des Bauwerkes angekommen war.
    Die Leiter, welche zum Besteigen des Erdgeschosses diente, war aufgezogen. Auf den verschiedenen Terrassen ließen sich außer den Frauen und Kindern nur einige Männer sehen. Das machte den Eindruck, daß die Krieger abwesend seien. Der Häuptling erwartete in stolzer, unbeweglicher Haltung die Ansprache der Reisenden. Sam Hawkens rief in dem dort gebräuchlichen, aus Englisch, Spanisch und Indianisch zusammengemischten Idiom zu ihm hinauf:
    »Bist du Ka Maku, der Häuptling dieses Pueblo?«
    »Ja,« antwortete er kurz.
    »Wir wollen hier rasten. Können wir Wasser für uns und unsre Pferde bekommen?«
    »Nein.«
    Diese Abweisung war eine scheinbare. Es lag in seinem Plane, sie festzuhalten; er mußte ihnen also Wasser gewähren; aber sie sollten nicht ahnen, daß er sich nur gar zu gern mit ihnen befassen wolle.
    »Warum nicht?« fragte Sam.
    »Das wenige Wasser, welches wir haben, reicht kaum für uns und unsre Tiere.«
    »Ich sehe aber doch weder eure Krieger noch eure Pferde. Wo befinden sie sich?«
    »Auf der Jagd; sie werden aber bald zurückkehren.«
    »Dann müßt ihr

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