Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
machst du doch daraus. Weshalb mußtest du mich wegen dieser Sache anlügen?«
»Ich habe nicht gelogen.«
»Du hast gesagt, da sei nichts anders.«
»Oh, Gott, Victor. Lassen wir das Thema doch fallen!«
»Natürlich. Wann immer es dir in den Kram paßt, ein Thema fallenzulassen, wird es auch fallengelassen.«
»Willst du wirklich, daß wir uns wegen einer Tomatensauce in die Haare geraten?«
»Es ist nur deine Einstellung, Donna. Es ist dieselbe alte Sache. Was für Victor wichtig sein mag, ist nicht weiter wichtig. Es ist zu trivial, um darüber zu sprechen. Tagtäglich ist es die gleiche verdammte Geschichte.«
»Du fluchst«, rief sie ihm ins Bewußtsein.
»Oh, ich vergaß. Die einzige, die fluchen darf, bist ja du!«
»Himmelherrjesuschrist«, platzte sie heraus, »du bringst mich in Rage. Tagtäglich ist es die gleiche verdammte Geschichte!« sagte sie, indem sie ihn wörtlich zitierte.
»Sagst du.«
»Nein, das hast du gesagt! Wort für Wort. Du hast gesagt: Tagtäglich ist es die gleiche verdammte Geschichte.«
»Kann mich nicht erinnern.«
»Ist aber so. Du hast es gesagt. Und dann hast du erklärt – nein, dann habe ich dir erklärt, du solltest nicht so fluchen.«
»Ach, richtig, jetzt erinnere ich mich. Mir ist das Fluchen ja nicht gestattet. Nur dir.«
»Sagt ja niemand.« Sie weinte.
»Nimm ein Papiertaschentuch, Donna.«
»Nein.«
»Auch gut. Dann nimm keins.«
Schweigen.
»Willst du nicht weiteressen?«
»Ich habe keinen Hunger.«
»Oh, herrlich. Da mach ich nun extra eine Schafhirten-Pastete für dich...«
»Tu nichts eigens für mich, Donna. Es ist den Preis nicht wert, den ich dafür zu entrichten habe.«
»Aber ich tu’s doch gern«, beteuerte sie.
»Mag sein. Nur wird daraus nie das, was mir zusagt, nicht wahr?«
Wahrheit in präzise bemessenem Quantum. Sie fühlte ein Zucken in der Wange, wie einen Stich.
Später lagen sie dann nebeneinander im Bett; nachdem sie sich entschuldigt hatte, erklärte er: »Tut mir gleichfalls leid.« Die Luft schien sozusagen wieder rein, mit schlafbereit geschlossenen Augen ruhte Donna in Victors Arm – als er plötzlich zu sprechen begann. »Ich verstehe einfach nicht, wie dir so etwas wie Tomatenmark ausgehen konnte. Du warst doch erst vor kurzem einkaufen, oder?«
»Ich habe eben nicht daran gedacht.« Sie löste sich aus seinen Armen und wälzte sich wie ein großer, plumper Fisch auf die Seite.
»Nicht daran gedacht? Hattest du dir denn keine Liste gemacht?«
»Nein. Ich mach mir nie irgendwelche Listen.« Oh, bitte, gönn mir doch ein bißchen Schlaf.
»Kein Wunder, daß du nie was zur Hand hast! Kein Wunder, daß es so drunter und drüber geht!« Heureka, ich hab’s gefunden – das Erzübel. »Wie kannst du nur keine Liste machen?«
»Ich werde eine Liste machen«, sagte Donna. »Und jetzt laß mich bitte schlafen.«
»Wie konntest du nur keine Liste machen?« wiederholte er, und obwohl sie, ihm den Rücken zukehrend, die Augen geschlossen hielt, meinte sie, buchstäblich sehen zu können, wie er den Kopf schüttelte.
Nachts um drei verlor sie ihr Fruchtwasser, und das Bett war im Nu klatschnaß. Mit einem Satz hüpfte Victor aus dem Bett. »Herrgott, was hast du getan?«
Donna lächelte nur. Was sie empfand, war dies: Erregung – und Genugtuung. Geschieht ihm ganz recht, dachte sie. Und kaum war ihr dieser Gedanke durch den Kopf gegangen, so überwog unvermeidlich ein Gefühl der Schuld.
Schließlich brauchte sie doch einen Kaiserschnitt. Bereits einen Monat zuvor hatte der Arzt sie und Victor auf diese Möglichkeit hingewiesen. Das Baby befinde sich in Querlage, was sich zwar noch von selbst regulieren könne, doch sollten sie sich für den Fall eines Falles auf einen entsprechenden Eingriff gefaßt machen.
Bevor der Arzt am Ende seine Entscheidung traf, hatte Donna sechsundzwanzig Stunden Wehen hinter sich. So blieb ihr und Victor genügend Zeit, sich ganz auf ihr Atmen zu konzentrieren, wobei Victor fleißig mitatmete und ihr Witze erzählte, ihr Mut machte, ihr die Lippen anfeuchtete, mit einem mitgebrachten Schwamm (das hatte zu den Instruktionen im Kurs für »werdende Eltern« gehört). Außerdem massierte er ihr fast unablässig den Rücken.
Donna hielt sich ziemlich gut. Zunächst war da die freudige Erwartung, die ihre Gedanken von den Schmerzen ablenkte. Aber nach fünfzehn Stunden Wehen, ohne Nahrung und ohne Schlaf, nahm die Hochstimmung ab, die Schmerzen zu. »Allmählich bin ich’s ein
Weitere Kostenlose Bücher