Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Loch hinauf und habe es deutlich blitzen sehen.«
    »Na, dann stellt euch nur gleich alle mit’nander dort in die hinterschte Ecke! Die Männer schprachen unterwegs davon, daß die Gewitter hier ganz andersch offtreten als bei uns derheeme. Wenn so een rabiater amerikanischer Blitz durch das Loch herunterkommt, sind wir bei lebendigem Leibe off der Schtelle mausetot. Da is es freilich gut, daß es hier keen Heu, keen Schtroh und überhaupt keene brennbaren Sachen gibt. Verschteht ihr mich? Hört ihr’s, wie der Regen da oben auftrappst? Du meine Güte, unsre guten Männer werden durchweecht bis off die Haut! Nachher gibt’s Erkältung, Schnupfen, Leib- und Magenschmerzen, und wer hat die Sorgen und die Angst? Natürlich wir Weiber, wir Frauen, wir Damen, wie sich ganz von selbst verschteht! Wenn sie nur bald kämen!«
    Ihr Wunsch wurde augenblicklich erfüllt, denn soeben kam der erste herabgestiegen, Hobble-Frank, dem nach und nach die andern folgten. Unten angekommen, schüttelte er die Nässe möglichst von sich ab, sah sich um und sagte enttäuscht:
    »Was is denn das für een konfernalisches Loch hier unten? Das soll doch nich etwa eene aggregate Wohnung für provisorische Menschen sein? Ich danke für Pflaumenkuchen zu Weihnachten! Nich ‘mal das liebe Tageslicht will hier herunter! Wenn diese roten Gentlemen keenen bessern Aufenthaltsort für uns haben, werde ich ihnen nächstens eenen königlich sächsischen Baumeester herüberschicken. Der mag ihnen zeigen, was für een Unterschied is zwischen meiner brillanten ›Villa Bärenfett‹ an der Elbe und dieser unterirdischen Hekatombe unter der Erde. Wo setzt man sich denn da eegentlich hin, wenn man müde is und een Mittagsschlummerchen riskieren will?«
    »Ueberall hin, Herr Franke,« antwortete Frau Rosalie. »Platz is genug.«
    »Wie? Was sagen Sie?« fragte der Hobble gereizt. »Ueberall hin? Warum setzen denn Sie sich nich? Wohl weil es Ihnen nich paßt? Und was Ihnen nich gefällt, das is wohl für mich gut genug? Da kommen Sie freilich an den Unrichtigen. Bei meinen vestibulen Anlagen und Talenten habe ich es nich nötig, mit dem fürlieb zu nehmen, was andern Leuten nich in die Suppe und in den Kaffee paßt!«
    »Still, Frank!« forderte ihn Sam auf. »Es ist hier nicht der Ort und die Zeit zu solchen Häkeleien. Wir haben mehr und Besseres zu thun.«
    »So? Was denn?«
    »Vor allen Dingen müssen wir die Friedenspfeife rauchen, wenn ich mich nicht irre.«
    »Mit diesen Indianern?«
    »Ja, mit dem Häuptlinge wenigstens. Du weißt doch jedenfalls, daß man eines Roten erst dann sicher ist, wenn man das Calummet mit ihm geraucht hat.«
    »Das weeß ich wohl. Aber da hätten wir doch draußen roochen sollen!«
    »Warum?«
    »Um eben unsrer Sicherheit willen.«
    »Es gab ja keine Zeit dazu.«
    »Die hätten wir uns trotz des schlechten Wetters nehmen sollen. Jetzt schtecken wir in diesem Keller und wenn die Roten es nich offrichtig mit uns meenen, so is es grad so gut, als ob – – alle tausend Deixel! Siehste, daß die Geschichte schon losgeht? Da ziehen sie die Leiter in die Höhe. Haltet sie fest; haltet sie fest!«
    Er eilte hin und sprang mit ausgestreckten Armen in die Höhe, um die Leiter noch zu ergreifen, kam aber zu spät; sie verschwand oben durch die Oeffnung.
    »Da habt ihr die Bescherung!« rief er zornig. »Jetzt schtecken wir in der Patsche, grad wie Pythagoras im Fasse!«
    »Das war wohl Diogenes,« verbesserte Sam.
    »Schweig!« fuhr ihn Frank an. »Was verschtehst du von Diogenes! Das is der Zwerg beim Heidelberger Fasse. Ich aber meene dasjenige Faß, in welchem Pythagoras schteckte, als der große Georginenzüchter Galilei zu ihm kam und ihn bat: ›Karo, Karo, gib mir meinen Leviathan wieder!‹ Als guter Deutscher mußt du wissen, daß das kurz nach der Schlacht im Teutoburger Walde geschah, wo Dschingis Khan dem General Moreau alle beede Beene wegschießen ließ. Das eene flog nach Blasewitz, wo es die berühmte Gustel von Blasewitz in der Nähe von Wallensteens Lager fand, und das andre nach Loschwitz ins Schillerhäuschen, wo Schiller grad damals seinen Trompeter von Sigmaringen dichtete. Er und die Gustel haben nachher die Beene zusammengetragen und oberhalb Dresden bei Räcknitz unter vier Linden begraben. Ich bin selbst dort gewesen und habe das Denkmal, welches off seine Beene gesetzt worden is, mit meinen eegenen zwee Oogen gesehen. Is das nich Beweis genug? Willst du nu noch immer mit mir schtreiten?«
    »Nein,«

Weitere Kostenlose Bücher