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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Nummer des Tankard im Falle eines Rückrufs, legte auf und wählte von neuem.
    Eine Männerstimme meldete sich. »Legal Seefoods, Kendall Square.«
    »Ich versuche, Professor Fiacre zu erreichen. Er ist bei Ihnen.«
    »Buchstabieren Sie den Namen bitte!« Ich tat es. »Warten Sie!«
    Eine Minute verging, noch drei Minuten, Ramp schien aufzuwachen. Er setzte sich mit großer Mühe auf, wischte sich das Gesicht mit einem schmutzigen Ärmel ab, blinzelte, sah sich um und starrte mich an. Er erkannte mich offenbar nicht. Er schloß die Augen, wickelte sich das Tischtuch um die Schultern und legte sich wieder hin.
    Seth kam ans Telefon. »Alex!«
    »Hallo, Seth, tut mir leid, daß ich dich beim Essen störe.«
    »Perfektes Timing, wir sind zwischen den Gängen. Ich konnte nicht viel über die Gabneys herausbekommen, außer daß sie nicht ganz freiwillig weggegangen sind. Also müssen sie sich vielleicht irgendeine Geschmacklosigkeit erlaubt haben, aber was das war, dahinter bin ich nicht gekommen.«
    »Wurden sie aufgefordert, Harvard zu verlassen?«
    »Nicht offiziell. Es ist zu keinem Verfahren irgendeiner Art gekommen, soweit ich das beurteilen kann; die Leute, mit denen ich gesprochen habe, wollten nicht auf Einzelheiten eingehen. Soweit ich sie richtig verstanden habe, geschah es im gegenseitigen Einvernehmen. Sie haben ihre Professuren aufgegeben und sind abgereist, und wer auch immer etwas gewußt haben mag, hat sich nicht darüber ausgelassen. Worum es ging, das entzieht sich meiner Kenntnis.«
    »Irgendwas über den Patiententyp, den sie behandelt haben?«
    »Phobiker, das war’s. Tut mir leid!«
    »Ich bin dir dankbar, daß du es versucht hast.«
    »Ich habe in der psychologischen und der medizinischen Bibliothek nachgefragt, um etwas über die Art der Arbeit von Ursula herauszubekommen. Wie sich herausstellte, nicht viel, sie hat nie etwas veröffentlicht. Leo hat bis vor vier Jahren enorm viel produziert, dann hörte es plötzlich auf - keine Experimente mehr, keine klinischen Untersuchungen mehr, nur noch ein paar Essays, sehr flaues Zeugs. Die Art von Resümee-Füller, die er nie hätte veröffentlichen können, wenn er nicht Leo Gabney wäre.«
    »Essays worüber?«
    »Philosophische Themen, - freier Wille, die Wichtigkeit, persönlich Verantwortung zu übernehmen; energische Angriffe auf den Determinismus, - daß jedes Verhalten sich verändern läßt, die richtige Identifikation der geeigneten Stimuli und Verstärker vorausgesetzt, und so weiter und so weiter.«
    »Klingt nicht besonders kontrovers.«
    »Nein«, sagte er, »vielleicht ist es das nahende Greisenalter.«
    »Was?«
    »Daß er zu philosophieren anfängt und der exakten Wissenschaft den Rücken kehrt. Ich hab’ das auch schon bei anderen Leuten erlebt, wenn sie in die Wechseljahre kamen. Muß meinen Studenten sagen, wenn ich je damit anfange, sollen sie mich hernehmen und erschießen.«
    Wir tauschten noch ein paar Artigkeiten aus und sagten dann goodbye. Als die Leitung frei war, rief ich das ›GALA Bannen an. Eine Tonbandaufzeichnung informierte mich, daß das Büro geschlossen war. Es gab keinen Piepser für Mitteilungen. Ich rief die Auskunft in Boston an und versuchte eine Privatnummer der Herausgeberin, Bridget McWilliams, zu bekommen. Ein B.L. McWilliams stand unter Cedar Street in Roxbury drin, aber es antwortete eine schläfrige Männerstimme mit einem karibischen Akzent und war sicher, keine Verwandte namens Bridget zu haben.
    Um zwanzig vor sieben war ich schon seit über zwei Stunden allein im Restaurant und begann, allmählich einen richtigen Haß auf das Lokal zu entwickeln. Ich fand etwas Schreibpapier hinter der Bar, zusammen mit einem Transistorradio. Der Sender KKGO spielte keinen Jazz mehr, also ließ ich mich mit Soft-Rock berieseln. Ich dachte unentwegt über Verbindungen nach, die ich übersehen haben könnte.
    Sieben Uhr, lediglich Kratzspuren auf Papier, immer noch nichts von Bethel oder Noel zu sehen. Ich beschloß schließlich, noch so lange zu bleiben, bis Milo in Sacramento ankam, ihn dann anzurufen und um Beurlaubung vom Dienst zu bitten. Ich wollte nach Hause, mich um meine Fischeier kümmern oder mit Robin telefonieren. Ich rief wieder meinen Auftragsdienst an, hinterließ eine Nachricht für Milo, falls ich nicht dasein sollte, wenn er sich meldete. Das Fräulein schrieb es pflichtbewußt auf und sagte dann: »Da ist ein Anruf für Sie, wenn Sie ihn annehmen wollen, Doktor.«
    »Wer?«
    »Jemand namens Sally

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