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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Skalp dennoch behalten.«
    »So möchte man Respekt vor Euch haben, Sir. Darf man vielleicht wissen, wer Ihr seid?«
    »Warum nicht? Brauche mich nicht zu schämen, es zu sagen.« Und auf das Felleisen hinter sich deutend, erklärte er: »Wundere mich eigentlich über Eure Frage. Ihr scheint keine rechten Westleute zu sein. Müßtet es doch diesem Dinge da ansehen, daß ich Kurier bin.«
    Er war also einer jener kühnen Männer, welche, ihr Felleisen mit Briefen und ähnlichen Dingen gefüllt, auf ihren schnellen Pferden furchtlos über die Prairien und Felsenberge ritten. Jetzt freilich trifft man keinen solchen Kurier mehr an.
    »Ob wir Westmänner sind oder nicht, geht Euch nichts an,« gab ihm der Oelprinz zurück. »Euer Felleisen habe ich freilich gesehen, aber ich weiß, daß durch diese Gegend hier noch niemals ein Kurier gekommen ist. Diese Leute pflegen sich doch stets auf der Albuquerque-San Franciscostraße zu halten. Warum seid Ihr von dieser abgewichen?«
    Der Mann richtete seine klugen Augen halb verächtlich auf den Fragesteller und antwortete:
    »Bin eigentlich nicht verpflichtet, Euch Auskunft zu geben, und habe auch keine Lust, es zu thun, aber da ich sehe, daß Ihr im Begriffe steht, ganz ahnungslos in Euer Verderben zu rennen, sollt Ihr erfahren, daß ich wegen der Navajos und Nijoras von meiner Richtung abgewichen bin. Sie hätte mich gerade durch die Gegend geführt, die ein kluger Mann jetzt am liebsten den Roten überläßt, nämlich durch das Gebiet am Chellyflusse. Wißt Ihr denn nicht, wer sich gerade jetzt dort in den Haaren liegt?«
    »Meint Ihr vielleicht der einzige Kluge zu sein, den es hier im Westen gibt?«
    Der Oelprinz hätte wohl besser gethan, höflich zu sein, aber der Schreck über die plötzliche Begegnung hatte ihn zornig gemacht, und diesem einzelnen Manne gegenüber hielt er es nicht für nötig, das ihm eigene rücksichtslose Wesen zu verleugnen. Der Kurier blickte prüfend von einem zum andern, ohne die Grobheit, welche er anzuhören bekam, in gleicher Weise zu beantworten, nickte dann leise vor sich hin und sagte, indem er auf den Bankier und den Buchhalter deutete, in ruhigem Tone:
    »Ich möchte behaupten, daß wenigstens diese beiden Männer noch nicht viel Blut haben fließen sehen. Wenn Ihr so sehr klug seid, daß Ihr keines Rates bedürft, so will ich wenigstens sie auffordern, vorsichtig zu sein. Vielleicht wissen sie gar nicht, was sie thun und wagen. Es steckt doch kein vernünftiger Mensch den Kopf in eine Presse, welche soeben zugeschraubt werden soll!«
    Diese ernsten Worte hatten den Erfolg, daß der Bankier sich erkundigte:
    »Was wollt Ihr sagen, Sir? Welche Presse meint Ihr?«
    »Die, welche sich da hinter mir am Chelly befindet. Ihr scheint schnurstracks in dieselbe hineinreiten zu wollen. Kehrt um, Mesch’schurs, sonst geratet ihr zwischen die Skalpmesser der beiden Stämme, die einander abschlachten wollen, und was da von euch übrig bleiben wird, das können die Geier und Prairiewölfe fressen. Hört auf mich; ich meine es gut mit euch!«
    Ein Blick in sein offenes Gesicht, in seine ehrlichen Augen genügte zu der Ueberzeugung, daß er die Wahrheit redete. Darum fragte Rollins:
    »Meint Ihr wirklich, daß die Gefahr so groß ist?«
    »Ja, das meine ich. Habe heut früh Spuren gesehen, welche mir zeigten, daß sich die Kundschafter schon gegenseitig beschleichen. Das ist stets etwas, was sich jeder kluge Mann zur Warnung dienen läßt. Müßt ihr denn unbedingt und gerade jetzt nach dieser Gegend? Könnt ihr diesen unvorsichtigen Ritt nicht aufschieben bis auf bessere, friedlichere Zeiten?«
    »Hm, das könnten wir thun. Wenn Ihr behauptet, daß die Gefahr so groß ist, so halte ich es allerdings für besser –«
    »Nichts da!« fiel ihm der Oelprinz in die Rede. »Kennt Ihr diesen Mann hier? Wollt Ihr ihm mehr glauben und vertrauen als uns? Wenn er sich vor einer Spur im Grase fürchtet, so ist das seine Sache, aber nicht die unsrige.«
    »Aber Kuriere pflegen erfahrene Leute zu sein; er scheint die Wahrheit zu sprechen, und wenn es sich ums Leben, also um alles handelt, so ist es nicht geraten, tollkühn zu sein. Ob unser Geschäft heut oder einige Tage später zu stande kommt, das macht wohl keinen Unterschied.«
    »Es macht einen! Ich habe gar keine Lust, mich ewig hier herumzudrücken, Sir.«
    »Ah, es handelt sich um ein Geschäft!« lächelte der Kurier. »Well, da gehöre ich nicht dazu. Habe meine Pflicht gethan und euch gewarnt; mehr kann

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