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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Etheridge.«
    »Hat sie gesagt, worum es sich handelt?«
    »Nur ihren Namen und ihre Nummer. Es ist ein Fernruf, - noch mal die Vorwahl 617. Was ist das, Boston?«
    »Ja«, sagte ich. »Geben Sie mir die Nummer, bitte.«
    »Wichtig, was?«
    »Möglich.«
    Ein menschliches Wesen antwortete: »Hm?« Weiblich, Musik im Hintergrund. Ich knipste mein Radio aus. Die Musik am anderen Ende nahm Gestalt an: Rhythm and Blues, eine Menge Saxophone, James Brown vielleicht.
    »Ms. Etheridge?«
    »Am Apparat.«
    »Dr. Delaware, ich rufe aus Los Angeles an.«
    Kurzes Schweigen. »Ich hab’ mich schon gefragt, ob Sie zurückrufen würden«, eine grobe und heisere Stimme mit leichtem Südstaatenakzent.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich will nichts von Ihnen.«
    »Hat Ihnen Bridget McWilliams meine Nummer gegeben?«
    »Richtig«, antwortete sie.
    »Sind Sie eine Reporterin vom ›Banner‹?«
    »Oh yeah, genau, ich interviewe Lichtschalter. Ich bin Elektrikerin, Mister.«
    »Aber Sie kennen Kathy - Kate Moriarty?«
    »Diese Fragen kommen wahnsinnig schnell«, sagt sie. Sie sprach langsam, betont langsam. Leichtes Lachen am Ende des Satzes.
    Mir war, als ob sie etwas getrunken hätte. Wahrscheinlich hatte aber auch das lange Beisammensein mit Ramp meine Wahrnehmung beeinträchtigt. »Kate ist seit über einem Monat fort«, begann ich von neuem, »ihre Familienangehörigen…«
    »Ja, ja, ich kenne diese Schallplatte. Kenn’ ich von Bridge. Sagen Sie den Familienangehörigen, sie sollen sich bloß nicht aufregen, Kate verschwindet oft, das ist nun mal so ihre Art!«
    »Diesmal ist es vielleicht nicht wie sonst.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Na«, sagte sie, »das dürfen Sie auch.«
    »Wenn Sie sich keine Sorgen machen, warum machen Sie sich dann die Mühe, mich anzurufen?«
    Pause. »Gute Frage - Ich kenne Sie nicht mal, also dann machen wir jetzt Schluß und aus, Ende…«
    »Warten Sie«, rief ich, »bitte!«
    »Ein höflicher Mensch, he?« Lachen. »Okay, Sie haben eine Minute!«
    »Ich bin Psychologe. Die Nachricht, die ich für Bridget hinterlassen habe, war eine Erklärung, warum ich…«
    »Ja, ja, das hab’ ich alles gecheckt, Sie sind also ein Seelenklempner. Also entschuldigen Sie mal, wenn ich da nicht so begeistert bin.«
    »Haben Sie schlechte Erfahrungen mit Seelenklempnern gemacht?«
    Schweigen. »Ich mag mich genauso, wie ich bin.« Ich sagte: »Eileen Wagner, deswegen haben Sie angerufen.«
    Langes Schweigen. Einen Augenblick lang dachte ich, sie wäre nicht mehr am Apparat.
    Dann: »Sie haben Eileen gekannt?«
    »Ich habe sie kennengelernt, als sie als Kinderärztin hier in Kalifornien war. Sie hat eine Patientin an mich überwiesen, aber als ich mich mit ihr in Verbindung zu setzen versuchte, um mit ihr darüber zu reden, hat sie mich nie zurückgerufen. Ich glaube, sie war damals schon nicht mehr hier, - ist im Ausland gewesen.«
    »Schätze ja.«
    »Waren Sie und Kate befreundet?« Lachen. »Nein!«
    »Aber Kate hat sich für Eileens Tod interessiert, ich habe einen Zeitungsausschnitt gefunden, den sie in ihrer Mappe hatte, aus dem ›Boston Globe‹, ohne Autorenangabe. Hat Kate damals freiberuflich für den ›Globe‹ gearbeitet?«
    »Weiß ich nicht«, sagte sie schroff. »Warum zum Teufel sollte ich mich darum kümmern, was sie zum Teufel getan hat und für wen zum Teufel sie gearbeitet hat?« Deutliches Alkoholikerinnengestammel, wieder schwieg sie.
    Ich sagte: »Es tut mir leid, wenn Sie das aufregt.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Das traf mich unerwartet, und bevor ich meine Antwort fand, sagte sie: »Sie wissen gar nicht, wer ich bin, wieso zum Teufel sollte es Sie interessieren, wie ich mich fühle?«
    »Okay«, sagte ich, »es ist kein Mitgefühl speziell für Sie. Es ist die Macht der Gewohnheit, ich mache gern Leute glücklich. Vielleicht ist es zum Teil ein Egotrip, ich habe gelernt ein Jasager zu sein.«
    »Jasager, yeah, das find’ ich gut. Yea, yea, yea - Sie und die Beatles - John, Paul, Wieheißternoch und Ringo… und Seelenklempner… Massenpsychologie… I wanna hold your gland…« Brüchiges Lachen, im Hintergrund bettelte James Brown um etwas, love or mercy.
    Ich sagte: »Eileen war auch eine Jasagerin. Es überrascht mich nicht, daß sie in die Psychiatrie gegangen ist.«
    Noch vier Takte Brown.
    »Ms. Etheridge?«
    Nichts.
    »Sally?«
    »Yeah, ich bin hier, Gott weiß wieso.«
    »Erzählen Sie mir von Eileen.« Acht Takte, ich hielt den Mund.
    Schließlich sagte sie:

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