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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Garagen aufmachen und nachsehen, ob es bei einem der kostbaren Dinger einen Frontalschaden zu begutachten gibt?«
    »Zeitverschwendung«, sagte er. »Er hätte keinen von ihnen benutzt - zu auffällig.«
    »Niemand in Azuza hat Ginas Rolls-Royce zum Reservoir hinauffahren sehen.«
    »Stimmt nicht, das wissen wir nicht. Der Sheriff hat es als Unfall eingestuft, kein Schwanz hat die Leute da oben von Tür zu Tür befragt.«
    »Okay«, sagte ich, »also hat Noel irgendeinen Lastwagen benutzt. Sie hatten mal einen, damals, als Melissa bei mir in Behandlung war. Einen alten Caddy, 62er Fleetwood. Sie nannten ihn ihren Cadillac Knockabout. Sie haben wahrscheinlich heute noch so einen, - können die Lebensmitteleinkäufe ja nicht mit dem Duesenberg herbeischaffen. Er steht irgendwo auf dem Sieben-Morgen-Grundstück gut versteckt, oder in einer der Garagen. Oder vielleicht hat man McCloskey mit einem gestohlenen Wagen überfahren, Noel weiß vielleicht, wie man die Zündung kurzschließt.«
    »Vom unglaublichen Musterknaben zum jugendlichen Verbrecher?«
    »Wie du gesagt hast, die Dinge verändern sich.« Er schwang herum zur Bar.
    »Odipus, der Plattmacher«, sagte er, »der amerikanische Superknabe mangelt seinen Alten über. Wieviel Therapie wird er bei dir brauchen, bis er wieder okay ist?«
    Ich antwortete nicht.
    Am anderen Ende des Raums schnarchte Ramp und schnappte nach Luft. Sein Kopf hob sich, sank herab, rollte auf die Seite.
    Milo sagte: »Wäre doch ‘ne gute Idee, ihn wachzurütteln, um zu sehen, was wir sonst noch aus ihm herausquetschen können, - oder ob die gute alte Bethel wiederkommt. Er sah auf die Armbanduhr. »Ich muß aber jetzt los zum Flugplatz. Hast du nicht noch Lust hierzubleiben? Ich komme wieder her, wenn ich fertig bin, sagen wir, bis neun?«
    »Was ist mit dem Mann, der das Haus beobachtet? Kann der das hier nicht übernehmen?«
    »Unmöglich, er zeigt sich nicht in der Öffentlichkeit. Gehört zu seinem Job.«
    »Ungesellig?«
    »So in der Art.«
    »Na gut«, seufzte ich. »Ich könnte eigentlich ein bißchen mit dem Telefon herumspielen, noch ein paar Sachen in Boston nachfragen. Was soll ich tun, wenn Bethel wiederkommt?«
    »Behalte sie hier, versuche, soviel du kannst, aus ihr herauszukriegen.«
    »Mit welcher Technik?«
    Er kam hinter der Bar hervor, zog die Hose hoch, knöpfte die Jacke zu und schlug mir auf den Rücken. »Mit deinem Charme, deinem Dr. phil., nackten, eiskalten Lügen, - was auch immer sich am besten anfühlt.«

34
    Ramp fiel in einen tiefen Schlaf. Ich nahm die Flasche, das Glas und die Tasse vom Tisch, stellte alles in das Spülbecken hinter der Bar und drehte die Lichtstärke herunter, bis es nicht mehr so grausam hell war. Ein Anruf bei meinem Auftragsdienst ergab keine Nachrichten aus Boston, es waren nur ein paar berufliche Anfragen da, die ich in der folgenden halben Stunde beantwortete.
    Um halb fünf läutete das Telefon: Jemand wollte wissen, wann das Tankard wieder öffnete. Ich sagte, so bald wie möglich, legte auf und kam mir wie ein Bürokrat vor. In der folgenden Stunde enttäuschte ich viele Leute, die Tische bestellen wollten.
    Um halb sechs war mir kalt, und ich regulierte den Thermostat der kleinen Klimaanlage, nahm ein Tischtuch von einem der Tische und legte es Ramp um die Schultern. Er schlummerte weiter - die große Flucht, mehr mit Melissa gemeinsam, als irgendeiner von beiden es je ahnen würde. Dann ging ich in die Küche des Restaurants und machte mir ein Roastbeefsandwich und dazu einen Krautsalat. Die Kaffeemaschine war kalt, also begnügte ich mich mit einer Cola. Ich brachte alles zurück zur Bar, aß und sah zu, wie Ramp weiterschlief.
    Ich beschloß, das Haus anzurufen, das einmal sein Zuhause gewesen war. Madeleine war dran. Ich fragte, ob Suzan LaFamiglia noch da wäre.
    »Oui, einen Augenblick!«
    Eine Sekunde später war die Anwältin dran. »Hallo, Dr. Delaware, was gibt’s?«
    »Wie geht’s Melissa?«
    »Darüber wollte ich gerade mit Ihnen reden.«
    »Wie geht es ihr im Augenblick?«
    »Ich hab’ sie dazu überredet, etwas zu essen, daher nehme ich an, daß das ein gutes Zeichen ist. Was können Sie mir über ihren psychologischen Zustand sagen?«
    »Inwiefern?«
    »Mentale Stabilität, diese Art Fälle können ja häßlich werden. Meinen Sie, daß sie vor Gericht erscheinen kann, ohne auszuflippen?«
    »Es hat nichts mit ausflippen zu tun«, sagte ich, »es ist der kumulative Streßlevel. Ihre Stimmung steigt und fällt

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