Safer (S)EX (German Edition)
wusste, dass Staub und Dreck Teile der Natur waren und somit ebenfalls vom Schöpfer erschaffen, glaubte er nicht, dass sie seinen Körper berühren durften.
Sonst hätte Gott ihm doch nicht diese starke Abneigung dagegen geschenkt.
Er erreichte Red Rocks Park zehn Minuten vor Ablauf der Stunde, die er sich gegeben hatte, und womöglich hätte er diese eingesparte Zeit doch noch unter der Dusche verbringen können, denn es hatte sich nichts verändert. Der Bus stand noch immer auf demselben Parkplatz wie vorhin und wirkte einsam und verlassen. Der Mann wartete.
Und wartete.
Und wartete.
Und wartete.
Innerhalb der nächsten Stunden kam einige Male der Fahrer und ging wieder. Der Mann mit dem verwitterten Gesicht und dem dunklen Cowboyhut, den er schon in L.A. gesehen hatte, ging weg und kehrte zurück. Vom letzten Konzert wusste er, dass dieser Mann in Priscilla Jaynes Band Banjo und Geige spielte. Die beiden Male, die er ihn heute außerhalb des Busses gesehen hatte, hatte er seinen Arm um die Schultern der Frau mit dem strubbeligen Haar und dem aufgedunsenen Körper gelegt, die ihm ebenfalls schon in Los Angeles aufgefallen war.
Den Mann mit den wachsamen Augen sah er nicht.
Und Priscilla Jayne ebenfalls nicht. Nicht ein einziges Mal.
Als kurze Zeit später der blonde Gitarrist auftauchte und der Bus ohne seinen Star abfuhr, ging der Mann zu seinem Auto zurück.
Das war inakzeptabel! Es widersprach Anstand und Moral. Priscilla Jayne war eine unverschämte und ohne Zweifel auch liederliche Tochter, wenn sie nicht im Bus übernachtete. Ganz zu schweigen davon, dass er seine Lektion mit viel Bedacht und Anstrengung gewählt hatte, um sie auf den rechten Pfad der Tugend zurückzuführen. Aber hatte sie auch nur den geringsten Respekt vor seiner Mühe gezeigt?
Nein. Frauen wie sie waren ungläubige Sünderinnen, so sah es aus!
Nun, Gott ließ Sünder nicht ungestraft entkommen.
Gleichzeitig half Gott jenen, die sich selbst halfen. Und der Mann wusste, wie er sich selbst helfen konnte. Er würde persönlich dafür sorgen, dass Priscilla Jayne mit ihrer schamlosen Respektlosigkeit nicht davonkam. Er kämpfte für das Gute und für Gerechtigkeit und konnte nicht dulden, wie immer wieder Menschen von diesem Pfad abwichen.
Seine Tochter Mary war auch ein solcher Mensch gewesen. Er hatte es zugelassen, dass sie ihm entglitt, und seither zahlte er dafür seinen Preis. Er sollte verdammt sein, wenn er bei dieser sündigen Frau dasselbe zuließe.
Aus Erfahrung wusste er, dass es nichts weiter brachte als Schwierigkeiten.
Oje. Sie war in Schwierigkeiten.
In riesigen.
Großen.
Schwierigkeiten.
Auf der Fahrt nach Colorado Springs in Jareds Jeep warf P.J. vom Beifahrersitz aus immer wieder einen verstohlenen Blick zu Jared. Wie hatte sie nur so dumm sein können?
Wie hatte sie nur so dumm sein können, sich in ihn zu verlieben?
Nun gut, wenn sie das Ganze vollkommen sachlich anginge – was sie am liebsten vermeiden würde –, müsste sie zugeben, dass sie die ganze Zeit auf diesen Augenblick zugesteuert war, seit … nun, sagen wir, seit dem Moment, da sie in diesem texanischen Kaff ihre Moteltür geöffnet und Jared das erste Mal seit fünfzehn Jahren wiedergesehen hatte. Allerdings hatte er es erst letzte Nacht geschafft, ihre elende Situation so sehr zu verschlimmern.
Denn letzte Nacht hatte Mr. Jared Ich-schenke-dir-ein-Dutzend-Orgasmen-ehe-ich-mir-selbst-einen-einzigen-zugestehe Hamilton auf sämtliche sexuellen Avancen verzichtet und sie einfach im Arm gehalten, bis sie eingeschlafen war.
Sie seufzte, als sie daran dachte, wie sehr sie versucht hatte, wach zu bleiben, um seine herzerweichende Zärtlichkeit noch länger spüren zu können.
„Was ist? “, riss er sie plötzlich überlaut aus ihren Träumen.
Sie zuckte zusammen, schlug eine Hand auf ihr pochendes Herz und blinzelte, um wieder scharf sehen zu können. „Du liebe Zeit, hast du mich erschreckt! Beinahe hätte ich einen Herzinfarkt bekommen!“ Und das zusätzlich zu den Augenschmerzen, die sie durch ihr angestrengtes Beobachten aus dem Augenwinkel selbst verursacht hatte. Sie setzte sich seitlich und legte ein Knie auf dem Sitz ab. „Was meinst du mit ‚ Was ist?‘?“
„Ich meine, was sollte dieses tiefe Seufzen? Und warum starrst du mich die ganze Zeit so an?“
„Ach, habe ich dich angestarrt?“ Wenn man dich erwischt, dann lüge wie ein Politiker – das war ihr Motto. „Ich habe nur daran gedacht, wie anders alles in
Weitere Kostenlose Bücher