Sag erst, dass du mich liebst
war es ihm als die perfekte Lösung erschienen. Jetzt kam es ihm vor wie der lächerlichste Plan überhaupt.
Ein Heiratsantrag war schon schwierig genug, wenn beide Parteien einverstanden waren. Aber eine erzwungene Heirat?
Und ein Bräutigam mit einer Vergangenheit, die die Braut vielleicht niemals verstehen, geschweige denn vergeben würde?
„Jeff, hast du den Verstand verloren?” schrie Lexi und holte Ty damit in die Gegenwart zurück. „Leg das Gewehr weg.”
„Ich denke nicht daran.” Jeff bedeutete Ty, seinen Platz unter dem Rosenbogen einzunehmen. „Braden wird das tun, was er schon längst hätte tun sollen.”
Lexi wandte sich wutentbrannt an Freddie. „Du scheinst deine Hand hier auch mit im Spiel gehabt zu haben. Ich vermute, ich kann nicht auf dich zählen, um meinem Holzkopf von Bruder zur Vernunft zu bringen?”
Freddie sah nicht im Geringsten schuldbewusst aus. „Nein.”
Sie legte einen Arm um Lexis Schultern und drängte sie vorwärts. „Wir alle haben das besprochen und waren uns einig.
Ihr drei müsst eine Familie werden.”
Lexi merkte, dass ihr das Blut aus den Wangen wich, während sie Martha, Pastor Green und Miss Eunice zustimmend nicken sah. „Sie waren auch alle daran beteiligt?”
„Darauf kannst du wetten.” Martha sah unheimlich stolz aus.
„Ich bin diejenige, die sich den Plan ausgedacht hat.”
„Nun, er wird nicht funktionieren”, entgegnete Lexi scharf.
Sie warf Freddie den Blumenstrauß zu und wollte Martha das Baby aus dem Arm nehmen. „Matthew und ich fahren nach Hause. Und wenn ihr Glück habt, dann werde ich die Sache in fünfzig Jahren vergessen haben.”
„Denk nicht einmal dran, Schwesterchen”, stieß Jeff grimmig hervor. Er legte die Schrotflinte an. „Auf diese Entfernung könnte ich Braden mit geschlossenen Augen treffen.”
Sein Tonfall ließ Lexi innehalten. „Das würdest du nicht wagen, Jeff Hatfield.”
Er zuckte nur kurz mit der Schultern, während er das Gewehr weiter auf Tys Rücken richtete. „Du kannst es ja drauf ankommen lassen.”
„Unter den gegebenen Umständen hätte ich es lieber, du würdest es nicht tun, Lexi”, meinte Ty gepresst.
Lexi biss sich auf die Lippen, um einen höchst drastischen Fluch in Gegenwart des Pastors zu unterdrücken. Sie blickte auf die Waffe in Jeffs Hand. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er seine Drohung wirklich wahr machen würde. Aber sie war sich nicht ganz sicher. Jeff hatte sehr ausgeprägte Moralvorstellungen, wenn es um Ehe und Babys ging. Wenn er sich in den Kopf gesetzt hatte, dass Ty sie heiraten musste, konnte ihn nichts mehr davon abbringen.
Ihr Blick wanderte zu Ty. Seine Stimme klang überraschend ruhig angesichts der Umstände. Als Arzt wusste er mit Sicherheit, welchen Schaden eine Schrotflinte anrichten konnte.
Eigentlich hätte er vor Angst außer sich sein müssen. Aber ihrer Meinung nach sah er ein wenig zu gelassen aus.
„Du bist bereit, die Sache durchzuziehen?” fragte sie ihn.
Ty schaute über die Schulter auf die Flinte in Jeffs Hand und dann wieder zu ihr. Mit gequältem Lächeln nickte er. „Mehr als willig.”
Freddie nutzte Lexis Zögern dazu, weiter auf sie einzureden.
„Siehst du, Lexi. Er will dich heiraten.” Sie drückte Lexi die Blumen wieder in die Hand und schob sie vorwärts. Dabei flüsterte sie ihr ins Ohr: „Hier ist deine Chance auf das Happy End, von dem wir als Kinder immer geträumt haben.”
Lexi funkelte ihre Schwägerin zornig an. „Ich werde dir nie wieder etwas erzählen, solange ich lebe. Du kannst sogar froh sein, wenn ich überhaupt noch mal ein Wort mit dir wechsle.”
„Ach, du wirst schon mit mir reden.” Freddie lachte, als sie Lexi neben Ty unter den Rosenbogen schob. „Ich wette, dass du mir schon bald auf Knien danken wirst.”
„Träum weiter”, murmelte Lexi.
„Dies ist wahrlich ein freudiger Tag”, erklärte Pastor Green und trat vor Lexi und Ty.
„Ich liebe Hochzeiten”, schluchzte Miss Eunice in ihr Spitzentaschentuch.
„Sei still, Eunice”, befahl Martha, deren Stimme ebenfalls zitterte. „Lass Pastor Green die Sache durchziehen, bevor einer von beiden sich davonmacht.”
„Liebes Brautpaar …”
Ein wenig wehmütig schaute Ty auf seine schöne Braut. Er hätte sich gewünscht, dass ihre Verbindung unter einem günstigeren Stern beginnen würde. Aber da das nicht möglich schien, fand er sich mit der Situation ab und hoffte, dass sie ihre Meinungsverschiedenheiten später beilegen
Weitere Kostenlose Bücher