Safe!
dunkelrotes Loch, aus dem etwas Blut floss. Sie war tot. Oh Gott, Jessy. Eve trug ihre Sachen, die sie ihr freundlicherweise besorgt hatte, weil ihre eigenen nicht ausreichten. Jessy, die sie vorhin noch getröstet hatte, weil ihr die Anwesenheit in der Wohnung zu viel wurde.
Eve wurde es speiübel. Sie ließ sich wieder mit dem Rücken an die Wand fallen und atmete tief durch, um den Würgereiz zu verdrängen. Von einem Augenblick zum anderen fiel ihr ein, woher sie den Namen Moreno kannte. Guido Moreno saß bei Adlon Pharma im Aufsichtsrat. Unten auf dem Briefpapier ihrer Firma war sein Name aufgedruckt. Er musste von dem Wirkstoff durch Andreas erfahren haben, als dieser in Berlin war. Sie erinnerte sich, dass Andreas davon erzählte, als er auf dem Rückweg war und sie angerufen hatte. Guido Moreno musste in dem Gremium gewesen sein, dem Andreas seinerzeit berichtet hatte.
Daher wussten die Typen wo sie arbeitete und wohnte. Sie brauchten nur die Informationen die in ihrer Personalakte waren, um sie aufspüren zu können. Das Entsetzen lähmte Evelyn und sie hatte nicht den Mut, sich zu rühren aus Angst, dass diese Typen nochmal wiederkommen könnten. Der Nachmittag verging, sie hörte ein Telefon bimmeln. Das war Jessys. Den Klingelton hatte sie oft genug gehört. Es bimmelte lange durch, hörte dann abrupt auf und begann von neuem. Jemand versuchte Jessy zu erreichen. Dann wird bestimmt bald Hilfe unterwegs sein, tröstete sie sich. Eve war kalt. Der Nieselregen hatte ihre Klamotten durchweicht und sie war von den Haaren bis zu den Zehenspitzen von dem Moder, der sich auf dem Dach befand verschmiert.
Nach einer Weile vernahm Evelyn, ein Klingeln an der Wohnungstür. Kurz darauf hörte sie es krachen und splittern. Jemand, der keinen Schlüssel hatte, betrat das Appartement. Um Gottes willen! Nicht schon wieder. Sie hatte keine Kraft mehr, sich noch einmal auf dem Dach zu verstecken oder eine Kletterpartie zu unternehmen. Vor Verzweiflung fing sie an zu weinen. Drinnen hörte sie eine Stimme.
››Eve, bist du hier? ... Baby? ... Evelyn, wenn du hier bist, dann melde dich !‹ ‹ Das war Marc! Ihr Marc! Eves Erleichterung war grenzenlos. Sie klopfte von außen an die Balkontür.
››Marc ich bin hier !‹ ‹, rief sie verzweifelt.
Mehr als ein heiseres Krächzen war nicht drin, aber ihr Klopfen war gut zu hören.
Sofort kamen seine Schritte auf die Türe zu und öffneten sie. Eine Sekunde später lag sie in Marcs Armen.
Endlich war sie sicher. Marc war da!
››Shit, Baby. Geht es dir gut? Bist du verletzt ?‹ ‹ Zeitgleich mit seinen Worten, tastete er Eve ab.
Ihr Rucksack fiel ihr aus der Hand. ››Nein, nein, ich bin nicht verletzt. Mir fehlt nichts. Oh Marc. Was ist passiert? Ich dachte ich wäre hier sicher !‹ ‹
Marc drückte Eve so heftig an sich, dass ihr die Luft weg blieb. ››Du siehst furchtbar aus Eve. Wo bist du gewesen ?‹ ‹
››Ich bin aufs Dach geklettert. Da haben sie nicht nachgesehen. Marc, wie haben die mich gefunden ?‹ ‹
Seine Arme umschlossen Eve und spendeten tröstende Wärme. Er trug eine schwarze schusssichere Weste mit einem MEK-Schriftzug, die sich hart gegen ihr Gesicht drückte. Die Haltegurte eines Tiefziehholsters umspannten die Muskeln an seinem Oberschenkel, darin befand sich eine Waffe. Seine komplette Bekleidung war schwarz. Nachdem sie ihn nur in Freizeitkleidung gesehen hatte, erschien ihr sein Anblick in dieser Einsatzbekleidung ganz ungewohnt. Wie Eve insgeheim bemerkte, unterstrich sie nur sein maskulines Aussehen. Gott, wie sehr hatte sie ihn vermisst!
Marc dachte daran, wie er nach der Einsatzbesprechung in seinem Notebook in dem festen Glauben, etwas sei übersehen worden, gesucht hatte. Tatsächlich hatte er die Nadel im Heuhaufen gefunden. Er hatte den Namen eines Einsatzmitarbeiters der auf einer der Listen stand, auf irgendeinem Kontoauszug gesehen. Während Engelmann in einer Besprechung war und nicht gestört werden durfte, meinte dessen Stellvertreter, dass die Wohnung nach wie vor sicher sei.
Sogar doppelt gesichert und mit einem Zahlenschloss versehen, für Eve würde keine Gefahr bestehen, meinte er. Marc hatte das keine Ruhe gelassen. Engelmanns Stellvertreter hatte sich geweigert, anzurufen und die Kollegen in der Wohnung zu warnen. Marc konnte dieses starrköpfige Verhalten nicht mehr ertragen.
Entgegen seiner Anweisung hatte er sich auf den Weg zu Eve gemacht. Nachschauen konnte in diesem Fall doch nicht
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