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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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haben sich hier hinter den Bäumen versteckt. Meine Brüder können die Spuren derselben noch ganz deutlich sehen. Sie haben gewartet, bis die Navajos mit den weißen Gefangenen vom See zurückkehrten und sind ihnen dann gefolgt.«
    »Um sie zu überfallen?«
    »Ja.«
    »Warum thaten sie das nicht gleich hier? Diese Stelle ist wie geschaffen zu einem Ueberfalle.«
    »Winnetou hat darüber nachgedacht, ohne aber die richtige Antwort zu finden. Vielleicht entdecken wir später den Grund, weshalb die Nijoras noch gewartet haben. Die Navajos sind mit ihren Gefangenen da links in den Wald hinein bis zu einer Stelle, an welcher es Wasser gibt. Dort lagerten sie sich und dort wurden sie von den Nijoras angegriffen.«
    »Also hat es Kampf und Blut gegeben?«
    »Von Blut hat mein Auge keinen Tropfen entdecken können und ein wirklicher Kampf hat auch nicht stattgefunden. Die Navajos sind so überrascht gewesen, daß sie wohl gebunden worden sind, ehe sie an Widerstand gedacht haben.«
    »Pfui Schande!« rief da der Hobble-Frank aus. »Und ich habe diese Feiglinge tapfere Leute genannt! Wenn ich gewußt hätte, daß sie sich so mir nischt und dir ooch nischt bei den Haaren ergreifen lassen, da hätte ich ihnen eenen ganz andern Namen gegeben. Wer sich fangen läßt, ohne sich ooch nur zur Wehre zu setzen, der hat sich für alle Zeit um meine ganze konvexe Hochachtung gebracht!«
    Winnetou beachtete diese in deutscher Sprache vorgebrachte Rede nicht; er fuhr in seiner Erklärung fort:
    »Die Navajos und die Weißen befinden sich also in der Gewalt der Nijoras. Diese sind während der Nacht an derselben Stelle lagern geblieben und am Morgen mit ihren Gefangenen fortgeritten.«
    »Wohin?« fragte Sam Hawkens.
    »Das weiß ich nicht. Ich habe ihrer Spur nicht folgen können, weil ich ja auf euch warten mußte.«
    »Wir müssen ihnen nach! Es handelt sich nicht um den Oelprinzen und die beiden Kerls, welche bei ihm sind. Die mögen meinetwegen skalpiert werden. Aber der Bankier und sein Buchhalter müssen befreit werden. Mir ist nur eins unerklärlich: Am See gibt es doch Wasser und Futter genug für die Pferde. Warum sind die Roten nicht dort geblieben? Warum haben sie da im Walde gelagert, wenn ich mich nicht irre?«
    Old Shatterhand hatte bis jetzt noch nichts gesagt, sondern seine Aufmerksamkeit neben den Erklärungen des Apachen auch dem seichten Abflußwässerchen zugewendet, welches aus der Schlucht gerieselt kam. Jetzt, bei Sams letzten Worten, deutete er auf dieses Wasser und antwortete:
    »Mir scheint, daß hier die Erklärung fließt!«
    »Wieso?«
    »Riecht ihr denn nichts? Betrachtet doch das Wasser! Es schwimmen ölige Augen darauf.«
    Jetzt blickten alle zu dem Bächlein nieder, sogen die Luft ein und fanden, daß dieselbe nach Petroleum roch.
    »Hat mein Bruder etwa Oel im See gesehen?« fragte Old Shatterhand den Apachen.
    »Ja,« nickte dieser.
    »So hat der Oelprinz das ausgeführt, was wir belauschten. Reiten wir hinein. Ich muß sehen, wie es steht.«
    »Aber dabei verlieren wir Zeit,« warf Sam Hawkens ein. »Wir wollen doch den Nijoras nach!«
    »Die entgehen uns nicht. Die werden durch die Gefangenen aufgehalten. Wir holen sie jedenfalls noch rechtzeitig ein. Jetzt vor allen Dingen will ich das Gloomy-water sehen.«
    Er lenkte sein Pferd nach der Schlucht und die andern folgten ihm. Der Petroleumgeruch wurde von Schritt zu Schritt stärker, bis sie den See vor sich liegen sahen. Der Anblick desselben wirkte so, daß alle ihre Augen wortlos auf die dunkle, unheimliche Fläche richteten. Nur bei einer Person war die Wirkung eine entgegengesetzte, nämlich bei Frau Rosalie Ebersbach. Als diese den See erblickte, stieß sie einen Ruf des Erstaunens aus, rutschte von ihrem Pferde herab, eilte an das Ufer, hielt einen Finger in das Wasser, besah und beroch denselben und rief aus:
    »Dunner Sachsen, is das eene großartige Entdeckung! Herr Hobble-Frank, riechen Sie doch gleich ‘mal da an meinen Finger! Schpüren Sie, was das is?«
    Sie hielt ihm den Finger unter die Nase. Er zog den Kopf zurück und antwortete:
    »Lassen Sie mich mit Ihrem Spitz- und Zeigefinger in Ruhe! Den brauch’ ich nich, um zu erfahren, woran ich bin. Wenn ich ‘was riechen will, schtecke ich die Nase da in den See. Da habe ich die Petroleumwonne aus der erschten Hand.«
    »Also Sie geben ooch zu, daß es Petroleum is?«
    »Natürlich! Oder denken Sie etwa, daß ich es für Himbeerlikör halte? Da kennen Sie meine Nase schlecht; die is

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