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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schnellen Griffe gepackt und Grinley stieß ihm das Messer in die Brust. Die Klinge traf so gut, daß er nur den erwähnten Todesschrei ausstoßen konnte und dann leblos zusammenbrach. Sie raubten ihn aus und ließen ihn liegen, um dann wohl noch eine Stunde lang die Mündung des Winterwassers zu beobachten.
    Als da drüben noch immer nichts geschah, fiel ihnen ein, daß ihre Zeit doch zu kostbar sei, als daß sie hier noch länger liegen könnten. Sie stiegen auf, nahmen Pollers Pferd am Zügel, wendeten sich hinaus auf die freie Ebene und ritten davon.
    Nur fünf Minuten später kam Old Shatterhand mit Winnetou und den andern. Diese scharfsinnigen Leute hatten alle Schwierigkeit überwunden und die Fährte, obgleich dieselbe mit der alten Spur zusammenfiel, bis hierher verfolgt. Sie sahen die Eindrücke und auch die Leiche.
    »Mein Gott, das ist Poller!« rief Old Shatterhand entsetzt aus, indem er ihn sogleich untersuchte. »Sie haben ihn ermordet, um ihn loszuwerden. Er ist tot und hat nun seinen Lohn dahin! Hier haben sie gelegen, um uns drüben zu beobachten und – – –«
    »Mein Bruder mag sich nicht verweilen,« unterbrach ihn Winnetou. »Sie sind vor kaum fünf Minuten fort. Hier geht ihre Spur hinaus ins Freie. Schnell ihnen nach!«
    Sie zogen die Pferde hinter sich her und stiegen dann, als sie das Gebüsch hinter sich hatten, auf, um den beiden Mördern im Galopp zu folgen. Nach zehn Minuten sahen sie sie vor sich auf der freien Ebene. Zufälligerweise blickte Buttler sich um und bemerkte die Verfolger.
    »Um Gotteswillen, Old Shatterhand und Winnetou mit Weißen und Roten!« rief er aus. »Fort, fort, im Galopp!«
    Sie spornten ihre Pferde an, aber die Verfolger kamen schnell näher.
    »So ist es nichts; sie holen uns ein,« schrie der Oelprinz. »Hier im Freien entkommen wir nicht. Wir müssen ins Gebüsch!«
    Sie lenkten nach links einer Buschspitze zu, welche sich als grüne Zunge in die Ebene zog. Es war dasselbe Gesträuch, in welchem sie die Navajospäher ermordet hatten.
    Inzwischen war von Nitsas-Ini die ganze Ebene mit seinen Roten besetzt worden. Da die Verfolgten auch in der Nähe des Flusses unter den Bäumen herabkommen konnten, drang er mit einigen Kriegern dort ein und ging mit ihnen langsam aufwärts; die Pferde hatten sie als hinderlich zurückgelassen. Sie kamen auch nach der Buschspitze und fanden die noch bemerkbaren Spuren. Denselben nachgehend, trafen sie die Leichen ihrer beiden Späher.
    Ein fürchterlicher Grimm bemächtigte sich des Häuptlings. Er öffnete bereits den Mund, um demselben Worte zu geben, da hörten sie Hufschlag. Sie eilten nach dem Rande des Gebüsches und sahen die Flüchtlinge, hinter sich die Verfolger, herangesprengt kommen. Der Häuptling hatte ihnen den Marterpfahl angedroht; aber die Wut, welche ihn ergriffen hatte, ließ ihn nicht daran denken – zum Glücke für sie, denn ein plötzlicher Tod war für sie besser.
    »Sie kommen, die Hunde!« rief er aus. »Gebt ihnen eure Kugeln!«
    Er sprang aus dem Gebüsch heraus; seine Leute folgten ihm. Sie legten ihre Gewehre an. Der Oelprinz und Buttler sahen die roten Gestalten vor sich auftauchen.
    »Alle Teufel!« knirschte der erstere. »Vor uns Feinde und hinter uns Feinde! Ist das nicht der Busch, in welchem wir die zwei Navajos kalt machten?«
    »Ja,« antwortete Buttler. »Was thun? Rechts seitwärts ausbrechen?«
    Sie hielten ihre Pferde für einen kurzen Augenblick an; das war genug; es gab ein festes Zielen. Die Schüsse der Navajos krachten; die Pferde der beiden Mörder bäumten sich und schossen dann mit ihren zu Tode getroffenen Reitern vorwärts, den Büschen zu und zwischen dieselben hinein, bis sie mit den losen Zügeln hängen blieben; da fielen die Erschossenen herab, gerade neben ihre Opfer hin.
    Nur einige Augenblicke später kam Old Shatterhands Trupp. Sie stiegen vor dem Gebüsch ab und drangen in dasselbe ein. Da sahen sie den Häuptling mit seinen Leuten bei den vier Leichen stehen. Sie begriffen sofort, was jetzt und vorher hier geschehen war.
    »Welch ein Gericht!« sagte Old Shatterhand, den es schauderte. »Gerade hier, an derselben Stelle, wo sie mordeten, hat sie die Strafe ereilt. Gott ist gerecht.«
    »Und ich war zu schnell,« fügte der Häuptling hinzu. »Sie sollten zu Tode gemartert werden. Diese schnelltötenden Kugeln sind keine Strafe für sie. Nehmt die Leichen unsrer ermordeten Brüder und bindet sie auf die Pferde. Sie sollen oben, wo wir lagern, als tapfere Söhne

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