Sag erst, dass du mich liebst
Hochzeitsempfang verwandelt.
Lampions hingen in den Bäumen, es waren Tische und Bänke aufgebaut, und die Tischdekoration bestand aus Wildblumengestecken, die dem Strauß glichen, den sie noch immer in der Hand hielt.
Völlig benommen sah Lexi die Ecke eines langen weißen Tischtuchs im Wind flattern. Der Tisch mit dem Büffet bog sich fast unter der Last der unterschiedlichsten, köstlich duftenden Speisen. Auf dem Tisch daneben standen ein riesiges Gefäß mit Bowle, die Hochzeitstorte und Geschenke. Ihre Nachbarn hatten sogar die große Holzschaukel von ihrer Veranda genommen, um Platz zu schaffen für eine kleine Band.
Lexi hätte das alles vielleicht sehr rührend gefunden, wenn sie nicht das Gefühl gehabt hätte, dass ihr Leben gerade dabei war, aus den Fugen zu geraten. Noch heute Morgen war sie nichts weiter als eine allein erziehende Mutter gewesen, die lediglich versucht hatte, dem Einkaufsbummel mit ihrer Schwägerin zu entkommen. Jetzt war sie auf einmal verheiratet, musste sich mit einer Hochzeitsfeier abfinden, die wahrscheinlich bis weit in die Nacht hinein andauern würde, und sah sich gezwungen, ihre Pläne bezüglich der Annullierung ihrer Ehe zu ändern.
Ihre Vorstellung, das Ganze geheim zu halten, war eben wie eine Seifenblase geplatzt. Wenn die ganze Bevölkerung von Dixie Ridge ihre Hochzeit feierte, gab es keine Möglichkeit, diese Scharade jetzt zu beenden. Sie hatte schon für genügend Gesprächsstoff gesorgt, als sie schwanger und unverheiratet aus Chicago zurückgekehrt war. Sie hatte nicht vor, die Gerüchteküche wieder zum Brodeln zu bringen.
„Ich erinnere mich nicht, dass das der Plan war”, murmelte Ty.
„Was war das?” fragte Lexi etwas abgelenkt. Mit all den Nachbarn, die die Kutsche umringten, war sie sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte.
Ty räusperte sich. „Ich sagte, ich erinnere mich nicht, dass ich je solch einen Clan gesehen hätte.”
Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Irgendetwas sagte ihr, dass er weit mehr über die Ereignisse des Tages wusste, als ein Bräutigam bei einer Zwangsheirat wissen sollte. Aber sie hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Ein Strom von Gratulanten kam zur Kutsche, und bevor sie wusste, was geschah, sprang Ty herunter und half ihr heraus.
Ty hatte die Hände noch immer um Lexis Taille geschlungen, als die Menge sich teilte, um eine ältere Frau durchzulassen, die die erste Gratulantin sein wollte. „Lexi, du bist die hübscheste Braut, die ich je gesehen habe”, stellte sie fest. Sie umarmte Lexi herzlich, trat dann zurück und unterzog Ty einer eingehenden Musterung. „Junge, Sie sehen kaum alt genug aus, um ein Baby zu zeugen, geschweige denn, um einem Baby auf die Welt zu helfen.”
Lexi lachte. „Ty, das ist Granny Applegate.”
Ungläubig starrte er auf die winzige Frau vor sich. Als er das erste Mal von Granny Applegate gehört hatte, hatte er sich eine alte Hexe in einem schwarzen Cape vorgestellt, mit wirrem, grauem Haar und einer Warze auf der Nase. Aber Granny Applegate trug ein bunt gemustertes Kleid, hatte kurze, schneeweiße Locken und eins der freundlichsten Gesichter, die er je erblickt hatte.
„Junge, wenn Sie den Mund nicht bald zumachen, fangen Sie Fliegen”, meinte Granny Applegate und kicherte.
„Freut mich, Sie kennen zu lernen”, sagte er schließlich, als er die Sprache wieder gefunden hatte.
Sie tätschelte ihm lächelnd den Arm. „Später werden wir beide uns noch mal unterhalten, Sohn.”
„Werden wir das?”
Granny Applegate nickte so heftig, dass ihre weißen Locken hüpften. „Ich werde langsam alt, und ich denke, Sie wären der Richtige, um künftig die Babys hier in den Bergen zur Welt zu bringen. Aber darüber werden wir ein andermal reden.” Sie klopfte ihm noch einmal auf den Arm. „Willkommen in den Bergen, Sohn.”
Ty hatte keine Zeit, der alten Dame zu erklären, dass er in wenigen Monaten wieder abreisen würde. Während der nächs ten zwanzig Minuten waren er und Lexi von Nachbarn umgeben, die alle ihre Glückwünsche aussprachen.
„Du musst dir die Dekoration anschauen”, sagte schließlich eine Frau und zog Lexi mit sich.
Bedauernd sah Ty zu, wie eine Gruppe von Frauen seine Braut über den Rasen führte, damit sie die selbst gemachten Sachen bewunderte. Als Jeff und Freddie darauf bestanden hatten, dass sie das Baby am Abend hüten würden, damit er und Lexi allein sein konnten, hatte er sofort damit begonnen, Pläne für ihre
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