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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Mund, Donna. Du weißt einfach nicht, wieviel Schaden du mit deinem Mund anrichten kannst. Du gehst auf mich los und läßt dann nicht mehr ab.«
    » Ich geh auf dich los?«
    »Du kannst einfach nicht anders, wie? Mußt mir ins Wort fallen?«
    Donnas Schultern schienen einzusinken unter der Last der immer mehr anwachsenden Schuld. Sie wischte sich eine Träne vom Auge, schwieg. Warum nur konnte sie nicht den Mund halten, wenn er sie so ausdrücklich darum bat? Warum konnte sie nicht, ganz schlicht und einfach, wenigstens in solchen Äußerlichkeiten mit ihm übereinstimmen? Warum mußte sie dauernd auf eine »Lösung« drängen? Im Endeffekt wurde doch nie etwas »gelöst«.
Sie seufzte unwillkürlich. Es war wohl das »Ehelos«, dieses Ewig-Ungelöste.
    Unausweichlich, so schien es, kam es zu einer wahren Flut von Entschuldigungen von ihrer Seite. Sie bat um Verzeihung, demutsvoll, was er mit stummer Billigung registrierte. Doch irgendwo, in ihrem Hinterkopf, hörte sie die Stimme ihrer Mutter: »Laß dich von niemandem einschüchtern. Steh deinen Mann.«
    Leicht gesagt – oder auch nicht so leicht. Jedenfalls schwer getan. Sie kam sich vor wie ein Fisch, der einen Köder geschluckt hat und sich nun unversehens von seinem Urelement – ein Fisch außerhalb des Wassers – getrennt sieht.
    Nun gut. Auch das Programm für den Rest der Nacht lag fest. Sie würden einander lieben, lieben, lieben. Donna war immer wieder aufs neue davon überrascht, daß all der Zank und Streit ihr Liebesleben nicht im mindesten beeinträchtigte. Eher schon war das Gegenteil der Fall. Es wirkte fast stimulierend.
    Der Ablauf war stets der gleiche. Jeder Krach endete praktisch genau wie der vorherige. Entschuldigte Donna sich nicht sofort, so gab es etliche Tage »Verzug« – Tage, an denen man in frostigem Schweigen umeinanderschlich. Und mit jeder weiteren Entschuldigung von ihrer Seite klang die Stimme ihrer Mutter leiser – leiser und immer leiser.
    Heute abend, heute nacht würde es nicht anders sein. Das war Donna spätestens in dem Augenblick bewußt geworden, wo ihr Mann müde das Zimmer verließ, den Rücken so krumm wie ein geprügelter Hund. Allerdings: Zärtlichkeiten würde es nicht geben, keine wirklichen Zärtlichkeiten. Nichts, um Seele und Gemüt zu erleichtern, indem der Körper zu seinem Recht kam. Warum hatte sie nur die ganze Sache angefangen? Wäre es denn so schlimm gewesen, diese Atemübungen zu absolvieren? Gott, sie konnte doch von Glück sagen, daß er ihre Schwangerschaft so wichtig nahm. Manche Ehemänner scherten sich einen Dreck darum. Victor hingegen nahm in einem solchen Maße Anteil, als
sei es buchstäblich auch seine eigene Sache. Er wollte es gleichsam mit ihr teilen. Deshalb seine Sorge wegen der Atemübungen: die Sorge um sie und das Baby.
    Sorge oder Sucht nach Kontrolle? fragte die Stimme tief in ihr. Sie verdrängte sie und betrat das Schlafzimmer.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ehrlich.«
    Er wirkte tiefer verletzt den je. »Tut dir ja immer leid. Nur ändert das nie etwas.«
    »Ich bin heute abend eben ziemlich reizbar. Offenbar ist eine Erkältung im Anzug.«
    »Schon wieder?«
    Sie hob die Achseln. »Wenn mir die Nase so läuft, du weißt ja.« »Du hast doch nichts dagegen eingenommen, oder?« Wieder seine Besorgnis wegen ihrer Schwangerschaft, wegen des ungeborenen Kindes. Warum nur klang das so sehr nach Anklage? »Natürlich nicht.« Sie schwieg einen Augenblick. »Willst du, daß ich jetzt die Atemübungen mache?«
    Er blickte auf seine Uhr. »Es ist bereits elf. Zu spät.« Sein Gesicht verzerrte sich, wie unter einem plötzlich aufzuckenden Schmerz.
    »Ist irgendwas?«
    »Ach, nichts weiter. Nur daß mein Magen empfindlich reagiert, wenn du so – wütest.«
    Donna schwieg. Plötzlich hatte sie das Gefühl, daß der Felsbrocken des Sisyphos auf ihren Schultern lastete. Sie setzte sich aufs Bett und begann, sich zu entkleiden. Stille. Er war inzwischen ins Bad gegangen, und die Stille wurde mehrmals durchbrochen, als er sich wiederholt laut die Nase schneuzte.
    »Das solltest du nicht tun«, sagte sie, als er aus dem Bad kam. »Dadurch zerstörst du das feine Gewebe – die Schleimhäute.« Er gab keine Antwort. Nun verschwand sie im Badezimmer. Warum fühlte sie sich immer soviel scheußlicher, nachdem sie sich entschuldigt hatte?

    Sie kroch neben ihn ins Bett. Er lag auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Donna betrachtete ihn minutenlang. Schließlich sagte sie:

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