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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß Ihr einen Roten für höher und besser erachtet, als einen Weißen?«
    »Das nicht, aber er ist Häuptling.«
    »Schön! Er ist der Anführer seiner roten Männer, und ich bin heut Anführer dieser weißen Ladies und Gentlemen. Ich darf überhaupt nicht fort, selbst wenn ich wollte.«
    »Warum nicht?«
    »Als Old Shatterhand heut mit Winnetou und Schi-So fortritt, sagte er mir, er würde mir den Ort, wo wir des Nachts lagern sollten, durch das Umknicken von drei jungen Baumstämmchen bezeichnen. Wir sind seiner Spur gefolgt und gegen Abend auf dieses Zeichen getroffen. Da haben wir zu bleiben.«
    »Aber warum?«
    »Er hat gewünscht, daß wir uns in dieser Nacht hier befinden. Nach seinen Gründen habe ich ihn nicht gefragt; jedenfalls aber hat er welche, und wenn so ein Mann Gründe hat, so sind sie gewiß gut und man hat sie zu achten. Es ist vielleicht gar möglich, daß er kommt.«
    »Heute nacht?«
    »Ja.«
    »Das kann er nicht.«
    »O, der kann, was er will!«
    »Aber wenn er nach unserm letzten Lager geritten ist und dabei gezwungen war, einen Bogen um die Nijoras zu schlagen, so kann er in dieser Nacht nicht hier sein.«
    »Geht mich gar nichts an. Er hat seinen Grund gehabt, mir diesen Ort hier anzuweisen, sonst wäre es ja gar nicht nötig gewesen, mir eine Stelle zu bezeichnen. Wir dürfen nicht von hier fort. Schickt also nach dem ›Großen Donner‹; er mag kommen!«
    »Wie Ihr wollt; ich will nicht in Euch dringen.«
    Er erteilte den beiden Indianern, welche mit ihm gekommen waren, den Auftrag, ihrem Häuptlinge die betreffende Meldung zu machen, und sie huschten vom Lagerfeuer fort, um diesen Befehl auszuführen.
    Die Unterhaltung war bis jetzt in englischer Sprache geführt worden und da die deutschen Auswanderer derselben nicht mächtig waren, wußten sie nicht, wovon die Rede gewesen war. Darum bat Frau Rosalie den Hobble-Frank, ihr das Nötige mitzuteilen. Er that dies in deutscher Sprache. Als Wolf dies hörte, ging er auch vom Englischen auf das Deutsche über und machte hier und da einige Bemerkungen zu Franks Erklärungen.
    Der Hobble schien ihm überhaupt zu gefallen. Es flogen Fragen und Antworten zwischen ihnen hin und her; das ernste Gesicht Wolfs erheiterte sich bei den sonderbaren Ausdrücken Franks immer mehr und endlich rief er lachend aus:
    »Sie sind also wirklich das Original, wie es mir beschrieben worden ist. Ich wollte es nicht glauben.«
    »Beschrieben worden? Von wem denn?« fragte der kleine Mann.
    »Von Old Shatterhand.«
    »Hat er sich dabei eenes mündlichen oder eenes schriftlichen Tones bedient?«
    »Mündlich natürlich, mündlich.«
    »Und wie hat er mich da genannt? Een Original?«
    »Ja, oder wenigstens so ähnlich.«
    »Aehnlich? Danke sehr vor Wurschtfett ohne Majoran! Ich bin nich ähnlich; ich bin überhaupt keenem Menschen ähnlich. Was ich bin, das bin ich ooch richtig, das bin ich ganz. Und wenn mein verehrter Old Shatterhand mich een Original genannt hat, so will ich es ooch sein, denn das is eene Ehre für mich. Es gibt unter zehn Menschen kaum drei oder viere, die man Originalersch nennen könnte, denn nich jedermann hat den Origines schtudiert.«
    Da blickte Wolf verwundert auf und fragte:
    »Sie bringen den mit dem Worte Original zusammen?«
    »Selbstverschtändlich!«
    »Das ist ein Irrtum, Herr Franke!«
    »Bitte, bewegen Sie sich ja nich in tiefern Luftschichten, während ich mit meiner Wissenschaft am höchsten Firmamente hinsegle! Ich kenne den Origines ganz genau – – –«
    »Origenes wollen Sie sagen,« unterbrach ihn Wolf.
    »Fällt mir nich im Troome ein!«
    »Aber es heißt doch so, Origenes!«
    »Das is eene ganz grundlose Vermutung Ihres irrtümlichen Gedankensystems. Origines war zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft der berühmteste Brillenfabrikant und zugleich noch das berühmteste Original. Seit jener Zeit werden alle originale Menschen nach ihm benannt, ohne daß sie gerade ooch Brillenmacher oder Optikusse zu sein brauchen.«
    »Ich glaube aber behaupten zu müssen, daß Origenes ein berühmter Kirchenlehrer gewesen ist. Es gab auch noch einen andern Origenes, welcher Philosoph war.«
    »So? Gab es denn nich ooch noch eenen dritten Origines, der Velocipedist gewesen ist? Es is doch höchst eegentümlich, daß, sobald zwee Deutsche sich zum erschten Male treffen, allemal die gelehrten Reibereien losgehen! Das is wirklich nur bei den Deutschen der Fall, denn es is mir noch niemals vorgekommen, daß mir een Araber oder Chinese

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