Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
er?«
    »Bei seiner Mutter.«
    »Was ist passiert?«
    »Der Richter war außer sich, als er von dem Selbstmordversuch erfuhr. Er wollte keine weiteren Ausreden mehr hören. Die Polizei habe in ihrer Fürsorge- und Aufsichtspflicht versagt, hat er gesagt. Er hat eine Kaution festgesetzt. Außerdem muss Augie eine elektronische Fußfessel tragen.«
    Sie hebt ihr Glas zu einer Minifeier, und streicht sich das Haar hinter die Ohren.
    »Hat die Anklage Augies Vater erwähnt?«
    »Das wurde nicht zugelassen. Man kann einen Sohn nicht dafür verantwortlich machen, was sein Vater getan oder nicht getan hat.«
    Einer meiner Manschettenknöpfe ist aufgegangen. Ich bin nicht geschickt genug, ihn wieder zu schließen. Victoria bemerkt es und greift über den Tisch.
    »So«, sagt sie.
    »Danke. Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie machen würde.«
    Ein Lächeln. Sie hat die Art Grübchen, die einen Mann um den Verstand bringen.
    Wir machen Smalltalk und sehen uns in die Augen. Naparstek ist ein jüdischer Name. Ihre Urgroßeltern sind 1935 aus Polen geflohen. Sie ist ein Einzelkind, was bedeutete, dass sie ein ziemlich verwöhntes Mädchen und eine Leseratte war. Sie ist in Glasgow aufgewachsen, aufs Internat gegangen und war Schulsprecherin. Ihr Vater macht Firmenvideos. Ihre Mutter ist Sprachtherapeutin.
    Ich höre ihr zu und nehme mir vor, mich daran zu erinnern – wie es sich anfühlt, mit einer attraktiven Frau zu reden und ein bisschen zu flirten. Was ich nicht erwähne, ist die Tatsache, dass ich heute Morgen mit einer Erektion aufgewacht bin und mir vorgestellt habe, Dr. Naparstek ihren schicken Kostümrock über ihre Hüften hochzuschieben und meine Peniswurzel an ihrem Schambein zu reiben.
    »Tut mir leid, dass ich Monologe halte«, sagt Victoria. »Das stört Sie doch nicht, oder?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Lügner!«
    Dann redet sie weiter, erzählt mir, wie sie in einer Schultheateraufführung die Hauptrolle gespielt und mit der Idee geliebäugelt hat, Schauspielerin zu werden. Das Gespräch blüht auf, wir werden vertraut miteinander und erzählen uns retuschierte Highlights unseres Lebens. Dann fragt sie mich aus heiterem Himmel: »Erinnern Sie sich an unsere erste Begegnung?«
    »Ja.«
    »Sie haben einer Anhörungskommission erklärt, dass mein Patient Vergewaltigungsfantasien habe … auch über mich.«
    »Wie geht es Liam?«
    »Lassen Sie mich ausreden«, sagt sie und wappnet sich. »Nach der Anhörung wurde seine Entlassung abgelehnt, und er blieb für weitere sechs Monate in psychiatrischer Sicherheitsverwahrung. Ein halbes Jahr später hat er einen neuen Antrag gestellt, und man gewährte ihm begleitete Tagesausflüge, Wochenendurlaub und so weiter. Zwei Monate später überfiel er eine Frau, die mit ihrem Hund im Putney Common spazieren ging, und versuchte, sie zu vergewaltigen.« Sie senkt den Kopf und spricht flüsternd weiter. »Er wollte ihr die Gurgel durchschneiden, aber sie hat ihn erfolgreich abgewehrt. Sie hatten recht. Ich hätte auf Sie hören sollen.«
    Ich überlege, etwas zu sagen, doch ich habe keine tröstenden Worte anzubieten. Schweigen ist gütiger.
    Wir gehen zurück zum Hotel. Das ist der Teil, der mir Angst macht. Seit Julianne und ich uns getrennt haben, hat es zwei Frauen gegeben, beides One-Night-Stands – eine Lehrerin von Charlies Schule und eine geschiedene Frau, die ich bei einem Tanzkurs kennengelernt habe. Man könnte es Mitleids- oder Einsamkeitssex nennen, hungrig und traurig, zwei Menschen, die versuchen zu vergessen, anstatt etwas Neues zu erschaffen.
    Was theoretisiere ich jetzt schon wieder? Ich denke zu viel. Ich sollte einfach handeln.
    Victoria Naparstek nimmt mir die Entscheidung ab, indem sie mich in einen Ladeneingang zieht und küsst wie ein Teenager. Dann fasst sie meine Hand, und wir gehen weiter.
    »Bevor du mich auf dein Zimmer einlädst«, sagt sie, »muss ich dich warnen. Ich werde Nein sagen.«
    »Oh.«
    »Ich warne dich bloß. Du solltest trotzdem fragen.«
    »Warum?«
    »Ich werde mich geschmeichelt fühlen.«
    »Das heißt, du magst mich.«
    »Ja. Du bist ein netter Mann …«
    »Ich höre da ein ›Aber‹.«
    »Ich habe das Gefühl, du hängst noch an einem netten Mädchen … und das bin nicht ich.«
    »Aber ich könnte irgendwann an dir hängen.«
    »Ich bin nicht besonders geduldig und stehe nicht gern in der Schlange.«
    »Kein Grund, nicht miteinander zu schlafen.«
    »Ist das eine Einladung?«
    »Ja.«
    Sie lacht und küsst mich noch einmal. Als

Weitere Kostenlose Bücher