Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
nicht als den Entführer. Er ist ein perverser Spanner, doch es wäre ein gewaltiger Sprung, die Mädchen entführt und eingesperrt und Natasha verstümmelt zu haben. Nicht unmöglich. Nicht beispiellos. Aber unwahrscheinlich.
Ich verlasse die Vernehmungsräume und gehe nach oben in den Einsatzraum. DS Casey notiert neue Informationen auf den Tafeln.
»Wie viele von den Verdächtigen haben Alibis für den Schneesturm am Samstagabend?«, frage ich.
»Die Loaches, Rastani und Everett.« Er zeigt auf ihre Fotos. »Gould und Kroger behaupten, sie wären zusammen gewesen.«
»Was ist mit Stokes?«
»Sagt, er kann sich nicht erinnern. Er ist ein Wichser mit einer großen Klappe.«
»Was ist mit den Fingerabdrücken aus dem Bauernhaus?«
»Die Spurensicherung braucht noch ein paar Stunden, aber die DNA -Profile kriegen wir erst nach Weihnachten.«
Drury kommt mit DS Middleton nach oben.
»Gould hat eine Aussage gemacht«, berichtet er. »Er hat die anderen beschuldigt.« Die anwesenden Detectives jubeln und klatschen sich ab. »Ich möchte, dass Anklage gegen sie erhoben wird. Es wurde eine spezielle Kautionsanhörung angesetzt. Bei Theo und Reuben Loach, Rastani, Gould und Everett werden wir uns einer Freilassung gegen Kaution nicht widersetzen, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie keinen Kontakt untereinander oder zu möglichen Zeugen aufnehmen. Kroger und Stokes haben gegen Bewährungsauflagen verstoßen. Wir werden beantragen, sie in Untersuchungshaft zu lassen.«
»Was ist mit Piper Hadley?«, frage ich.
»Gould und Kroger bestreiten beide, sie zu haben. Die anderen reden nicht. Wir werden ihnen weiter Fragen stellen und ihre Aktivitäten rekonstruieren.« Drury wendet sich an die versammelten Detectives: »Der Job ist noch nicht erledigt, meine Damen und Herren. An die Arbeit. Je schneller Anklage gegen sie erhoben wird, desto eher sind wir Weihnachten zu Hause.«
Dieses Mal höre ich ihn kommen.
Er verschiebt Kisten und Möbel.
»Klopf, klopf«, sagt er und schlägt mit den Fingerknöcheln gegen die Falltür.
Sein lächelndes Gesicht taucht auf. »Hast du mich vermisst? Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«
»Warum?«
»Heute ist Heiligabend. Ich habe eine köstliche heiße Suppe, frische Brötchen und eine Süßigkeit für hinterher.«
»Können wir mit Tash essen?«, frage ich.
Seine Stimme wird eisig. »Fang nicht wieder an.«
Ich klettere die Leiter hoch und strecke die Arme aus. Er hebt mich mühelos hoch und kneift dabei mit den Daumen in meine Handgelenke. Ich reibe mir die Druckstellen und gehe in den Hauptraum voran. Der Bambusspieß klemmt unter dem Gummi meines Slips in meinem Kreuz. Ich habe Angst, dass er herausrutscht und durch ein Bein meiner Jeans auf den Boden fällt.
»Sollen wir erst essen oder uns vorher waschen?«, fragt er.
»Ich hab solchen Hunger und fühl mich ein bisschen schwummrig«, sage ich. »Können wir zuerst essen? Bitte?«
»Weil du so höflich gefragt hast, lautet die Antwort Ja.«
Er zieht mir einen Stuhl vom Tisch und nimmt mir gegenüber Platz. Er sieht heute glücklicher aus, beinahe sorglos, als wäre eine Last von ihm genommen worden. Wir essen Suppe. Ich habe Mühe zu schlucken, weil meine Kehle wie zugeschnürt ist, doch gleichzeitig sterbe ich fast vor Hunger und werde allein von dem Geruch ganz schwach. Er isst mit gesenktem Kopf und zerpflückt sein Brot in immer kleinere Stücke. Er macht beim Kauen den Mund nicht ganz zu, sodass kleine eingespeichelte Brocken Essen zwischen seinen Zähnen und seiner Zunge glänzen.
Ich sehe mich verstohlen um. Seine Jacke hängt über der Lehne des Stuhls. An der Wand stapeln sich alte Ziegelsteine neben einem Sack Holzkohle für den Boiler.
Er macht Smalltalk. Ich frage ihn nach Weihnachten. Hat er einen Baum? Eine Familie? Natürlich, sagt er, ohne mehr zu verraten.
Nach der Suppe präsentiert er eine Tüte mit vier Cremeröllchen. Ich kann die süße Sahne und den Zuckerguss riechen. Ich möchte sie mit in den Keller nehmen, doch er will, dass ich meinen Teil sofort esse. Die Teilchen sind klebrig und süß, Sahne quillt aus meinen Mundwinkeln. Er streckt die Hand aus und wischt mir mit dem Daumen einen Klecks von der Nasenspitze.
Meine Hände sind klebrig. Als ich aufstehe, stellt er mir ein Bein in den Weg.
»Was glaubst du, wohin du gehst?«
»Ich will mir die Hände waschen.«
»Ich habe dir noch keine Erlaubnis erteilt.«
Ein Schmerz drückt von meiner Blase nach oben bis in meinen
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