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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Sie kreischte, als sei er im Begriff, ihr, dem waidwunden Tier, den Todesstoß zu geben.
    Und plötzlich hob Mel die Hand, preßte sie gegen ihre Lippen, um das Schreien zu ersticken, wenigstens zu drosseln. Donna empfand tiefen Schrecken. Der Atem ging ihr aus. Mit aller Kraft biß sie ihm in die Hand. Jetzt schrie er auf, im unerwarteten Schmerz. Und er versuchte, ihren Körper mit seinem größeren und schwereren Körper unter Kontrolle zu bringen. Doch sie schlug und stieß und kratzte. »Geh mir aus dem Weg!«
    Er gab nicht nach. »Ich hasse dich, gottverdammt noch mal!« schrie sie. Und schlug ihm mit der Hand ins Gesicht.
    Instinktiv hob er seine rechte Hand und schlug mit gleicher
Kraft zurück. Und dann fuhren beide gleichzeitig auseinander, entsetzt über das, was sie getan hatten.
    Als erster fand er zur Sprache zurück. »Donna, es tut mir so leid...«
    »Nein«, schnitt sie ihm das Wort ab, »ich will nichts weiter hören.« Sie blickte ihm in die müden braunen Augen. »Du bist schlimmer als Victor«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Victor hat vieles getan, aber geschlagen hat er mich nie.«
    Während Donna zur Tür ging, trat Mel beiseite. Hinter ihr erklang leise seine Stimme. »Manchmal ist es leichter, jemanden umzubringen, als Hand an ihn – oder sie – zu legen.«
    Donna öffnete die Tür und trat hinaus, ohne auch nur einen einzigen Blick zurückzuwenden.

19
    Seit einem Monat kam sie Tag für Tag zu diesem Spielplatz. Zuerst nur ein Zufall, war es inzwischen zum festen Ritual geworden: Jeden Nachmittag von drei bis fünf saß Donna auf derselben niedrigen grünen Bank bei dem kleinen Spielplatz in der Nähe des Flagler Boulevard und sah den Kindern beim Spielen zu.
    Irgendwie erschien es ihr als passendes Ende für jeden Tag: für all die Tage, die sie mit leeren Gedanken füllte, bis es dunkel genug wurde, um wieder zu Bett zu gehen, um wieder zu schlafen. Morgens wachte sie zwischen sieben und acht Uhr auf und verbrachte eine kleine Ewigkeit mit Waschen und Zähneputzen und was sonst noch, bevor sie sich anzog. Sie schlüpfte in die Kleidung, die gerade in ihrer Reichweite lag, bis sie schließlich so schmutzig war, daß sie das unmöglich noch länger tragen konnte. Dann unternahm sie lange Spaziergänge, manchmal am Meer entlang, mitunter auch bis zur Worth Avenue, wobei sie
den gutgekleideten Touristen nach Möglichkeit aus dem Wege ging. Gelegentlich führten ihre Schritte sie zur Palm Beach Mall oder in Richtung Southern Boulevard. Dann und wann aß sie irgendwo eine Kleinigkeit; meistens verzichtete sie darauf. Regelmäßig jedoch kam sie am Ende zu diesem kleinen Spielplatz. In welche Richtung sie zuerst auch aufgebrochen sein mochte: Alle Wege führten schließlich hierher.
    Es war einer von Adams Lieblingsspielplätzen gewesen, vermutlich wegen der vielen Wippen und Rutschbahnen usw. in Tiergestalt. Natürlich rechnete sie nicht wirklich damit, ihn hier zu sehen. Andererseits (dies ihre vagen Gedanken) konnte man ja nie wissen. Schien es nicht wenigstens denkbar, daß Victor mit den Kindern Palm Beach überhaupt nicht verlassen hatte? Oder eher noch: daß er mit ihnen nach kurzer Abwesenheit wieder zurückgekehrt war? Sie versuchte, sich von diesen unsinnigen Überlegungen zu befreien. Nein, nein, nein. Palm Beach war ein viel zu kleiner Distrikt. Es gab zahlreiche Menschen, die ihn und die Kinder erkennen konnten, erkennen würden. Überdies hatte der Detektiv den gesamten Staat durchkämmt, hatte alle möglichen Agenturen abgeklappert: für Immobilien, für Hauspersonal, selbst für Kinderschwestern. Victor befand sich garantiert nicht in Florida. Oder hatte sich hier jedenfalls nicht befunden, flüsterte es aus irgendeinem Winkel ihres Gehirns. Denn es konnte doch sein, daß er inzwischen zurückgekehrt war.
    Sie sah, wie ein kleiner, dunkelhaariger Junge vom Parktor her auf ein grellbemaltes Klettergestänge zulief. Im Nu hatte er sich emporgeturnt und hing dann ganz oben, Kopf nach unten. Wo blieb seine Mutter? fragte Donna sich gereizt. Kleine Kinder läßt man auf gar keinen Fall unbeaufsichtigt – wie leicht können sie sich was tun!
    Der Junge war nicht älter als Adam. Ja, er hatte sogar ein wenig Ähnlichkeit mit ihm, zumindest aus dieser Entfernung. Außerdem
blickte sie gegen die Sonne, und wenn sie ihre Augen ein wenig verengte, konnte sie sich fast vorstellen...
    »Todd, wo bist du?« rief eine helle Frauenstimme. Und dann sah Donna die Frau selbst. Sie hastete auf

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