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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Navajos begraben werden. Diese weißen Hunde aber mögen hier liegen bleiben, um von den Aasgeiern zerrissen zu werden!«
    Da flüsterte Sam Hawkens Old Shatterhand zu:
    »Wir gehen heimlich her und begraben sie, wenn ich mich nicht irre. Sie waren Verbrecher, aber doch auch Menschen.«
    Ein stilles, zustimmendes Nicken zeigte, daß der Jäger damit einverstanden war.
    Die andern Roten wurden alle herbeigeholt; dann setzte sich der Trupp mit den beiden Leichen in Bewegung, an einer passenden Stelle über den Fluß hinüber und dann dem Lager zu. Dort verwandelte der Anblick der Toten das Freuden- und Versöhnungsfest in eine Trauerfeier. Dumpfe Klagetöne erschollen, bis am Abende zwei hohe Steinhügel sich über den von ihnen eingeschlossenen Ermordeten erhoben.
    Die Stämme der Navajos und Nijoras blieben noch zwei Tage beisammen; dann trennten sie sich. Die Weißen zogen natürlich mit den ersteren fort, hinauf nach dem Rio de Chaco, wo der Stamm seine Hütten und Zelte hatte. Dort wurden die berühmten Westmänner mit Freuden und die deutschen Auswanderer mit großer Gastfreundlichkeit aufgenommen.
    Und was dann geschah? Darüber könnte man noch Bücher schreiben. Nitsas-Ini hielt Wort. Die vier Familien erhielten alles, was Wolf ihnen an der Mündung des Winterwassers versprochen hatte, und es kam so, wie Frau Rosalie Ebersbach gesagt hatte: Sie hätten auf die ihnen geschenkten Ländereien Rittergüter setzen können. Nie wurde ihr gutes Einvernehmen mit den Navajos getrübt, denn der alte Nitsas-Ini hatte eine weiße, deutsche Frau und der junge Häuptling Schi-So war fast eher ein Deutscher als ein Indianer zu nennen.
    Die Westmänner blieben längere Zeit da, um den vier Haushaltungen so eingehend wie möglich mit Rat und That beizustehen, und nahmen dann, allerdings nicht für immer, Abschied von den weißen und roten Freunden. Sie gingen hinüber nach Kalifornien und erlebten während dieses Rittes gar mancherlei seltsame Abenteuer. In San Francisco trennten sich die andern von der Tante Droll und dem Hobble-Frank, denn diese beiden glaubten, den unerfahrenen und faseligen Kantor nach Hause begleiten zu müssen. Beim Abschied fragte Sam Hawkens:
    »Wann wird man euch denn einmal wiedersehen, ihr beiden größten Helden des wilden Westens, hihihihi?«
    »Wenn du dich gebessert hast, alter pränumerander Schäker du,« antwortete der Hobble. »Schreib mir ‘mal eenen Brief nach meiner Villa ›Bärenfett‹. Es würde mich sehr protegieren, zu hören, daß du dich hier im Westen gut soufflierst!«
    Und die zwölfaktige Heldenoper? Wenn die ersten drei Takte davon fertig sind, werde ich es sofort melden.

DER SCHWARZE MUSTANG

Erstes Kapitel
    Im Firwood-Camp
    Ein schwerer Sturm peitschte den dichtströmenden Regen gegen die sich vor ihm beugenden Tannenwipfel des Hochwaldes; fingerstarke Wasserfäden flossen an den Riesenstämmen nieder und vereinigten sich an den Wurzeln zu erst kleinen, nach und nach aber immer größer werdenden Bächen, welche in zahllosen Wasserfällen von Fels zu Fels in die Tiefe stürzten, um unten in dem engen Thale von dem hochaufgeschwollenen Flusse aufgenommen zu werden. Es war Nacht geworden; von Minute zu Minute rollte ein zürnender Donner über die Tiefe hin, doch, so hell und grell der Blitz jedesmal dabei leuchtete, fiel der Regen so »korpulent« herab, wie der Westmann sich auszudrücken pflegt, daß man trotzdem kaum fünf Schritte weit zu sehen vermochte.
    Der rasende Sturm traf oben den Hochwald und die Felsenklippen; seine Macht jedoch reichte nicht bis in die Tiefe, wo die Riesentannen im nächtlichen Dunkel unbeweglich standen, aber es war da auch nicht still, denn die Wasser des Flusses rauschten und brausten so erregt zwischen den Ufern dahin, daß nur ein ungemein scharfes Ohr es hören konnte, daß zwei einsame Reiter flußabwärts geritten kamen; zu sehen waren sie nicht.
    Wäre es Tag und hell gewesen, so hätten sie gewiß den verwunderten Blick eines jeden Begegnenden auf sich gezogen, und zwar nicht etwa infolge ihrer Kleidung und Ausrüstung, sondern weil beide von einer wahrhaft angsterregenden Länge waren. Man hätte jahrzehntelang in allen Ländern der Erde suchen können, um zwei so gleichlange und gleichdürre Menschen zu finden.
    Der eine war semmelblond und hatte einen bei seiner Höhe geradezu lächerlich kleinen Kopf. Mitten unter zwei gutmütigen Mäuseäuglein saß ein winziges, aufwärts gerichtetes Stumpfnäschen, welches viel besser in

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