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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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tippte sich an den Kopf.
    »Sie ist nicht intelligent«, sagte Milo, »alle haben sie ausgenutzt.«
    Nicken, Tränen. »Alle, Don?«
    Ramps Kopf baumelte hin und her und sackte herunter.
    Seine Augen waren geschlossen, Speichel tropfte aus einem Mundwinkel.
    Milo sagte: »Okay, Don« und ließ Ramps Gesicht wieder auf den Tisch herabsinken.
    Ich folgte Milo zurück an die Bar. Wir beide setzten uns und beobachteten Ramp eine Zeitlang. Er fing an zu schnarchen.
    »Der wilde Haufen im Studio«, faßte ich zusammen, »die dumme Analphabetin, die von einem zum anderen herumgereicht wurde.«
    »Woher wußtest du das?«
    »Von der Art und Weise, wie Noel vorhin reagiert hat. Wir sprachen über seine Mutter. Er erwähnte, sie hätte gesagt, wenn sie anderswo arbeitete, wäre das nicht mehr so wie hier, fing an es zu erklären und brach ab. Als ich ihn drängte, wurde er wütend und fuhr weg. Das fand ich ungewöhnlich. Er hat doch sonst seine Gefühle im Griff, muß er haben. Typisch für jemanden, der mit einem Elternteil aufwächst, der drogensüchig oder alkoholabhängig ist. Also wußte ich, das, worüber er sich so aufregte, mußte wichtig sein. Dann, als Ramp zu reden anfing, wurde mir alles klar.«
    »Analphabetin«, sagte Milo. »Sie lebt all die Jahre so vor sich hin und weiß nie, wann jemand kommt und sie auffliegen läßt. Ramp kümmert sich um sie und um das Kind, weil er sich mitschuldig fühlt.«
    »Oder weil er Mitleid hat, oder aus beiden Gründen. Ich schätze, er ist ein echter Softie.«
    »Yeah«, sagte er, sah zu Ramp hin und schüttelte den Kopf.
    Ich sagte: »Das erklärt ja auch, weshalb Bethel es akzeptierte, hier als Kellnerin zu arbeiten, während Ramp und Gina wie die Fürsten praßten. Sie war an ein Leben als Fußabtreter gewöhnt. Hatte als Schauspielerin versagt, schwere Drogen genommen und Gott weiß was alles, und zum Schluß wurde sie auch noch schwanger von dem Kerl, den alle haßten. Hat für Photos Modell gestanden, bei denen es sich wahrscheinlich nicht gerade um elegante Damenmoden gehandelt hat. So wie sie gebaut ist, paßt sie eigentlich nicht in die ›Vogue‹. Das alles ergibt eine Selbstachtung von Null Komma Null, Milo. Sie findet wahrscheinlich, daß das, was Ramp ihr gegeben hat, mehr ist, als sie verdient.«
    Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    »Was?« fragte ich.
    »Wenn McCloskey Bethel verraten und dann vergewaltigt hat, wieso sollte sie dann ausflippen, wenn sie hört, daß er tot ist?«
    »Vielleicht war es trotzdem ein Verlust für sie. Vielleicht hat sie immer noch so ein bißchen in Dankbarkeit an ihn gedacht, weil er ihr Noel geschenkt hat.«
    Milo wirbelte den Hocker einmal im Kreis herum. Ramp schnarchte lauter. »Oder«, sagte Milo, »was ist, wenn es noch mehr als nur ein bißchen Dankbarkeit war? Was ist, wenn sie und McCloskey weiterhin in Kontakt gewesen sind? Das Elend liebt Gesellschaft. Man hat einen gemeinsamen Feind.«
    Ich fragte: »Gina?«
    »Sie hatten vielleicht beide einen Grund, sie zu hassen. McCloskey aus welchem Grund auch immer, Bethel war neidisch, weil Gina alles hatte, und sie hatte nichts. Vielleicht lag ihr die Rolle des Fußabtreters gar nicht so. Und möglicherweise gab’s in der Beziehung zwischen den dreien - Bethel, Joel und Gina - auch noch eine zusätzliche Komponente, Geld, Erpressung?«
    »Erpressung womit?«
    »Wer weiß? Gina war ja auch Mitglied der wilden Gruppe.«
    »Du sagtest, du hättest nichts Nachteiliges über sie herausbekommen.«
    »Sie hat ihre Geheimnisse eben besser gehütet als die anderen, damit waren sie aber auch mehr wert. Hast du mir nicht gesagt, daß Geheimnisse da draußen das gängige Zahlungsmittel sind? Was, wenn McCloskey und Bethel das nun wörtlich genommen haben? Angenommen, McCloskey ist Bethels Partner in einer häßlichen Sache gewesen. Dann wäre es doch verständlich, daß sie durchgedreht ist, als sie von seinem Tod erfuhr.«
    »Joel und Bethel, Noel und Melissa«, sagte ich. »Zu verdammt häßlich, ich hoffe, du irrst dich!«
    »Ich weiß«, sagte er, »ich komme immer wieder mit ihnen an. Aber wir haben den Film nicht geschrieben, wir schreiben nur einen Bericht darüber.« Er sah nach wie vor gequält aus.
    Ich fragte: »Was ist, wenn Noel McCloskey überfahren hat? Er war der erste, der mir einfiel, als ich hörte, daß man ihn mit einem Auto umgebracht hatte. Noel hat dauernd mit Autos zu tun, alle Autos von Gina stehen ihm zur Verfügung. Meinst du, wir sollten mal alle

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