Sag nichts, kuess mich
Weinberge und den Betrieb. Abends ein formelles Dinner. Und schon am nächsten Tag wäre er verschwunden, für immer.
Das würde sie durchstehen.
Was nun den Plan ihres Vaters betraf, dass nämlich Orsini in der Villa unterkam … auf gar keinen Fall. Er hatte es ihr ja schon erleichtert. Er hatte ein Auto gemietet und sicherlich auch irgendwo ein Hotelzimmer gebucht. Also …
Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, holte Orsini sein Handy hervor und erledigte einen Anruf. Der Inhalt des Gesprächs war klar: Er sprach mit der Mietwagenfirma. Sie sollten den Wagen abholen, er brauche ihn doch nicht. Wegen des Schadens am Rücklicht sollten sie sich mit seiner Versicherung in Verbindung setzen.
„Natürlich werden Sie den Wagen benötigen“, sprudelte es aus Alessia hervor. „Wie wollen Sie denn zu Ihrem Hotel kommen?“
Er lächelte nur schmal, drückte eine weitere Telefonnummer, und Alessia hörte mit an, wie er die Buchung im Grand Hotel stornierte.
„Ihr Vater wollte, dass ich in der Villa bleibe und Sie mich über das Gut führen, nicht wahr, Prinzessin?“
„Nennen Sie mich nicht so!“
„Aber das sind Sie doch. Die Prinzessin, die die Bauern befehligt.“
Alessia wollte etwas erwidern, überlegte es sich anders, deutete nur mit dem Kopf zu ihrem Mercedes. „Steigen Sie ein.“
„Welch herzliche Einladung.“
Sie ging um den Wagen herum, ließ sich hinters Steuer gleiten und wartete, bis Orsini seine langen Beine in den Fußraum gezogen hatte.
„Zwei Tage“, presste sie zwischen den Zähnen hervor, während sie sich in den Verkehr einreihte.
„Entschuldigung?“
Dio , sie hasste seinen falschen höflichen Ton. Die Ampel vor ihr sprang auf Rot. Sie bremste ab. „Ich sagte, zwei Tage kann ich erübrigen. Das dürfte reichen, um sich das Weingut und die Kellerei anzusehen sowie ein Treffen mit dem leitenden Personal meines Vaters abzuhalten.“
Nick hatte den Hebel gefunden und stellte den Sitz zurück, sodass er seine Beine ausstrecken konnte. Zwei Tage waren auch seine Vorstellung gewesen … aber die Dinge hatten sich geändert.
„Zwei Wochen“, sagte er. „So viel Zeit brauche ich, um eine Entscheidung treffen zu können. Ich erwarte, dass Sie sich zu meiner Verfügung halten. Rund um die Uhr.“
Sie starrte ihn mit einer derart entsetzten Miene an, dass er fast aufgelacht hätte. Vor allem hatte er gerade die eigenen sorgfältig ausgearbeiteten Pläne über den Haufen geworfen, aber verdammt, diese Frau brauchte dringend eine Lektion in Bescheidenheit und Mäßigung.
„Sind Sie verrückt? Auf gar keinen Fall werde ich zwei Wochen für Sie …“
Nick lehnte sich zu ihr hinüber. Presste seinen Mund auf ihren. Als sie zurückzucken wollte, hielt er sie beim Kinn fest und küsste sie weiter, bis sie einen leisen Laut von sich gab, knabberte leicht an ihrer vollen Unterlippe …
Hinter ihnen ertönte eine Hupe.
Nick ließ Alessia los, setzte sich wieder in seinen Sitz, verschränkte die Arme vor der Brust und sah starr geradeaus. „Zwei Wochen. Wenn Sie das Geld brauchen, wird es so lange dauern, bevor Sie es bekommen.“
Alessia stieß das Wort aus, das schon die Nonne schockiert hatte, und trat aufs Gaspedal.
4. KAPITEL
Nick ließ sich nur ungern die Zügel aus der Hand nehmen. Oder das Steuer. Im Leben ging es vor allem um Kontrolle. Eine Lektion, die alle von Cesares Söhnen früh gelernt hatten.
Wenn man in einem Blitzlichtgewitter aufwuchs, weil der alte Herr mal wieder für Schlagzeilen gesorgt hatte, war Selbstbeherrschung unerlässlich. Diese erlernte Fähigkeit hatte ihm gute Dienste geleistet, nicht nur auf den Straßen von Little Italy, sondern später auch in den Einsatzgebieten der amerikanischen Armee und in den Konferenzsälen, in denen er jetzt Millionen-Dollar-Deals aushandelte. Doch hier, auf dem Beifahrersitz neben Alessia Antoninni, stieß Nick eindeutig an seine Grenzen.
Sie waren vielleicht seit zwanzig Minuten unterwegs. Weitere zwanzig Minuten, und er würde entweder den Unterboden durchgetreten haben, weil er ständig bremste, oder er würde sie vom Steuer wegreißen und selbst fahren.
Er blickte auf ihr versteinertes Profil. Wie alt mochte sie sein? Fünf-, sechsundzwanzig? Er hatte eine fünfundachtzigjährige Tante, die besser fuhr. Ihm fielen all die dummen Witze über Frauen am Steuer ein, doch ihm war längst nicht mehr nach Lachen zumute, im Gegenteil. Langsam machte die Panik ihn mürbe.
Kein gutes Zeichen bei einem Mann, der praktisch
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