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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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den Fotos.«
    »Ich habe diese Mädchen nie angerührt. Ich hab ihnen kein Haar gekrümmt.«
    »Aber Sie haben diese Fotos gemacht.«
    Er schnippt die Asche seiner Zigarette ab. »Das war alles. Warum fangen Sie wieder davon an? Hat sich eine von den kleinen Schlampen beschwert und möchte mich verklagen? Soll sie ruhig. Ich hab kein Geld. Sie kann mich auf meinen Karren verklagen.« Er nickt lachend seinem Besen zu.
    Stokes ist kein geübter Lügner. Wenn man lügen will, zeigt man den Leuten seine Hände, damit sie sehen können, dass man unbewaffnet ist. Und dann beugt man sich ein wenig vor, um seine Überzeugung zu bekräftigen, ohne den Blick des Gegenübers loszulassen.
    »Wo waren Sie an dem Abend von dem Schneesturm?«, frage ich.
    »Samstag? Da müsste ich mir die Haare gewaschen haben.«
    »Ist das Ihr Alibi?«
    »Warum sollte ich eins brauchen?« Er lächelt mich traurig und bitter an. »Den Onkel sollten Sie sich ansehen. Das hab ich der Polizei auch gesagt. Ich hab ihnen erzählt, was ich gesehen habe.«
    »Was haben Sie ihnen denn erzählt?«
    »Ich hab ihnen von diesem Mädchen und ihrem Onkel Vic McBain erzählt.«
    »Was ist mit den beiden?«
    »Ich hab sie zusammen gesehen. Er hat Natasha einmal vor der Schule abgesetzt, und sie saß vorn auf seinem Schoß und küsste ihn. Nicht nur einfach so, kein Küsschen auf die Wange, sondern richtig mit Zunge. Wissen Sie, was ich meine? Erst dachte ich, es wär eins der älteren Mädchen mit ihrem Freund, doch dann stieg Natasha aus, und ich erkannte den Typ, den sie geküsst hatte. Sie hüpfte zum Unterricht, als wäre das alles so normal wie nur was.«
    »Sind Sie sicher, dass es Vic McBain war?«
    »Ja, ich habe mit Natasha geredet. Sie hat gesagt, sie wüsste von meinen Fotos, und wenn ich es irgendjemandem erzähle, würde sie behaupten, ich hätte sie angefasst. Das ist eine Lüge. Ich habe keins von den Mädchen jemals berührt.«
    »Und das haben Sie der Polizei erzählt?«
    »Ja, das habe ich denen erzählt.«
    »Wem haben Sie das erzählt?«
    »Einem Detective, seinen Namen weiß ich nicht mehr.«
    Ich habe die Akten gelesen. Es gab keinen Hinweis auf eine unangemessene Beziehung zwischen Vic McBain und seiner Nichte.
    Stokes drückt seine Zigarette zusammen, bis sich Papier und Asche auflösen, und fegt sie auf.
    »Dieses McBain-Mädchen konnte wirklich eine Hexe sein, total eingebildet, stolzierte rum wie auf einem Laufsteg. Mit vierzehn Schwanzfopper, mit fünfzehn Ausreißerin – dieses Mädchen hat immer nur Ärger gemacht. Vielleicht hat sie bekommen, was sie verdiente.«
    »Und was hat sie verdient?«
    Er antwortet nicht. Stattdessen wendet er sich ab und nimmt den starrborstigen Besen von der Karre.
    »Ich muss arbeiten.«

24
    Zwischen Ruiz’ Ellbogen steht ein Pint Guinness. Er sieht zu, wie sich die Bläschen zu einem cremigen Schaum setzen. Wir trinken nicht in der Morse Bar. Er hat ein Pub um die Ecke ausgesucht, wo es preiswerter ist und die Happy Hour doppelt so lang.
    »Ich habe nichts gegen Fernsehdetektive«, erklärt er. »Aber was den Blödsinn angeht, den sie verzapfen, ist einer wie der andere. Nimm zum Beispiel Columbo.«
    »Peter Falk?«
    »Der Typ, der seit zwanzig Jahren denselben Regenmantel trägt und so tut, als wäre er vertrottelt und blöd, damit die Leute ihn unterschätzen. Ich kenne Polizisten, die das schon doppelt so lange machen wie er und in ihrem Leben noch nicht mehr gelöst haben als ein Kreuzworträtsel. Weißt du, was mit denen passiert?«
    »Ich habe das Gefühl, du wirst es mir gleich sagen.«
    »Sie werden befördert.«
    Sein Glas ist leer.
    »Deine Runde«, sagt er.
    »Ich trinke nichts.«
    »Das ist doch nicht meine Schuld. Man nennt es Tradition.«
    Ich gehe zur Bar. Als ich zum Tisch zurückkehre, hat Ruiz sein Notizbuch ausgepackt und leckt sich beim Blättern den Daumen. Während ich Emily Martinez und Nelson Stokes befragt habe, hat er die Einzelheiten des Unfalls recherchiert.
    Er rattert die Fakten herunter: Aiden Foster, 20, und Callum Loach, 18, hatten auf einer Party in Abingdon eine Auseinandersetzung. Später am selben Abend überfuhr Foster Loach und beging dann Unfallflucht.
    »Foster wurde am nächsten Tag festgenommen. Er hat einen Deal mit der Staatsanwaltschaft gemacht, und die Anklage wurde auf schwere Körperverletzung reduziert. Er sitzt seit vier Jahren.«
    »Was ist mit Loach passiert?«
    »Seine beiden Beine wurden über dem Knie amputiert. Er wohnt bei seinen

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