Sag erst, dass du mich liebst
kann nicht aufhören.”
Erleichtert dämmerte es Ty. Lexi hatte das, was man hier umgangssprachlich den „Baby Blues” nannte.
„Ich bin gleich wieder da”, sagte er und stand auf. Er ging zu Lexis Zimmer, legte seinen schlafenden Sohn in die Wiege und holte dann einen feuchten Waschlappen aus dem Badezimmer.
Es war nicht ungewöhnlich, dass eine Frau nach einer Geburt ohne Grund weinte. Die plötzlichen Hormonveränderungen zusammen mit der Verantwortung und dem Stress, sich um ein Baby zu kümmern, überwältigten viele Mütter beim ersten Kind. Es war etwas, was keine Frau kontrollieren konnte.
Als er ins Wohnzimmer zurückkam, setzte Ty sich neben Lexi auf die Couch und zog sie in die Arme. Er wischte ihr zärtlich mit dem Waschlappen über das Gesicht, doch die Geste ließ die Tränen noch heftiger fließen, also gab er seine Bemühungen auf und hielt sie einfach nur fest, während die Tränen ihren Lauf nahmen.
Mit jedem Schluchzen verstärkten sich seine Schuldgefühle.
Es war rücksichtslos und unsensibel gewesen, dass er neulich so kurz nach der Geburt hier aufgetaucht war und seine Rechte eingefordert hatte. Als Arzt hätte er es besser wissen müssen.
Doch als Vater musste er feststellen, dass Gefühle sich sogar gegen Vernunft und jahrelanges Training durchsetzen konnten.
Und seine Gefühle waren nicht das Einzige, was er nicht unter Kontrolle bringen konnte. In diesem Moment, während Lexi ihr Gesicht an seine Schulter presste und ihr warmer Atem an seinem Hals entlangstrich, taten seine Hormone ihr Möglichstes, um seine guten Absichten zu untergraben.
Er hatte Lexi nur in den Arm genommen, um ihr Trost zu spenden. Doch sein Körper wollte sehr viel mehr.
Ty biss die Zähne zusammen und versuchte an etwas zu denken, was die Hitze in seinem Innern abkühlen würde. Irgendetwas.
Das Bild des Flusses, der durch Dixie Ridge floss, schoss ihm durch den Kopf. Das Wasser war eiskalt.
Ty entledigte sich im Geist seiner Kleidung und tauchte ein.
Es half nichts.
Er versuchte, an Lexis Ehemann zu denken.
Mit der Frau eines anderen auf der Couch zu kuscheln war nicht gerade klug. Was würde geschehen, wenn Fred plötzlich hereinkam und Lexi in Tys Armen erwischte?
Auch das nützte nichts.
Der Gedanke, dass Fred versuchen könnte, Ty als Matthews Vater zu verdrängen, schürte die Glut in ihm noch zusätzlich, wenn auch diesmal vor Wut. Nichts würde Ty mehr gefallen als die Gelegenheit, dem Mann eins auf die Nase zu geben.
Er merkte, dass Lexis Tränen versiegten, als sie schniefte und sich aus seinen Armen zu befreien versuchte. Er drückte sie fester an sich. „Geht es dir besser?”
Sie nickte. „Es … es tut mir Leid. Ich weiß nicht, was los war.”
„Es ist ziemlich normal.”
Ty rieb seine Wange an ihrem frisch duftenden Haar. Er konnte sich nicht erinnern, je etwas Köstlicheres gerochen zu haben.
„Bitte sag mir, dass es nicht wieder passieren wird”, sagte Lexi verlegen.
Als sie sprach, streiften ihre Lippen seinen Hals. Die Reaktion in seinem Inneren erinnerte ihn daran, dass es sich beim letzten Mal, als er eine Frau geliebt hatte, um eben diese Frau gehandelt hatte.
„Normalerweise dauern diese Stimmungsschwankungen nicht länger als ein, zwei Wochen an.”
Zärtlich streichelte er ihren Rücken und redete sich ein, dass er ihr nur Trost spenden wollte. Aber er wusste, warum er Lexi noch immer festhielt, warum er sie nicht gehen lassen wollte. Es fühlte sich so verdammt gut an, sie wieder in den Armen zu halten, ihren weichen, warmen Körper an seinem zu spüren. Wie oft hatte er sich seit jener Winternacht in Chicago gewünscht, sie hätten mehr Zeit miteinander verbringen können.
Lexi spürte, wie Tys Wärme sie wie ein Mantel umgab, und ein wunderbares Gefühl der Geborgenheit durchdrang sie. Er legte einen Finger unter ihr Kinn, hob ihren Kopf und küsste die letzten Tränen von ihren Lidern. Ihr Puls beschleunigte sich.
Seine Lippen strichen mit schmerzender Zärtlichkeit über ihre Stirn. Ein Wonneschauer durchströmte sie.
„Ich kann es gar nicht mit ansehen, wenn du weinst”, sagte er heiser.
Seine sanfte Stimme sandte einen ne uen Schauer über ihren Rücken.
Langsam begegnete Lexi Tys Blick. Das Verlangen in seinen blauen Augen nahm ihr den Atem.
„Hey, Lex, wessen Wagen ist das hier vor dem Haus?” rief eine männliche Stimme von der Veranda.
Der Mann, der das Haus betrat, blieb abrupt stehen, als er die beiden aneinander gekuschelt auf der
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