Sag, dass du eine von ihnen bist
ich den letzten Schluck Saft, damit mir der Geschmack im Mund blieb, bis ich ins Bett ging.
»Kotchikpa, mein Junge, schnell, schnell, mach das Zimmer für die Nanfang fertig!«, sagte Fofo Kpee nach dem Essen.
»Ja, Fofo Kpee«, antwortete ich.
»Lass die Nanfang hier!«, flehte ihn Yewa an. Sie feierte immer noch und hüpfte vor lauter Aufregung.
»Ah, non , meine Kleine«, sagte Fofo. »Das Zimmer ist für die Nanfang.«
»Dann schlaf ich drinnen«, sagte meine Schwester, ließ den Kopf auf die Brust sinken und sah traurig drein. »Bei der Nanfang.«
» Je dis non , Yewa, nein«, beharrte Fofo und versuchte, das Thema zu wechseln. »Ich kauf dir drei neue Bücher. Da freut sich dein Lehrer bestimmt riesig für dich, was?«
»Will keine Bücher«, sagte Yewa.
»Hmmm, keine Bücher?«, fragte er. » D'accord , neue crayons ? Malstifte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will bei der Nanfang schlafen …«
» Haba! « Fofo Kpee brachte sie zum Schweigen.
Trotzig setzte sich Yewa auf den Boden, mit dem Gesicht zur Maschine, dem Rücken zu uns. Fofo ging zu ihr, hockte sich hinter sie und streichelte ihre Schultern, doch sie zuckte nur unwillig und versuchte, seine Hand fortzustoßen.
»Ach, mon Yewa, mon Yewa«, beturtelte er sie, »du wirst lernen, wie man schreibt. Wirst mal eine Professorin!«
»Nein.« Yewa schüttelte den Kopf so vehement, als wäre ihr ein Käfer in die Nase gekrochen. So führte sie sich immer auf, wenn sie sich etwas fest vorgenommen hatte; sie blieb dann stur und redete kaum ein Wort.
»Ah, non , du willst doch kein agbero werden, nicht so wie ich, oui ?«
»Lass mich in Ruhe.«
Fofo beugte sich vor, um ihr noch etwas Saft in die Tasse zu gießen, aber sie wollte keinen mehr.
»Was denn? Willst du heute kein braves Mädchen sein?«, fragte er. »Na ja, Kotchikpa schreibt bestimmt nicht für dich. Schreiben muss jeder selbst lernen. Bildung für alle, Stimmrecht für alle.«
Yewa blieb stumm.
» Tu es toujours un bébé , Yewa!«, sagte ich, um sie aus ihrer Trotzhaltung zu locken. »Heulsuse!«
»Lass mich in Ruhe.«
» Oya , ich kauf dir auch Sandalen für die Schule«, bettelte Fofo Kpee. Als sie immer noch nicht aufstand, erhob er sich, zuckte die Achseln, kam herüber, setzte sich auf sein Bett und sah mich an. » Je t'achèterai zwei Lehrbücher und ein Übungsheft für dich, Kotchikpa, d'accord ?«
»Bücher für mich?«, rief ich aufgeregt. »Wann?«
»Morgen. Brauchst dir nie wieder Bücher für die Schule zu leihen. Liest doch so gerne. Kannst dann jeden Abend lesen.«
»Danke, Fofo Kpee«, sagte ich und schaute dabei das neue Motorrad an, als wollte ich damit anerkennen, dass ich, wäre
es nicht in unser Leben gekommen, niemals bekommen hätte, was ich für die Schule brauchte.
»Ohne Bildung wird nix aus euch, Kinder, comme moi , hier in der Stadt ist's gefährlich. Also, ich pass auf, say una viel Geld verdient. Ich pass sogar auf, say una wie die Kinder von den Politikern und Anführern werdet. Ihr geht ins Ausland, zur Schule.« Er verstummte, dann wandte er sich abrupt zu Yewa um. »He, mon bébé , willst Professorin werden? Kein Problem. Oder Businesswoman, ja? Egal, irgendwann fährst du übern Ozean nach Gabun hin und her, hin und her, so mir nichts dir nichts, so wie wenn du aufs Klo gehst«, sagte er, schnippte mit den Fingern und zeigte hinaus aufs Meer.
»Fahren wir mit der Nanfang«, sagte Yewa plötzlich in aufsässigem Ton. Ich spürte, wenn sie schon nicht mit der Nanfang im selben Zimmer schlafen durfte, wollte sie wenigstens diesen Ausflug machen.
»Klar doch, pourquoi pas ?«, erwiderte unser Onkel und schenkte ihr noch etwas Saft nach. » C'est tout ?«
»Ja, Fofo, bitte, fahr mit uns«, sagte Yewa und drehte sich um. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Lächeln, während sie versuchte, weiterhin so verärgert auszusehen, als hätte sie noch die Oberhand.
»Ach, aber ich will nix riskieren«, säuselte Fofo Kpee und setzte ein so breites Lächeln auf, dass sich seine Gesichtszüge kräuselten; zugleich ließ die Anspannung überm linken Auge nach, weshalb die Narbe auf der Wange ganz künstlich aussah. »Ist gefährlich, wo ich doch keine Ahnung hab, wie man das zokẹkẹ fährt? Lass mir Zeit … dann fahr ich euch überallhin … Bois … bois . Trink noch was!«
» Allons nach Braffe! Zu Mama und Papa!«, rief ich.
Meine Schwester löste rasch die Lippen von der Tasse, schluckte und sagte atemlos: »Ja, ja, nach
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