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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Sprecht euch ab, um eure Geschichten abzustimmen.«
    »Dies ist weder die Zeit noch der Ort.«
    Er redet flüsternd auf sie ein, versucht, sie wegzuführen, fasst ihren Arm, redet mit ihr, als ob sie alte Freunde wären. Sie erschaudert bei seiner Berührung, enttäuscht ihn.
    »Tu nicht so gönnerhaft«, sagt sie. »Behandele mich niemals so.«
    Dann lässt sie ihn stehen und stürmt den Flur hinunter. Der Polizeibeamte, der das Zimmer bewacht, verfolgt ihren Abmarsch, sein Blick klebt an ihrem Hintern.
    »Was glotzen Sie so, Constable?«, bellt Drury ihn an. »Augen geradeaus.«

19
    Die St. Catherine’s School liegt zwischen Bäumen und ramponierten Sportplätzen am nördlichen Rand von Abingdon, gut eineinhalb Kilometer von der alten Luftwaffenbasis entfernt, die in den Neunzigern stillgelegt wurde.
    Eine einsame Schülerin sitzt schmollend im Sekretariat. Sie lässt ihre Beine unter einem Plastikstuhl baumeln und wartet offensichtlich auf ihre Bestrafung wegen irgendeines Vergehens.
    Sie trägt einen grauen Rock, eine weiße Bluse und einen dunkelblauen V-Pullover. Als wir mit einem kalten Luftzug eintreten, hebt sie kurz den Blick und senkt ihn wieder.
    Hinter einer Glasschiebetür sitzt eine Schulsekretärin. Grievous präsentiert seinen Dienstausweis und fragt nach der Direktorin. Die Sekretärin verwählt sich zwei Mal. Sie hat plötzlich zwei linke Hände. Vielleicht nagt ein unbezahltes Strafticket wegen Falschparkens an ihrem Gewissen.
    Die Direktorin, Mrs Jacobson, ist eine große Frau in einem beigefarbenen Kleid. Ihr gefärbtes Haar ist nach hinten gekämmt und mit einem Kamm festgesteckt. »Kommen Sie, kommen Sie«, sagt sie und geleitet uns wie Vorschulkinder in ihr Büro. Ihre Absätze klappern hallend über den Parkettboden.
    »Es geht um Piper und Natasha, nicht wahr? Gibt es Neuigkeiten?«
    »Es hat in dem Fall einige Entwicklungen gegeben«, sagt der junge Detective. »Die Details sind aus Ermittlungsgründen vertraulich.«
    »Selbstverständlich, ich verstehe. Setzen Sie sich. Kaffee? Tee? Bedienen Sie sich mit Gebäck. Eine wirklich schreckliche Geschichte – unsere Mädchen haben so lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Einige brauchten therapeutische Hilfe, aber wir hier in St. Catherine’s sind eine sehr stoische Truppe.«
    Ein freier Stuhl für Ruiz wird gefunden, der seit unserer Ankunft kein Wort gesagt hat. Grievous nimmt einen Schokoladenkeks, der beim Hineinbeißen zerbröselt. Er gibt ein leises Stöhnen von sich und versucht, die fallenden Krümel aufzufangen. Mrs Jacobson geht zu einem Beistelltisch und kehrt mit einem Teller und einer Papierserviette zurück, die sie ihm mit einem stummen Tadel anreicht, bevor sie wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz nimmt.
    »Piper, ein so wunderbares Mädchen, ich kann mir nicht vorstellen, warum sie weggelaufen sein sollte. Ihr Vater ist ein so großzügiger Mensch. Und ihre Mutter ist so hübsch und charmant.«
    »Nicht so wie die McBains?«, fragt Ruiz.
    Die Direktorin zuckt zusammen. »Verzeihung?«
    »Natashas Vater hat fünf Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls gesessen. Das wissen Sie doch bestimmt.«
    »Wir diskriminieren in St. Catherine’s niemanden.«
    »Wir auch nicht«, sagt Ruiz.
    Die beiden wechseln einen Blick ohne jede Freundlichkeit.
    »Wir hatten gehofft, mit einigen der Lehrer sprechen zu können, die Piper und Natasha unterrichtet haben«, sage ich. »Und ihre Schülerakten einzusehen.«
    »Ich fürchte, die Akten sind vertraulich, doch die meisten Lehrerinnen sind immer noch bei uns. Wir haben keine große Fluktuation.«
    »Was ist mit Hausmeistern?«, fragt Ruiz.
    Die Direktorin zögert. »Falls Sie Mr Stokes meinen, der arbeitet nicht mehr in St. Catherine’s.«
    »Er wurde gefeuert.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht, inwiefern das relevant sein sollte.«
    »Er hat unschickliche Fotos von den Mädchen gemacht.«
    »Ein bedauerlicher Zwischenfall. Wir hatten alle nötigen Überprüfungen durchgeführt.«
    »Wo ist Mr Stokes jetzt?«
    Sie starrt Ruiz eisig an. »Wir haben keinen Kontakt mehr.«
    Beide halten den Blick einen Moment, bevor Mrs Jacobson auf ihre kleine goldene Armbanduhr blickt. »Es ist Mittagszeit. Sie werden die meisten Lehrer im Lehrerzimmer antreffen.«
    Die Schülerin im Wartezimmer wird angewiesen, uns den Weg zu zeigen. Sie heißt Monica, geht leicht über den großen Onkel und lässt die Schultern hängen. Wir steigen eine Treppe hinauf und folgen einem Flur, entlang an

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