Sag nichts, kuess mich
flüsterte er.
Als sie die Augen halb öffnete und ihn anlächelte, gab er das Denken auf und verlor sich erneut in ihren Armen.
Stunden vergingen.
Sie schliefen. Duschten. Tranken Espresso auf der großen Terrasse, die auf den Olivenhain hinauszeigte. Schließlich wurde es zu spät, um noch zum Weingut zurückzukehren.
Und mal ehrlich, warum sollten sie sich beeilen?
Nick hatte geplant, morgen früh nach New York zurückzufliegen, aber er konnte genauso gut am Nachmittag fliegen. Wozu es riskieren, Stunden auf dem Flughafen herumzulungern, wenn man einen Privatflug reservieren konnte? Das war schließlich einer der Vorteile von Privatmaschinen – sie flogen los, wann immer man wollte.
Also rief er bei dem Makler an und buchte die Villa für eine weitere Nacht.
Der Koch servierte ihnen ein Dinner, mit dem sich jedes Fünf-Sterne-Restaurant hätte brüsten können – frische Tomatensuppe, gemischten Salat, frische Pasta, gegrillten Fisch. Zum Dessert gab es hausgemachtes Schokoladeneis, bei dem Alessia sich derart genießerisch über die Lippen leckte, dass Nick meinte, das Eis auf der eigenen Zunge zu schmecken. Der Butler kredenzte eine Flasche besten Antonnini-Wein, hatte er doch in der principessa offensichtlich die Tochter des berühmten Hauses erkannt. Er entkorkte die Flasche und reichte Alessia mit feierlicher Miene den Korken. Sie schnupperte konzentriert, roch an dem winzigen Schluck, den er eingeschenkt hatte, schwenkte die rubinrote Flüssigkeit im Glas, probierte mit gespitzten Lippen …
Und brach in schallendes Gelächter aus, als sie Nicks Miene sah, wechselte so im Bruchteil einer Sekunde von Weinsnob zu faszinierender Frau. Was ihn dazu bewegte, sich über den Tisch zu lehnen und ihr einen vom Wein aromatisierten Kuss zu stehlen, ohne sich einen Deut um den Butler zu scheren.
„Erzähl mir von New York“, bat Alessia beim Espresso.
„Warst du noch nie dort?“
„Doch, sogar schon oft.“ Sie lächelte. „Ich meinte, erzähle mir von deinem New York. Die Stellen, die dir etwas bedeuten.“
Er tat ihr den Gefallen. Beschrieb The Cloisters am nördlichen Rand von Manhattan, sein Lieblingsmuseum für mittelalterliche Kunst. Malte das Bild von den engen Gassen in Soho. Erzählte von The Bar, der Kneipe, die von ihm und seinen Brüdern davor bewahrt worden war, in eine schicke Cocktaillounge verwandelt zu werden.
Sie lachte auf. „Du sprichst das Wort ‚Cocktaillounge‘ aus, als wäre es ein Fluch.“
„Eine urige Kneipe in einen Ort zu verwandeln, an dem Leute Cocktails schlürfen, die durch einen Mixer gedreht wurden, ist auch einer“, sagte er, und dieses Mal war sie es, die sich vorbeugte und ihn küsste.
„Ich würde mir dein New York sehr gern ansehen.“
Nick brauchte keine Sekunde nachzudenken. Er nahm ihre Hand und streichelte mit dem Daumen darüber. „Ich möchte auch, dass du es kennenlernst.“
Sie lächelte. „Das würde mir gefallen.“
Ihm auch. So war er wieder an den Punkt gekommen, wo er vorhin schon einmal gewesen war – die Probleme mit der Planung. Na schön, er musste es also irgendwie organisieren. Eine langfristige Planung, Schritte, um die Beziehung weitergehen zu lassen …
Zur Hölle. War es etwa eine Beziehung?
Nun, eigentlich nicht. Es war eine Affäre. Da bestand nämlich ein Riesenunterschied …
„… eine große Familie.“
Er blinzelte. „Entschuldige?“
„Heute Morgen erwähntest du zwei Schwestern. Jetzt redest du von Brüdern. Du stammst also aus einer großen Familie. Das ist schön.“
Erstaunlich. In wenigen Stunden hatte er ihr gegenüber mehr Persönliches preisgegeben als bei jeder anderen Frau, ganz gleich, wie lange sie zusammen gewesen waren. Nick schluckte.
„Wie viele Brüder hast du?“
„Drei.“ Ihre verblüffte Miene heiterte seine Stimmung zumindest auf. Er tippte mit dem Zeigefinger auf ihre Nasenspitze. „He, wir sind Sizilianer. Was soll ich sagen?“
Ihr Lächeln schwankte. „Ja, natürlich.“
Nick legte den Kopf leicht schief. „Soll heißen?“
„Nichts.“ Sie sah in ihr Glas, als gehörte plötzlich dem Wein ihr ganzes Interesse. „Es ist nur … fast hatte ich vergessen, wer … wer …“
„Wer ich bin“, vervollständigte er kühl. So viel also zum Persönlichen! „Genau. Ich bin nicht nur Sizilianer, sondern auch noch ein Sizilianer namens Orsini.“
Alessia schüttelte den Kopf. Sie hob den Blick, und er konnte sehen, dass sie Tränen zurückblinzeln musste. Na und? Im Grunde
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