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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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»Meeresblick« einzubiegen.
    Donna fuhr ein paar Häuser weiter. Dann hielt auch sie und stieg rasch aus, drückte leise die Autotür zu, nahm sich nicht die Zeit, sie abzuschließen. Jetzt strebte sie einer Stelle zu, wo sie die Frau und die Kinder beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.

    Die Frau schloß ein schmiedeeisernes Tor auf, und schon drängten die Kinder hinein. »Ihr könnt hinten auf dem Hof spielen, bis das Dinner fertig ist«, rief die Frau hinter ihnen her, öffnete dann den Kofferraum und zog eine der braunen Tragtaschen hervor.
    Dinner! dachte Donna. Erst jetzt wurde ihr so richtig bewußt, daß es bereits nach fünf Uhr sein mußte. Vermutlich würde Victor jeden Augenblick nach Hause kommen. Zur Zeit schien er jedenfalls noch nicht hier zu sein. Donna beobachtete zwei oder drei Autos, die an ihr vorüberfuhren, und kurz dachte sie an Mel, der sich irgendwo in Carmel Valley wie ausgesetzt fühlen mußte; doch schon richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Frau, die jetzt die zweite Tragtasche aus dem Kofferraum hob.
    Beeil dich! hätte sie ihr am liebsten zugerufen. Wir haben nicht so unendlich viel Zeit.
    Aber die Frau hatte keine besondere Eile. Eine nach der anderen zog sie die braunen Tragetaschen aus dem Kofferraum und trug sie ins Haus: in das bräunlich gestrichene Holzhaus mit den hellen Fensterläden. Kaum war sie mit dem letzten Plastikbeutel verschwunden, bewegte Donna sich hastig in Richtung auf das Haus. Sie war fast beim Tor, als sich die Vordertür öffnete und die Frau abermals erschien. Atemlos stürzte Donna auf den nächsten Busch zu, verbarg sich dahinter. Irgendwie kam sie sich vor wie der Fernsehdetektiv Jim Rockford. Um Gottes willen, dachte, nein, betete sie: daß die mich jetzt bloß nicht sieht. Nein, nicht jetzt. Noch nicht.
    Die Frau ging zu ihrem Auto, stieg ein, öffnete per Fernbedienung die Garagentür. Dann fuhr sie das Auto in die Garage. Sekunden später tauchte sie wieder auf und ging, durch das Tor, zum Haus zurück. Donna verharrte noch eine kleine Ewigkeit hinter ihrem Busch. Dann richtete sie sich auf. Doch sofort befiel sie wieder Furcht. Irgendwie schien es, als sei sich die Frau – nunmehr im Haus – Donnas Anwesenheit sehr wohl bewußt. Geräuschvoll
schloß sich jetzt die Garagentür, sozusagen genau abgepaßt. Wie hatte Mel sie, Donna, noch genannt? Nancy Drew. Das war diese blutjunge Detektivin aus dem Fernsehen. Na, mit der durfte sie keinesfalls im selben Atemzug genannt werden, von Jim Rockford ganz zu schweigen. Sie gehörte vielmehr in die Kategorie des Stolperdetektivs Sherlock Hemlock aus »Sesamstraße«. Sonderbarerweise nahm ihr eben dieser Gedanke jegliche Furcht. Dort hinten auf dem Hof befand sich ihr kleiner Big Bird und wartete sozusagen auf sie. Es blieb einfach keine Zeit, noch länger Angst zu haben.
    Langsam und voll Vorsicht näherte sie sich dem vorderen Tor. Hoffentlich tauchte Victor nicht gerade in diesem Augenblick auf. Was würde geschehen, wenn er im Auto plötzlich heranjagte, nur wenige Meter von ihr entfernt hielt? Sie hörte Schritte. Nein, dachte sie, um Gottes willen, nein. Victor – das durfte doch nicht wahr sein. Abrupt drehte sie den Kopf. Ein junger Mann ging vorbei, beachtete sie nicht weiter. Vielleicht befand sie sich in Wirklichkeit gar nicht hier. Vielleicht war all dies ein Traum, so wie jener mit dem Dschungel und der Schlange. Aber wenn es ein Traum ist, dachte sie, dann will ich ihn auch zu Ende träumen. Sie blickte wieder zur Pforte, trat näher. Das Tor war unverschlossen und ließ sich mühelos öffnen. Donna war jetzt im Vordergarten. Sie schloß hinter sich die Pforte und stand dann wie angewurzelt. Hinter dem Haus spielten Kinder, das verrieten Stimmen und Geräusche: ihre Kinder.
    Fast eine Minute lang starrte Donna auf die große, verglaste Vorderveranda, während sie angestrengt überlegte: Was tun? Wie vorgehen? Es gab wohl nur eine Möglichkeit. Sie würde sich nach hinten zu ihren Kindern schleichen, ihnen sagen, wer sie war, und mit ihnen zu ihrem Auto eilen. Sie blickte durch die Scheiben der Vorderveranda. Wo mochte sich jetzt bloß die Frau aufhalten? Wenn sie das nur wüßte! Nun, alles sprach dafür, daß sie die eingekauften Lebensmittel auspackte und alles fürs Dinner
vorbereitete. Folglich mußte sie sich in der Küche befinden, und die Küche lag höchstwahrscheinlich im rückwärtigen Teil des Hauses – mit Blick auf den Platz, wo die Kinder spielten?

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