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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
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Strecke in ein paar Minuten zurück. 14:13 Uhr, als ich in die Lobby stürzte. Welche Etage? Welches Zimmer? Hoffentlich war die Spurensicherung noch nicht da!
    Ich raste auf die Rezeption zu. Zwei dunkelhäutige Angestellte weiteten panisch die Augen. Zu ihrer Beruhigung rief ich laut, noch aus einiger Entfernung:
    »I’m not a hostage! Tell the German Embassy I’m okay!«
    Skyline – Meet the Angels.
    Rundschreiben
    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    wie jedes Jahr bieten wir denjenigen unter Ihnen, die an den Feiertagen fliegen müssen, an, bei vorhandener Sitzplatzkapazität kostenlos bis zu zwei Angehörige auf Ihren Umlauf mitzunehmen.
    Allerdings möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass dabei die Einhaltung des Dress Code unabdingbar ist.
    Unzulässig sind ausdrücklich Jeans, bauchfreie Tops, »wirklich unglaublich weiche Niki-Anzüge« der Marke Juicy Couture und Flip-Flops. Wir empfehlen Schuhe aus Leder, Sakko oder Blazer, Bluse oder Poloshirt und bitten um Stoffhosen.
    Trainingsanzüge der Marke Adidas halten wir selbstverständlich für ebenso angenehm im Tragen wie Sie, dennoch eignen sie sich nicht für die gehobenen Klassen. Ebenso wenig Fußballtrikots – obwohl wir uns natürlich auch sehr über die Erfolge der deutschen National-Elf freuen.
    Auch bitten wir darum, Ihre Angehörigen an Bord nicht unseren regulär zahlenden Gästen vorzuziehen. Der Beluga-Kaviar sollte vorrangig unseren Statuskunden zur Verfügung stehen.
    Für die Hotelübernachtung bitten unsere Crewhotels wegen der Handtücher um eine kurze Information bis vierundzwanzig Stunden vor der Anreise; Ihre Angehörigen übernachten kostenlos mit Ihnen im Doppelzimmer.
    Wie jedes Jahr obliegt es der Cockpit-Besatzung, auf Firmenkosten ein Weihnachtsessen vor Ort zu organisieren.
    Bitte denken Sie daran, dass Sie ab zwölf Stunden vor einem Flug keinerlei Alkohol mehr konsumieren dürfen, wozu in der Tat auch »Suzi’s egg punch« auf der Toronto Christmas Fair/Ontario zählt!
    Wir wünschen Ihnen besinnliche Flüge, ein frohes Fest & Always happy landings!
    Klaas Overbrecht
    Skyline/Produktmanagment DUS

10.
    »Dann bist du also ständig
unterwegs?«
    »Entschuldigung, wo sind denn hier im Flugzeug die Damen- und wo die Herrentoiletten?«
    (BCN – MUC)
    Als Stewardess muss man sich in Sachen Schlaf-/Wachrhythmus öfter verteidigen als die weibliche Hauptrolle in Kung Fu Panda . Konkret bedeutet das, anderen Menschen klarzumachen, was ein Jetlag ist, und zwar solchen, die sich lautstark jedes Jahr aufs Neue über die wiederkehrende Zumutung der Umstellung zwischen Winter- und Sommerzeit beschweren, die sie ja völlig aus dem Takt bringt.
    Meine Zeitreisen zu erklären ist dagegen ähnlich schwierig, wie seinem Gegenüber beim Speed-Dating die Relativitätstheorie zu vermitteln. In der Regel werde ich mit verständnislosem Blick angesehen, und es folgt ein wenig verständnisvoller Monolog:
    »Wieso kannst du denn nicht Samstag um zehn Uhr zum Frühstück kommen? Du landest doch schon um fünf Uhr aus Hongkong!«
    Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen physischer und sonstiger Rückkehr. Dem Trugschluss, rote Blutplättchen und Unternehmungslust kämen zeitgleich wieder in München an, bin ich selbst am Anfang erlegen.
    Ich bekam meinen Dienstplan und dachte: »Aha, am 8. komme ich aus Montreal, da kann ich ja am 9. morgens zum Sport« oder »Prima, vom 17. bis 20. bin ich in L.A., dann kann ich ja am 21. nachmittags zum Geburtstag meiner Schwester.«
    Bei mir sind inzwischen ganze Freundschaften an dem sehr unsensiblen Satz zerbrochen: »Wie kannst du müde sein, wenn du schon seit zwei Tagen zurück bist?«
    Noch bis zu einer ganzen eher locker kalkulierten Sieben-Tage-Woche nach Zeitreisen (nichts anderes ist Interkont-Fliegen!), bin ich nichts weiter als ein biorhythmischer Legastheniker auf High Heels, sofern ich mich zu Tageslicht-Zeiten überhaupt in der Senkrechten befinde.
    Ich schleppe mich an Samstagabenden unmittelbar nach Flügen gerne noch um 19:57 Uhr in den Supermarkt, um überlebenswichtige Grundnahrungsvorräte für eine geraume Zeit im Bett anzulegen und höre die Kassiererin Dinge sagen wie: »Ein schönes Wochenende!« – sofern ich überhaupt daran denke, dass es Samstag ist und man in Deutschland sonntags verhungern muss, wenn man nicht rechtzeitig vorsorgt.
    Seit ich nach Dienstplan lebe, lebe ich nach Daten, nicht mehr nach Wochentagen. Was ist heute, Mittwoch? Ach nein, heute ist

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