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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
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Interesse des öffentlichen Images von Skyline möchten wir Sie bitten, diese der römischen Sklaverei entlehnte Umschreibung nicht in Ihrem Sprachgebrauch fortzusetzen.
    Die stark gesteigerte Sitzplatzkapazität erklärt sich durch wirtschaftliche Vorteile, von denen wir langfristig alle profitieren werden.
    Auch sichere ich Ihnen persönlich die schnellstmögliche Behebung der von Ihnen vielfach als »idiotischer Konstruktionsfehler« beanstandeten Unregelmäßigkeiten der Trolley-Aufzüge zu, die auf einigen wenigen Flügen das manuelle Herauftragen aller 422 Tabletts aus dem Lower Deck erforderlich gemacht haben.
    Natürlich stimme ich Ihnen auch zu, dass es ein suboptimales Gefühl ist, in der Pause unmittelbar neben Lüftungsschlitzen schlafen zu müssen, durch die »scheißkalte Luft von der Air Condition« dringt.
    Die Skyline-Techniker bemühen sich gemeinsam mit den Airjet-Konstrukteuren derzeit um eine schnelle Lösung.
    Bis dahin bitten wir Sie ausdrücklich, diese Schächte nicht mehr mit den für Toiletten vorgesehenen »Defekt«-Aufklebern und den »prima zur Abdichtung geeigneten« Korken der Piper-Heidsieck-Champagnerflaschen aus der First Class zu verschließen.
    Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude bei Ihrer Arbeit in diesem modernen Flugzeug!
    Ihr
    Dr. Hugo von Bergwelt
    Skyline/Vorstand FRA

11.
    »Ah, dann ist dein Mann
bestimmt Pilot?«
    »Have a great time in Europe visiting the castles!«
    »Oh no, we’ll skip that – we’ve been to the one in Disneyworld already …«
    (ORD – MUC)
    Als ich zu fliegen begann, war ich ein aufgeschlossener Mensch. Ich hatte keine Erfahrungswerte, aber auch keine Vorurteile in Sachen »Pilot«. Ich erinnere mich nur daran, dass sich William, ein Flugbegleiter, der mir als »Pate« für mein erstes Jahr in Festanstellung zugeteilt worden war, nach unserem letzten gemeinsamen Flug dramatisch auf einem Jumpseat niederließ, meine Hand ergriff und mich ansah, als würde er mir gleich erzählen, wo Bin Laden sich versteckt hält. Dann erklärte er mit feierlicher Stimme:
    »Schätzelein, ich wünsche dir eine wundervolle Zeit in der Fliegerei. Nur eines darfst du niemals machen – lass dich nie auf einen Piloten ein. Ich habe schon so viel Leid gesehen.«
    Leicht befremdet nahm ich seine theatralische Warnung zur Kenntnis und nickte ebenfalls bedeutungsschwanger, als ginge es um Landminen im Kongo.
    Zwei Jahre später kehre ich als Kriegsveteran aus dem Cockpit zurück.
    Was soll ich sagen? Es ist wie mit der Herdplatte: Man bekommt hundertmal gesagt, man solle sie nicht anfassen, aber am Ende möchte man eben seine eigenen Erfahrungen machen.
    Vor mir steht Malte, knöpft äußerst gefasst sein dunkelblaues Jackett mit den goldenen Streifen am Ärmel zu und formuliert das Unaussprechliche so locker wie eine Einkaufsliste, der er noch eben Sahnejoghurt hinzufügt:
    »Du bist bei mir sozusagen durch den Final-Check gefallen.«
    Dann lässt er die Schnallen seines Flight-Kit einrasten, was das Ganze unschön unterstreicht und eine gewisse Endgültigkeit verströmt. Vermutlich, weil ich mich nicht rühre und es ja eher selten ist, dass ich betreten schweige, nutzt er seine Chance und versorgt mich mit ein paar Details zu seinem Entschluss:
    »Du bist nicht die Frau, die in der Lage ist, ständig zu Hause zu sein und meine zwei bis drei Kinder großzuziehen, während ich immer weg bin und fliege.«
    Zum ersten Mal in Gegenwart eines Ersten Offiziers von Skyline werden mir die Knie weich. Eine Wirkung, die Piloten bislang selten auf mich hatten, zumindest nicht aufgrund der Tatsache, dass sie diesen Beruf ausüben.
    Ich gebe es gerne zu: Ich habe eine Schwäche fürs Militär. So wie früher blau-weiß karierte TCM-Shorts eine mysteriöse Anziehung auf mich ausübten, sind es heute frisch gestärkte weiße Hemden mit goldenen Streifen auf den Schultern und geputzte Budapester Schuhe wie aus einem Fred-Astaire-Film.
    »Da kannst du nichts dafür«, hat meine Schwester diese Neigung kommentiert. »Du bist einfach biologisch dazu veranlagt, Erbgut in Form einer Garderobe zu bevorzugen, die Verantwortungsbewusstsein ausstrahlt.«
    Leider habe ich ziemlich schnell verstanden, dass in den schnittigen Fetzen aber dieselben Jungs stecken, die früher Kristalle gezüchtet haben, mit denen niemand in der Jugendherberge das Hochbett teilen wollte und die bis heute eine enge, pädagogisch fragliche Bindung zu ihrer Mutter haben. Dafür aber mit einem physikalischen

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