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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
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mitteilen und sagen, wie sehr der Hoteldirektor hofft, dass ich einen schönen Aufenthalt hatte. Eine weitere Stunde später wäre dann »Pick-up«.
    Wenn ich nicht abhob, würden sie es nochmal klingeln lassen, und wenn ich dann nicht da wäre, würden sie, müssten sie (laut Vertrag mit Skyline) jemanden raufschicken, der an die Tür klopft und fragt: »Miss Loos, are you okay?«
    Mangels einer Antwort würde man dann in mein Zimmer eintreten und davon ausgehen, dass ich entführt worden bin, und die Deutsche Botschaft einschalten.
    Ich stürmte aus der Lobby wieder in die noch immer nach Zimt riechende Luft hinaus – und direkt wieder zurück. Denn wer war kompetenter und auskunftsfreudiger als der Concierge eines Hotels? Ich hechtete auf sein Desk zu und musste mich hinter einem italienischen Pärchen mit übergewichtigem Teenager anstellen, das sich mit großem Palaver die McDonalds-Filialen der Umgebung auf dem Stadtplan einzeichnen ließ.
    Unruhig trat ich von einem Bein aufs andere, um ein bisschen Hektik zu verbreiten, was auch sehr gut funktionierte. Die Italiener wurden nervös, lugten rücklinks über ihre Schulter und sahen mich in etwa so verächtlich an wie Bill Gates Steve Jobbs bei einer Pressekonferenz. Dann jedoch traten sie zur Seite und begutachteten erst mal die frisch verzeichnete Fast-Food-Dichte.
    Der Mann hinter dem Tresen lächelte mir freundlich zu. Er war um die siebzig, trug eine goldumrandete Brille und holte prompt einen neuen Stadtplan für mich hervor, noch bevor er mich offiziell begrüßte: »Hey, darling – what a loooovely day today, isn’t it? What can I do for you, honey? You wanna go on a boat cruise? To the museum? Do some shopp …«
    »Hi – Marriott!«, würgte ich ihn ab.
    Er guckte leicht konsterniert.
    »I need you to tell me where the nearest other MARRIOTT from here is, please« , fügte ich schuldbewusst hinzu, nachdem ich überlegt hatte, dass Höflichkeit womöglich die Trefferquote erhöhte.
    Es war Punkt vierzehn Uhr. Sicher klingelte es gerade. Ein schrilles, unbeantwortetes Klingeln, das durch die verlassene Blümchentapete mit passender Bordüre in Eierschale hallte.
    Mein potenzieller Retter zückte einen Stift, in dem eine Fähre zwischen Staten Island und der Kugelschreiberspitze hin- und herfuhr, wann immer er ihn bewegte. Dann rückte er seine Brille zurecht und studierte die Karte. Offenbar praktizierte er den neuen Trend Slow-down-your-life .
    In der Zwischenzeit konnte ich ja weiterreden und damit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, mein Hotel und damit auch ein Skyline-Flugzeug noch einmal aus der Nähe zu sehen.
    »I’m a flight attendant. And I lost my hotel – and I don’t know, where I live!« , plapperte ich auf ihn ein und hatte ihn damit fatalerweise in seiner Konzentration gestört. Erstaunt ließ er den Stift sinken.
    »Hohoho, young girl!« , sagte er, als wäre ich Rudolph, das Rentier. » What airline are you with? «
    Mein Gott, er schien wider Erwarten meine missliche Lage zu verstehen. Wie sehr ich Fachpersonal schätze! Zielführendes, präzises, Service orientiertes Nachfragen am Kunden zur akuten Problematik.
    »SKYLINE!«, rief ich, eine Spur zu laut, aber dank des Lärmpegels der Italiener fiel es kaum auf. Sie entdeckten in der oberen Ecke der Karte gerade den Gutschein für eine Apfeltasche.
    Der Concierge lachte gelassen, nahm wieder Stift und Karte zur Hand und zeichnete einen Punkt ein.
    »You, young lady, are heeeere … – and you liiiive …«
    Während er die Worte dehnte wie ein greiser Märchenerzähler den Beginn der Muppets-Weihnachtsgeschichte, setzte er mit der Stift-Fähre in einem Planquadrat über. Genau einen Zentimeter weit. Mann, dass die Amerikaner immer so tun müssen, als wäre alles meilenweit entfernt und kaum zu Fuß zu bewältigen. Und dann gehst du bloß rüber, ans Ende des Buffets.
    Er zog die Linie so langsam, dass ich nahe dran war, ihm die Karte zu entreißen und ihn zu bitten, einfach auf das Hotel zu zeigen.
    »It’s the Crowne Plaza« , sagte er freundlich lächelnd.
    Für einen kurzen Moment vergaß ich meine Panik. Crowne Plaza? Das könnten die doch wohl echt sorglos auf ihre Plastikdinger schreiben! Ich WOHNTE dort und schaffte es nicht mal, mich selbst zu überfallen.
    Euphorisch-amerikanisch bedankte ich mich: » Thank you, Sir! Thank you so much! You made my day! «, ach was: »You saved my life !!!«
    Mit dem Kringel-Stadtplan in der Hand schoss ich aus dem Gebäude und legte die

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