Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
werde ich dir zuhören.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
Verzweifelt versuchte Donna, ihre Gedanken zu Worten zu ordnen. Doch schien das nicht recht gelingen zu wollen. Irgendwie verhedderte sich alles, klebte ihr gleichsam am Gaumen wie Klümpchen Erdnußbutter – und was schließlich herauskam war nichts als ein Aufguß dessen, was sie bereits gesagt hatte.
»Ich verstehe einfach nicht, warum wir immer wieder in solch unsinnige Streitereien geraten«, begann sie zaghaft, schwächlich.
»Dazu kommt es, weil du einfach keine Ruhe geben kannst. Bis es dann zu spät ist.«
»Das finde ich nicht.«
»Wie sich denken läßt. Aber wie würdest du das nennen, was du gerade jetzt – in diesem Augenblick – tust?«
»Ich versuche, der Sache auf den Grund zu gehen.«
»Nun, der Grund von all dem ist, daß du mich in Wirklichkeit nicht besonders magst.«
»Das ist nicht wahr. Ich liebe dich.« Zweifelnd hob er eine Augenbraue. »Wirklich.« Unwillkürlich hatte sie die Stimme gehoben, besann sich aber sofort. »Tut mir leid.«
»Tut dir leid, daß du mich liebst, ich weiß.«
»Tut mir doch nicht leid, daß ich dich liebe«, schrie sie. »Tut mir nur leid, daß ich geschrien habe.«
»Hör bitte auf zu schreien, Donna. Davon habe ich genug. Wirklich, du brauchst mich nicht mehr anzuschreien.« Seine Stimme war die eines Kriegsgefangenen, der vom Feind gefoltert wird.
Donna blickte zur Zimmerdecke. »Was geht hier eigentlich vor sich? Kann mir niemand helfen?«
»Ist dies dein Programm für die nächsten fünf Minuten? In dem Fall würde ich es vorziehen, mir »Alles in der Familie« anzusehen. Wenn die Krach haben, ist es wenigstens lustig.«
»Zum Teufel mit dir«, schrie sie. »Erst sagst du zu mir, ich soll reden, und dann läßt du mich nicht. Du unterbrichst mich. Du manipulierst das Gespräch, bis ich so wütend bin, daß ich schreie.«
»Das ist das einzige, was du jemals tust, Donna.«
»Und im Endeffekt kriege ich nie eine Chance zu sagen, was ich eigentlich sagen will.«
»Und was ist es, das du >eigentlich< sagen möchtest, Donna? Weißt du das ›eigentlich‹ selbst?«
»Es liegt nur daran, daß du eine so niedrige Meinung von mir hast.«
»Ich hätte eine niedrige Meinung von dir?«
»Ja. Du nimmst immer das Schlimmste an.«
» Immer? «
»Daß ich Dinge ändere, die dir gefallen – absichtlich, unterbewußt;
wie dem auch immer sein mag. Du scheinst das Gefühl zu haben, ich sei stets gegen dich. Aber nie gibst du mir eine Chance, mich zu verteidigen. Meist weiß ich überhaupt nicht, daß dir was nicht paßt, weil du’s mir ja nicht sagst...«
»Weshalb sollte ich? Du würdest es ja ohnehin als trivial abtun.«
»Scheiße, wir drehen uns dauernd im Kreis.«
»Und du fluchst dauernd. Macht es dir eigentlich besonderen Spaß zu fluchen, weil ich dir gesagt habe, daß ich das nicht ausstehen kann? Weil du weißt, daß ich das scheußlich finde?«
»Warum mußt du nur alles so persönlich nehmen? Himmel, wenn ich aus lauter Frustration ›Scheiße‹ sage, glaubst du sofort, ich täte das nur, um dich aus der Fassung zu bringen.«
»Was ja auch stimmt.«
»Das ist paranoid, Victor!«
Sie war zu weit gegangen. Das begriff sie in demselben Augenblick, wo das Wort über ihre Lippen schlüpfte. Er hatte ihr gleichsam die Pistole hingehalten, und sie war töricht genug gewesen, ihn mit der nötigen Munition zu versorgen.
Zielbewußthatte er sie dorthin manövriert: zu der Blöße, die sie sich irgendwann geben würde; zu einem unbedachten Wort, das ihr irgendwann mit Sicherheit entschlüpfte und das er dann nach Belieben als Mine verwenden konnte, um alles in Fetzen zu reißen.
Sie hatte ihm das Wort geliefert: paranoid.
Seine Stimme klang sehr beherrscht. »Nun, endlich hast du gesagt, was du sagen wolltest, Donna, nicht wahr?«
»Ich habe nur gemeint...«
»Ich möchte nicht hören, was du noch weiter sagen möchtest. Du hast alles gesagt. Du hast mir zur Genüge weh getan. Möchtest du Blut sehen? Bist du darauf aus? Eine dreifache kleine Meinungsverschiedenheit war dir Anlaß genug – eine alberne kleine Feststellung, die ich traf und für die ich mich entschuldigte...«
»Du hättest dich entschuldigt? Ja, wann denn? Ich bitte dich!«
»Du hörst mir nicht zu, Donna. Das sage ich dir immer wieder.«
»Du hast dich überhaupt nicht entschuldigt!«
Plötzlich war er es, der schrie. »Also gut. Ich habe mich überhaupt nicht entschuldigt! Wenn du das sagst, dann
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