Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
sie beide Kinder unter ihren schützenden Fittichen wußte und im Flugzeug saß, fort von Kalifornien.
Inzwischen war die andere Kasse besetzt, und die Frau schob ihren Karren sofort dorthin und legte die gekauften Waren auf das Laufband. Hastig drehte Donna den Kopf hin und her. Wo war Mel?
Ihr Blick glitt über das Labyrinth der geparkten Autos. Nach etlichen Sekunden entdeckte sie den weißen Buick, den sie in Los Angeles gemietet hatten. Nein, dort befand sich Mel nicht. Sie spähte wieder zum Weingeschäft. Nichts. Blickte durch die Scheibe zu der Frau. Die Kassiererin war noch immer mit dem
Eintippen der Preise beschäftigt. Beeil dich, Mel. Du mußt mir helfen!
Und was sollte werden, falls Mel nicht rechtzeitig zurückkehrte? In jenem Weingeschäft gab es zweifellos alle möglichen seltenen und exotischen Weine, und vielleicht fiel es ihm schwer, sich von einer eingehenden Inspektion loszureißen. Daß so etwas wie ein Notstand eingetreten war, konnte er nicht einmal ahnen – soweit er wußte, war Victor mit den Kindern in aller Herrgottsfrühe zum Flughafen von Los Angeles gefahren!
Aber wer immer sich am frühen Morgen davongemacht haben mochte, um Victor handelte es sich nicht. Und Carol und Tommy, oder wie sie hießen, waren garantiert nicht ihre, Donnas, Kinder. Ihre Kinder befanden sich hier in Carmel. Eines sogar in diesem Lebensmittelgeschäft. Ganz in der Nähe. Und sie würde Sharon nicht mehr aus den Augen lassen. Mochte da kommen, was wollte. Mochte Mel zur Stelle sein, um ihr zu helfen, oder nicht. Wenn es sein mußte, würde sie es allein mit dieser Frau aufnehmen, würde nach der Polizei rufen. Auf gar keinen Fall durfte sie es zulassen, daß diese fremde Frau ihr entwischte. Sie mußte ihr auf der Spur bleiben, gleichgültig wer sich ihr in den Weg zu stellen versuchte – womöglich das ganze Personal und sämtliche Kunden.
Die Hilfskraft bei der Kasse verstaute die gekauften Waren in vier Tragtaschen.
»Könnte mir jemand dabei behilflich sein, dies zu meinem Auto zu bringen?« fragte die Frau.
Bei aller Entschlossenheit spürte Donna, wie neuer Schrecken in ihr aufstieg. Daran hatte sie nicht gedacht. Daß von vornherein jemand dabei sein werde, wenn sie die Frau stellte. Wieder drehte sie den Kopf. Mel war nirgends zu sehen.
Die Frau ging an ihr vorbei. Fest hielt sie das kleine Mädchen bei der Hand. Als sie das Geschäft verließen, blickte das Kind plötzlich zu Donna und starrte wortlos zu ihr empor.
»Komm, trödel nicht«, sagte die Frau und zog das Kind weiter, während unmittelbar hinter den beiden die Hilfskraft den vollgepackten Einkaufswagen schob. Donna warf noch einen letzten, wie hilfesuchenden Blick in die Runde und folgte dann dem Lehrling – gleichsam als Nachzüglerin dieser sich eher bedächtig dahinbewegenden Miniprozession.
Die Frau ging langsam, Schritt für Schritt. Sie richtete sich nach dem Tempo des Kindes. Normalerweise wäre sie zweifellos wesentlich zügiger ausgeschritten, das schien viel eher ihrer Art zu entsprechen. Dennoch wirkte sie nicht ungeduldig. Vielmehr betrachtete sie das Kind mit unverkennbarer Zärtlichkeit. Nein, um eine gewöhnliche Haushälterin oder dergleichen konnte es sich bei ihr kaum handeln. Dies war keine Frau, die einfach einen »Job« erledigte. Sie hatte das kleine Mädchen zweifellos gern. Und dafür, wenigstens dafür, war Donna dankbar.
Das Auto der Frau stand nicht sehr weit von der Stelle entfernt, wo Mel den weißen Buick geparkt hatte: eine Reihe und sechs Parkplätze weiter. Aus sicherer Entfernung beobachtete Donna, wie der Lehrling die vier prallen Tragetaschen im Kofferraum des beige-grünen Plymouth verstaute. Auf dem Nummernschild stand: NKF 673. Sie versuchte, sich die Nummer einzuprägen – NKF. NKF, wiederholte sie für sich: N ur K eine F eigheit, erfand sie behende, um ihrem Gedächtnis die nötigen Schlüsselwörter zu liefern.
Die Schlüssel. Hüterin der Schlüssel. Sie hatte doch die Autoschlüssel.
Die Frau drückte dem Jungen ein Trinkgeld in die Hand, und dieser hielt eilfertig die Tür auf, während die Frau Sharon hinten in ihren Kindersitz setzte. Lieber Gott, dachte Donna, sie fahren fort, fahren davon! Und während der Lehrling für die Frau die vordere Tür aufhielt, schlich Donna sich ein Stück näher heran. Sie sah, wie die Frau sich hinters Lenkrad schob und
der Lehrling die Tür zuwarf. Lieber Gott, sie fahren davon! Was stehe ich hier herum und lasse sie einfach fort?
Abermals
Weitere Kostenlose Bücher