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Sag nichts, kuess mich

Sag nichts, kuess mich

Titel: Sag nichts, kuess mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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– worauf ihr Vater hoffte.
    So war sie eines Morgens mit dem Gedanken aufgewacht, wie erbärmlich es war, dass sie noch immer nicht Auto fahren konnte. Also hatte sie eine ihrer Mitbewohnerinnen gebeten, in deren altem Fiat auf leeres Gelände vor der Stadt zu fahren und es ihr beizubringen.
    Es war ein überdrehter und anstrengender Tag gewesen, die Freundin hatte ständig Gebete gemurmelt, aber am Abend konnte Alessia mit einem Auto umgehen. Sie bestand zwar die Führerscheinprüfung, aber wirklichen Spaß am Fahren hatte sie nie, und in dichtem Verkehr fühlte sie sich schrecklich unsicher.
    Dass ein Fremder neben ihr saß, machte alles nur noch schlimmer, vor allem, weil der Fremde Nicolo Orsini war. Hätte sie doch nur den Wagen mit Chauffeur genommen, wie ihr Vater sie gedrängt hatte. Doch gerade deshalb hatte sie darauf bestanden, selbst zu fahren. Also war es ihre eigene Schuld, wenn sie in einem zu engen Wagenfond auf einer zu regen Autobahn mit einem zu männlichen Macho saß, der gerade die Nerven verlor …
    „ Figlio di puttana !“
    Sein Aufschrei war fast so laut wie das Hupen des Lkws in der Nebenspur. Alessia kreischte schrill. Wie war der Mercedes nur so nah an den Lkw herangekommen?
    „Das reicht“, donnerte der Amerikaner. „Ziehen Sie auf den Standstreifen rüber und halten Sie an.“
    Rüberziehen, ja. Auf den Standstreifen, ja …
    Nick griff nach dem Steuer und zog den Wagen nach rechts, begleitet von einem ohrenbetäubenden Hupkonzert. „Bremsen!“ schrie er, und glücklicherweise reagierte sie.
    Der Wagen stand still, Nick drehte den Schlüssel und schaltete den Motor ab. Einen Augenblick rührte sich keiner von ihnen, dann nahm Nick die Hände vom Lenkrad. Stille herrschte, nur unterbrochen von dem leisen Ticken des abkühlenden Motors.
    Nick wartete, bis er einigermaßen die Fassung zurückgewonnen hatte. Dennoch klang seine Stimme mitgenommen, als er schließlich sprach.
    „Steigen Sie aus, Alessia.“
    Sie wandte ihm das empörte Gesicht zu. „Wie bitte?“
    „Tun Sie, was ich sage! Steigen Sie aus dem verdammten Wagen!“
    Sie plusterte sich auf. „Ich nehme grundsätzlich keine Befehle an!“
    Nick stieß einen Schwall von sizilianischen Flüchen aus, die er seit seiner Kindheit nicht mehr benutzt hatte. Dann stieß er die Tür auf, stieg aus, kam um den Wagen herum und zog Alessia von dem Fahrersitz.
    „Was glauben Sie, was Sie da tun!“ Ihre Stimme wurde schrill, sie wand sich wie ein Aal. „Verdammt sollen Sie sein! Sie haben kein Recht …“
    „Sie hätten uns fast umgebracht.“
    „So ein Unsinn. Der Lkw-Fahrer …“
    „Der Lkw-Fahrer fährt wahrscheinlich die nächste Raststätte an, damit er seine Unterwäsche wechseln kann.“
    „Sie sind nicht nur grob, Sie sind auch vulgär!“
    „Zumindest bin ich keine Gefahr für jeden, der auf hundert Meilen an mich herankommt!“
    Alessia versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Vergeblich. Er hatte recht. Sie war entsetzt, verängstigt und schockiert über das, was fast passiert wäre. Aber warum es vor jemandem wie ihm zugeben? „Lassen Sie mich los“, forderte sie scharf.
    „Sparen Sie sich diesen hochherrschaftlichen Ton für jemanden auf, den Sie nicht umzubringen versucht haben. Und jetzt steigen Sie auf der Beifahrerseite ein und seien Sie still.“
    „Ich reagiere nicht auf Befehle. Ich bin nicht … Mr Orsini! Signore!“ Nick hatte sie sich über die Schulter geworfen. Mit den Fäusten trommelte sie auf seinen Rücken. „Das können Sie nicht tun!“
    „Nicht? Dann passen Sie mal auf!“
    „ Bastardo !“, schluchzte sie und trommelte weiter. „Sie sind genau wie alle anderen Männer. Sie halten Frauen für unfähig, allein auf sich aufzupassen. Sie glauben, ein Mann muss unbedingt für die Frau denken, weil sonst …“
    Es reicht, dachte er grimmig, stellte sie auf die Füße und küsste sie. Sie schnappte nach Luft. Wehrte sich. Er küsste sie weiter.
    Und während er sie küsste, fragte er sich mit geradezu klinischer Nüchternheit, weshalb er das tat.
    Es ergab keinen Sinn. Ein Mann küsste eine Frau, die er mochte, die er begehrte. Weder war diese Person in seinen Armen ihm sympathisch noch begehrte er sie. Küsste er sie, weil er wütend war? Zur Hölle, nein! Küssen hatte nichts mit Wut zu tun, es ging um den Geschmack und die Wärme …
    Dann hörte Alessia auf, sich zu wehren, und er stellte das Denken ein. Der Kuss wurde zu etwas Heißem, Ursprünglichem. Sie stellte sich

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