Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
bißchen leid«, sagte sie zu Victor. Er küßte sie auf die Stirn und fuhr fort, ihr den Rücken zu massieren.
Nach zwanzig Stunden wurde sie zunehmend streitsüchtig. »Das ist doch lächerlich«, stöhnte sie, während sie sich in dem kleinen Kreißsaal umsah. »Warum stellen die hier keinen Fernseher auf?« Der Raum selbst wirkte soweit sehr angenehm. Eine Wand schien frisch tapeziert, die Schränke waren von ansprechender Farbe, und gegenüber ihrem Bett hing ein Kandinsky-Druck. »Brauch ich wirklich all dies Zeug hier um mich?«
»Der da überwacht den Herzschlag des Kindes.« Victor wies
auf den großen, grauen Computer, an den sie angschlossen worden war, indem man ihr einen Gurt um den Leib geschlungen hatte. Er überwachte die Herztöne des Kindes ebenso wie ihre Wehen – die Kontraktionen. Für jemanden, der sich mit Computern nicht weiter auskannte, schien er sich seiner Aufgabe in der Art eines Lügendetektors zu entledigen.
»Oh, du hast schon wieder eine Kontraktion«, erklärte Victor, augenscheinlich über den kurzen zeitlichen Abstand erstaunt.
»Dank für die Mitteilung«, stöhnte sie.
»Eine starke. Schau doch nur, Liebling.«
»Ich brauch’s mir nicht anzuschauen! Ich kann’s fühlen! Was glaubst du eigentlich, was ich hier tue?«
»Es ist ungeheuer aufregend.«
»Gut, dann übernimm du die Wehen, während ich den blöden Apparat beglotze. Mir reicht’s, ich hab genug.«
»Du mußt dich im Zwischenstadium befinden, im Übergangsstadium«, erklärte er glücklich. »Trish hat ja gesagt, dann würdest du sehr reizbar werden.«
»Wo ist sie? Ich bring sie um.«
Victor massierte ihr wieder den Rücken. »Du solltest froh sein«, sagte er. »Übergang – das heißt, daß es fast vorüber ist. Bloß noch so ein, zwei Stunden.«
So was konnte auch nur ein Mann von sich geben, dachte sie. Aus einem der benachbarten Kreißsäle scholl ein schriller Schrei herüber – eine Frauenstimme, die auch nicht mit saftigen Flüchen sparte. »Drückt genau meine Gefühle aus«, sagte Donna. »Schau, ich habe mir wirklich die allergrößte Mühe gegeben, aber jetzt langt’s mir, jetzt bist du an der Reihe. Was mich betrifft, so fahre ich nach Hause.«
Sie versuchte, sich im Bett hochzustützen. »Donna, um Himmels willen...«
»Gib mir Bescheid, wenn’s vorüber ist«, sagte sie und versuchte,
den Computer-Gurt von ihrem Leib zu lösen. »Donna, bitte...«, stammelte Victor hilflos.
»Ruf mir ein Taxi, Victor.«
Victor rief die Schwestern.
»Spielverderber«, sagte sie.
Zwei Stunden später schien sie in einer Art Delirium.
»Twentieth-Century-Fox«, rief sie.
»Wie bitte?« fragte Victor.
»Dr. Harris hat mir eine Frage gestellt«, erklärte Donna ungeduldig. (Der Arzt befand sich inzwischen im Zimmer, saß am Fußende ihres Bettes.) »Er hat mich gefragt, welcher Filmverleih »Das verflixte siebte Jahr« produziert hat, und ich hab’s ihm gesagt.«
»Himmel.«
Plötzlich brach sie in Tränen aus. »Victor, bitte, könnte man mir nicht irgendeine Spritze geben?« Sie wußte, daß er gehofft hatte, sie werde ohne Medikamente auskommen.
»Natürlich«, lautete seine prompte Antwort. »Dr. Harris?«
Dr. Harris gab ihr eine Spritze Demerol, doch zu ihrer Enttäuschung stellte Donna fest, daß die Schmerzen dadurch keineswegs gelindert wurden. Sie fühlte sich nur benommen.
»Ich glaube nicht, daß das Baby sich noch bequemen wird.« Es war Dr. Harris’ Stimme, die ganz von fern an ihr Ohr drang. Zuvor hatte er ihr versichert, das Baby stünde sozusagen aufrecht. »Wir sollten uns an den Eingriff machen. Wir haben lange genug gewartet.«
Danach ging alles sehr schnell. Sie wurde in den Operationssaal gebracht und auf den Tisch gelegt. Das Gerät, an das sie seit ihrer Einlieferung angeschlossen gewesen war, blieb ihr treu zur Seite – wie auch Victor: zwei Notanker, wenn man so wollte. Sie solle sich auf die Seite legen, eine Fötus-Haltung einnehmen, sich nicht bewegen – alles andere als leicht, wenn man so starke Wehen hatte. Sie erhielt zwei Spritzen. Bei der ersten handelte es sich
um eine örtliche Betäubung, die die Schmerzen lindern sollte, welche die zweite verursachen würde. Diese – epidural, nannte man das wohl – sollte sie sozusagen rundum betäuben. Unwillkürlich verzerrte sie ihr Gesicht, als sie die Flüssigkeit der zweiten Spritze gleichsam durch ihre Wirbelsäule schießen fühlte. Es war, als werde ihr ganzer Rücken mit einem Hammer bearbeitet. Trish (von
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