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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Dad.«
    »Ich habe keine Freundin.«
    »Aber du könntest eine haben … wenn du wolltest. Diese Frau mag dich.«
    »Welche Frau?«
    »Die, mit der du Mittag essen warst. Sie hat mit dir geflirtet.«
    »Hat sie nicht.«
    »Natürlich hat sie das. Frauen wissen so was.«
    »Du meinst, du ?«
    »Ja, Dad, ich bin eine Frau, und ich konnte es sehen.« Sie schiebt sich Pommes in den Mund. »Wenn du wieder heiratest, werde ich aber keine Brautjungfer.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich nicht irgendein ödes kürbisfarbenes Kleid tragen will, in dem ich aussehe wie ein Lampenschirm.«
    »Verstanden.«
    Das Haus liegt am Ende einer schmalen Straße, die zu einer Brücke über den Wellow River führt. Es ist kaum eine richtige Brücke und auch kaum ein richtiger Fluss. Julianne wartet vor der Tür. Sie hat das Haar hochgesteckt und trägt alte Jeans und Pullover, sieht aber trotzdem aus, als könnte sie in einer Fernsehwerbung für Vitamintabletten oder Shampoo auftreten.
    Charlie lässt sich von ihr umarmen und dreht sich, hinter einem Schleier aus Haaren blinzelnd, zu mir um. In ihrem Blick liegt das Wissen um ein geteiltes Geheimnis.
    Sie löst sich von Julianne, verschwindet im Haus und geht die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Julianne sieht ihr nach. Erleichtert. Besorgt.
    Ich erwarte, dass sie wütend ist und mir die Tür vor der Nase zuschlägt, doch stattdessen breitet sie die Arme aus und drückt mich.
    »Sie hat Mist gebaut.«
    »Ja.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Nichts. Sie hat einen Fehler gemacht. Wie wir alle mal. Entscheidend ist, dass sie nicht aufgibt. Wir wollen, dass sie morgen früh aufwacht und bereit ist, das Leben zu umarmen.«
    »Bei dir hört sich das so leicht an.«
    »Es ist nicht leicht.«
    Julianne bietet mir eine Tasse Tee an. Normalerweise würde ich jede Chance, zwanzig Minuten in ihrer Gesellschaft und in der vertrauten Umgebung meines alten Zuhauses zu verbringen, ohne Zögern ergreifen.
    »Ich muss zurück.«
    »Nach London?«
    »Nach Oxford.«
    Ich darf ihr nicht von Natasha McBain erzählen. Sie wird es früh genug erfahren. Dann wird sie zwei und zwei zusammenzählen, begreifen, dass ich wieder für die Polizei arbeite, und mich auf diese Art ansehen, wie sie mich immer ansieht, so als würde mein persönlicher Stern ein bisschen weniger hell leuchten als zuvor.
    Sie küsst mich auf die linke Wange, und auf dem Weg zur rechten streifen ihre Lippen meine.
    »Danke, dass du sie nach Hause gebracht hast.«
    In diesem Moment stößt Charlie im ersten Stock ihr Fenster auf.
    »Im Fernsehen ist eine Geschichte über diesen Typen.«
    »Welcher Typ?«
    »Der, mit dem du in Oxford geredet hast – Augie Shaw.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er hat versucht, sich zu erhängen.«

Ich habe dieses Zählspiel.
    Ich fange bei hundert an rückwärtszuzählen und sage mir, dass Tash zurückkommt, bevor ich bei null bin. Wenn ich fertig bin, fange ich wieder von vorn an. Wenn ich die einstelligen Zahlen erreiche, werde ich jedes Mal langsamer und lausche auf Schritte oder Stimmen.
    Es ist nur der Wind.
    Sie kommt nicht zurück.
    Am frühen Morgen ist es dunkel, drinnen und draußen. So dunkel, dass die Bäume aussehen wie eine Riesenwelle, die auf mich zuschwappt.
    Als die Sonne blass und kalt aufgeht, stehe ich auf der Bank und gucke in den heller werdenden Himmel. Ein Zug fährt vorbei. Ohne könnte ich genauso gut auf einem anderen Planeten sein. Ich könnte tot sein. Ich könnte der letzte Mensch auf der Erde sein.
    Ich habe kein Papier mehr, das ich beschreiben kann. Ich habe die letzte Seite aufgebraucht. Als George mich abgespritzt hat, lag das Notizbuch unter meinem Kopfkissen. Die Seiten sind nass geworden und rollen sich jetzt beim Trocknen auf. Mein Bleistift ist nur noch ein Stummel, deshalb ist das mit dem Papier eigentlich auch egal. Von jetzt an muss ich im Kopf schreiben. Listen erstellen. Meine Gedanken ordnen. Ablegen und vergessen.
    Die Leute sagen immer, meine Generation hätte keine Fantasie und eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Außerdem sind wir Xtra-large und faul und haben keine anständige Musik. Das ist die Kritik der Baby-Boomer-Generation, die ständig Geschichten aus den 1960ern erzählen – von wegen Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll –, doch sie haben ihre Protestplakate gegen Immobilien und Pensionsfonds eingetauscht. Meine Eltern sind so: kleine Leute mit einem kleinen Leben.
    Als ich das Finale der englischen Hallenjugendmeisterschaft erreichte und zu einem Rennen in

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