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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Die Tüte ist von dem Chicken Cottage in Abingdon. Ich kenne den Laden, weil der Besitzer eine dieser Katalog-Ehefrauen aus den Philippinen hat, die aussieht, als wäre sie siebzehn.
    »Vielleicht solltest du dich vorher waschen«, sagt George.
    Ich schüttele den Kopf.
    Er bietet mir einen Stuhl an. Meine Hände zittern. Mein Magen zieht sich zusammen. Ich kann das fettige warme Fleisch sehen, die goldbraune Haut, die saftigen Schenkel …
    Er nimmt mir gegenüber Platz und sieht mir beim Essen zu. Ich stopfe das Hähnchen in mich hinein, weil ich Angst habe, dass er es mir wieder wegnehmen könnte.
    »Was zu trinken?«
    Er macht eine Dose Limonade auf.
    »Nicht so hastig. Sonst wird dir noch schlecht.«
    Aber ich schlinge weiter. Ich kann gar nicht schnell genug kauen und verschlucke mich beinahe.
    Er packt eine Ecke der beschichteten Tüte und zieht sie mir weg. Meine Augen und Hände folgen dem Essen, doch er gibt mir einen Klaps auf die Handgelenke und ermahnt mich, langsamer zu essen.
    Ich bringe kein Wort heraus. Ein Klumpen Essen steckt in meinem Hals. Ich kann auch nicht atmen. Er steht auf, legt seine Arme um mich, drückt fester zu und presst die Luft aus meiner Lunge. Hustend spucke ich einen Klumpen Hühnchen aus.
    Er setzt mich wieder auf den Stuhl.
    »Tu das nächste Mal, was ich sage.«
    In dem Moment kotze ich los. Er macht einen Schritt zurück, doch nicht schnell genug, um seine Schuhe in Sicherheit zu bringen. Er brüllt irgendwas. Ich verstehe ihn nicht. Alle meine Innereien stülpen sich nach außen, und mir ist, als würden sie mit dem halb verdauten Hühnchen und der Limo auf dem Fußboden landen.
    Ich wische mir mit dem Ärmel Mund und Nase ab.
    »Wo ist Tash?«
    »Ich habe sie gefangen.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich habe sie getötet.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Er lacht. »Sie ist in einem Raum genau wie diesem.«
    »Kann ich sie sehen?«
    »Nein, ich bestrafe sie.«
    »Bestrafen Sie stattdessen mich.«
    Er antwortet nicht.
    »Bitte, lassen Sie mich zu ihr.«
    »Nein.«
    »Warum machen Sie das?«
    Wieder gibt er keine Antwort.
    »Ich will nach Hause. Bitte lassen Sie uns gehen. Wir sagen es niemandem.«
    »Ich dachte, darüber wärst du inzwischen hinaus«, sagt er und klingt enttäuscht.
    »Lassen Sie mich Tash sehen.«
    Er packt blitzschnell und so fest mein Gesicht, dass es sich anfühlt, als würde mein Kiefer brechen. Er hebt mich hoch, bis meine Zehen kaum noch den Boden berühren.
    »Halt die Klappe! Hast du verstanden? Hör auf zu jammern.«
    Er sagt es mit einem leisen Flüstern, das in meinem Schädel widerhallt.
    »Hast du mich gehört?«
    Er reißt meinen Kopf hoch und runter und lässt mich dann los. Ich weiß nicht, wie ich es schaffe, stehen zu bleiben. Er schnuppert an seinen Fingern und verzieht die Nase.
    »Zeit, dich sauber zu machen.«
    Er führt mich vom Tisch zu einem Bett und einer altmodischen Wanne auf Krallenfüßen. Ein mit Holz befeuerter Boiler heizt den Raum und das Wasser. Die Wanne ist bereits halb voll. Er dreht den Hahn auf. Es dampft, Blasen blubbern. Am Fuß des Bettes steht eine große offene Truhe mit Shampoos, Seifen, Bodylotions, Conditioner, Moisturizer, Parfüm, Schaumbad – es sieht aus, als hätte er jedes Hotel des Landes geplündert und all die kleinen Gratisfläschchen mitgenommen.
    Er gießt noch ein wenig Schaumbad in das fließende Wasser und sieht zu, wie es aufschäumt. Dann öffnet er eine zweite Truhe und nimmt ein großes flauschiges Handtuch heraus.
    »Du hast dich noch nicht ausgezogen.«
    »Ich will nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Nicht vor Ihnen.«
    »Ich gehe nicht weg.«
    »Bitte«, flehe ich mit quäkender Stimme.
    Ich schaue auf die Wanne und dann in die offene Truhe. In der Innenseite des Deckels ist ein Spiegel, in dem ich mich kurz sehe. Mein Haar ist zu Rattenschwänzen verfilzt. Meine Augen sind rot.
    Das Bad ist fertig. Er taucht seine Finger ins Wasser.
    »Du hast nichts, was ich nicht schon gesehen habe.«
    Aber das stimmt nicht. Er hat mich noch nicht nackt gesehen. Nicht von Nahem. Nicht so.
    Wieder packt er mein Gesicht und zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen, die sich tief in meinen Schädel bohren. Sein Griff wird fester. Tränen fallen auf seinen Handrücken.
    »Du solltest mir besser gehorchen, Piper. Du weißt, wozu ich imstande bin.«
    Ich ziehe meine Kleider aus. Er hält sie zwischen Daumen und Zeigefinger und lässt sie in einen Müllsack aus Plastik fallen. Ich bedecke meine Brüste mit dem Unterarm.
    Er

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