Sag, dass du eine von ihnen bist
zog mir wie für einen wichtigen Besuch ein Hemd und meine Flip-Flops an. Als ich wieder nach draußen kam, hatte Fofo die Haustür geöffnet und die Maschine in unser Wohnschlafzimmer geschoben. Er zündete eine Petroleumlampe an und stellte sie auf das Regal neben die Tür zum Hinterzimmer. Die Strahlen der Lampe spielten über den Tank der Nanfang und waren heller als das zweifarbige Design, hell wie das Glosen der in den Atlantikwellen untergehenden Sonne.
Um die Tür zu verschließen, zog Fofo das Brett unter unserem Bett vor und schob es in die Metallhalterung. Heute Abend prüfte er, ob die Verriegelung hielt, stemmte sich mit der linken Schulter gegen das Brett und begann behutsam zu drücken. Dann seufzte er, nickte und blickte zufrieden auf das Motorrad.
»Wir brauchen neue Türen fürs Haus«, sagte Fofo Kpee.
»Auch neue Fenster«, platzte es aus Yewa heraus, deren Aufmerksamkeit noch immer ausschließlich der Nanfang galt, als gehörten die Fenster zum Motorrad.
»Klar, pas du problem «, antwortete Fofo und begann, die beiden kleinen, quadratischen Holzfenster links und rechts der Tür zu verschließen. »Wir ändern les choses lọpa lọpa , viele Sachen, ihr werdet sehen.«
Auf beiden Seiten des Zimmers standen zwei schmale Betten, getrennt durch einen niedrigen Holztisch. Ich schlief mit Yewa in dem einen Bett, Fofo hatte das andere für sich allein. Unsere Sachen lagen in einer Kiste unter den Betten, nur Fofos wichtige Kleider hingen in einer Zimmerecke an einer mit zwei Stricken an den Sparren befestigten bambu -Stange. Das Zimmer war so klein, dass das Motorrad mit Lenker und Vorderrad an den Schrank stieß wie eine Kuh, deren Kopf beim Wiederkäuen im hohen Gras versank. Blickten wir abends zum Dach auf, sahen die rostigen Zinkplatten wie träge braune Wolken aus, selbst wenn unsere Lampe noch so hell leuchtete. An
sehr heißen Tagen konnten wir hören, wie sich das Dach in der Hitze mit leisen Klopfgeräuschen ausdehnte.
Jetzt wagten wir uns näher heran, beglotzten, beschnüffelten und befühlten die Nanfang. Fofo musste mich zweimal anraunzen, damit ich mit der Lampe nicht zu nahe an die Maschine kam. Der Geruch nach Neuem vertrieb alles Muffige aus dem Zimmer. Yewa zupfte an der durchsichtigen Plastikhaut, mit der Sitze, Lampen und Schutzbleche überzogen waren, bis Fofo sie ermahnte, das Plastik nicht abzumachen.
»Ich hab hier was für vous «, sagte Fofo Kpee, um uns zur Ruhe zu bringen. Er ließ sich aufs Bett sinken, durchstöberte sein Köfferchen und bot uns kleine Kegel aus Erdnüssen und halb geschmolzenem Karamell an, die wir uns mitsamt dem Einwickelpapier in den Mund steckten. An diesem Abend erzählte er uns keine Geschichten, über die er lauter lachen musste als wir selbst. Fofo Kpee holte eine Flasche Niyya -Guavensaft und schenkte uns ein. »He, temps de célébration «, sagte er. »Wir danken Gott!«
»Und preisen seinen Namen!«, erwiderten wir.
Er hob seine Tasse. »Kinder, wir bleiben nicht arm … Ein Hurra à la Nanfang !«
»Hurra!«, riefen wir und leerten unsere Tassen.
Es war lange her, seit wir zuletzt Fruchtsaft gehabt hatten. Mit einem langen, endlosen Schluck trank Yewa ihren gleich aus und kippte dabei die Tasse so rasch an, dass ihr der Saft auf beiden Seiten übers Gesicht rann und auf den Bauch tropfte, dicke, rote Tränen. Ich nahm einen kleinen Schluck und hielt inne, da ich fand, es wäre besser, den Saft bis nach dem Essen aufzusparen; dann stellte ich meine Tasse an einem sicheren Platz zwischen Lampe und Wand ab.
Als wir schließlich über den Eintopf aus abakaliki -Reis, Zwiebeln, kpomo und Palmenöl herfielen, waren wir so aufgeregt, dass es uns egal war, wenn wir Steinchen im Reis fanden. Wie gründlich man nämlich den Reis auch nach kleinen
Steinen absucht, man findet immer noch welche, doch wenn wir an diesem Abend darauf bissen, hielten wir nur kurz inne und spülten dann das halb zerkaute Essen mit Saft runter. Kofo Kpee schimpfte mich sonst meist aus, wenn er auf etwas Hartes biss, da es zu meinen Aufgaben gehörte, den Reis zu waschen, aber heute Abend sagte er nichts. Wir feierten unsere Nanfang. Und dank meiner winzigen Saftschlückchen konnte mir an diesem Abend kein Sand im Reis etwas anhaben.
Als ich nur noch einen Schluck übrig hatte, hörte ich auf, um mir den Rest bis zum Schluss aufzuheben. Stattdessen trank ich Wasser, bis mein Bauch voll war und meine Lippen sich vom Palmöl im Eintopf gelb färbten. Dann genoss
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