Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
wird.
Die Sache scheint ja wirklich ein Traumberuf zu sein!
Skyline – Meet the Angels.
Rundschreiben
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
aus aktuellem Anlass möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass sich das Crewgepäck aus Gründen eines einheitlichen Erscheinungsbildes ebenso einheitlich darstellen muss und limitiert ist.
Natürlich sind uns die »exotischen Verlockungen und Preise fremdländischer Basare« wie dem Ed Hardy Outlet Store in Seattle bekannt, dennoch müssen wir im Rahmen unserer Corporate Identity auf die Einhaltung folgender Regeln bestehen:
Neben dem regulären Koffer darf pro Crewmitglied maximal ein Bord-Trolley sowie eine Tasche in der Hausfarbe mitgeführt werden.
Um 20% vergünstigte Modelle, die den Normen entsprechen, stellt Ihnen gerne unser Kooperationspartner, die »Lilienthal-Luggage GmbH«, vor (Sky-Arkaden/Terminal 2, Halle 1, Abflugebene C).
Offen beförderte Orchideen aus Bangkok, It-Bags, Clutches, Seesäcke mit Strasssteinchen und zusammenfaltbare Plié-Taschen (auch in »Amazing Aqua«), entsprechen nicht dem traditionellen Look unserer Airline und sind nicht gestattet.
Sollten Sie bei der Wahl Ihrer Gepäckgarderobe weiterhin Schwierigkeiten haben, steht Ihnen mit dem SkyStyle jederzeit ein übersichtliches Regelwerk mit detaillierten Do’s & Dont’s zur Verfügung (S. 210–213, §4, »Crewreisegepäck Übersee, Europa, innerdeutsch/Rollenkoffer & Handgepäck«).
Sollten Sie darüber hinaus Fragen haben, so wenden Sie sich gerne an mich.
Florinda von Metzingen
Skyline/Kleiderkammer FRA
3.
»Meldet man sich da an oder
ist das mit Bewerbung?«
»You got low fat ice cubes?«
(MUC – BOS)
Ich kann es immer noch kaum fassen: Hier ist sie, die Chance zu entkommen, auszubrechen! Feinripp, Dobermänner und emotional abzuholende Kunden einfach stehenzulassen! Und mein Fluchtfahrzeug ist – ein Flugzeug.
Ich, Charlotte Madeleine Loos, werde Stewardess!
Eine ebenso unfassbare Schönheit, vermutlich die amtierende Miss Universe, heißt mich virtuell bei Skyline , der Airline, willkommen. Sie ist das Idealbild einer Servicekraft oder dient vielleicht einfach zur Abschreckung von Frauen wie mir, die sich weniger gut im Profil fotografieren lassen können. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stammt sie von einer der Diercke-Weltatlas -Seiten »Obere Azoren bis Rarotonga auf den Cook Islands«, hat schwarzes Haar wie Seide, einen Schmollmund, der sich perfekt dafür eignet, Strohhalme zu umschließen, die in Mai-Tai-Cocktails führen, und ein Lächeln, bei dem sich Major Healey auf der Stelle von der Bezaubernden Jeannie getrennt hätte.
Ich hingegen, braunkohlebrünett, bin vom Rhein-Herne-Kanal (B5/C7 im Atlas, rheinisch-westfälisches Industriegebiet) und trinke oftmals zu hastig, so dass schon mal ein wenig Espresso an meinem Mund vorbei auf meine Bluse läuft. (Ein Problem, das ganz sicher auch andere Frauen haben, weswegen zu typisch femininen Getränken wie Latte macchiato gerne ein Strohhalm gereicht wird.)
Schnell sammle ich mich wieder. Keine Panik, als Werbeprofi weiß ich inzwischen, dass derart perfekte Menschen nie wirklich Stewardessen oder Bankberater sind, sondern Models, die nur so tun als hätten sie jemals ein Raffaello gegessen oder eine Versicherung bei der Hamburg-Mannheimer abgeschlossen.
Während ich mich im Bewerberpool registriere, bin ich mir sicher, die exotische Schönheit erst kürzlich im Otto -Katalog in einem Batik-Zweiteiler auf den Bademodenseiten gesehen zu haben. Sie tippelt nun von links nach rechts sehr elegant die nicht wenigen Zoll meines Laptops ab, deutet auf verschiedene Links und unterweist mich mit sanfter Stimme in den Schritten, die ich nun gehen muss, um eine wie sie zu werden.
Als Erstes steht eine umfassende Online-Bewerbung an. Danach, bei entsprechender Eignung, wird es ein halbstündiges Telefoninterview in Deutsch und Englisch geben und, falls man auch das besteht, ein halbtägiges Assessment-Center im Hauptquartier der Fluggesellschaft, der sogenannten »Basis«. Einerseits dachte ich, es sei weniger aufwendig Saftschubs e zu werden, wie man Stewardessen ja auch ganz gerne nennt. Immerhin ist es ja bloß Kellnern in der Luft! Andererseits hatte ich befürchtet, die Mythen seien wahr, und man müsse mindestens vier Sprachen fließend sprechen (zum Beispiel Kisuaheli und eine seltene Unterart des Mandarin, die nur in abgelegenen Klöstern zur Jahrhundertwende populär war).
Doch beide
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