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Sag nichts, kuess mich

Sag nichts, kuess mich

Titel: Sag nichts, kuess mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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hatte alles, was zwischen ihnen passiert war, keinerlei Bedeutung. Da saßen sie wieder, die Prinzessin und der Bauer. Genau wie am Anfang.
    „Nein“, meinte sie bebend. „Nicolo, du kannst unmöglich ein …“
    Ein Gauner sein. Ein Verbrecher. Ein Mitglied der famiglia . Stimmte, er war nichts dergleichen. Ein weniger sturer Mann hätte den Moment genutzt und ihr gesagt, was er ihr von Anfang an hätte sagen sollen. Dass er ein Investor war, ein Finanzexperte. Dass er so sauber war wie Mutter Teresa. Nun, vielleicht nicht unbedingt wie Mutter Teresa, aber fast … Er sollte ihr sagen, dass er seinem Vater und allem, wofür der Alte stand, den Rücken gekehrt hatte, kaum dass er den Kinderschuhen entwachsen war …
    Stattdessen trieb ihn irgendein sizilianischer Teufel. „Wenn ich dir jetzt sagte, dass ich genau der Mann bin, für den du mich hältst? Was würdest du dann tun?“
    Lange schaute Alessia ihn nur an. „Ich würde sagen, dass es keinen Unterschied macht“, erwiderte sie dann mit brüchiger Stimme. „Vielleicht brenne ich dafür in der Hölle, aber ich würde trotzdem sagen, dass es keinen Unterschied macht, Nicolo. Du bist mio amante , mein Geliebter, und ich will dich. Ich will dich, nur dich …“
    Keine Sekunde später lag sie in seinen Armen. Und während er sie küsste, wurde ihm klar, dass er morgen nicht nach New York zurückfliegen würde.

11. KAPITEL
    Als kleines Mädchen war Alessia von Tutoren und Gouvernanten unterrichtet worden. Als Kind hatte sie auch fest an die Unfehlbarkeit von Erwachsenen geglaubt und daran, dass Erwachsene alles wussten, was es über die Welt zu wissen gab.
    Bis Signorina Felini, die eingestellt worden war, um ihr alles über die Naturwissenschaften beizubringen, sie eines Besseren belehrte.
    Es lief eigentlich von Anfang an schief. Signorina Felini konnte nicht erklären, warum der Mond manchmal rund und dann nur wieder eine schmale Sichel war. Also ging das neugierige Mädchen in die Hausbibliothek, forschte in den Nachschlagewerken und fand die Antwort. Die Signorina war keineswegs erfreut. Ebenso wenig erfreut war die gestrenge Signorina, als die kleine Alessia ihre Behauptungen hinsichtlich der wechselnden Jahreszeiten korrigierte.
    Die Anstellung der Dame fand dann ein abruptes Ende, als Alessia fragte, wie es wohl sein mochte, wenn ein Astronaut auf die Sonne fiele, oder ob er gar nicht so weit herankommen, sondern schon vorher verbrennen würde.
    „Das ist Unsinn“, hatte Signorina Felini brüsk behauptet. „Die Sonne ist dort oben, wir sind hier unten. Wie sollte also jemand auf die Sonne fallen können?“
    Alessias Mutter wurde zufällig Zeuge dieses kleinen Austauschs. Nella Antoninni verstand nicht allzu viel von Naturwissenschaften und der Sonne und Astronauten, aber genug, um der Lehrerin fristlos zu kündigen und durch einen neuen Tutor zu ersetzen, der seine naturwissenschaftliche Ausbildung auch belegen konnte.
    Eines Nachts – Alessia und Nicolo hatten inzwischen fast zwei Wochen zusammen verbracht – wachte Alessia zu seinen Küssen an ihrem Nacken und seiner streichelnden Hand auf ihrem Busen auf. Kurz bevor sie sich in der Leidenschaft verloren, schoss ihr jäh ein Gedanke durch den Kopf.
    So ist es also, wenn man auf die Sonne fällt. Flammen. Hitze. Das Wissen, dass man verbrennen wird und es einem völlig gleich ist, denn man weiß auch, dass man wiedergeboren wird …
    Ja, ich bin wiedergeboren worden, dachte sie am nächsten Vormittag, als sie sich von Nicolo vor dem gemeinsamen Ausritt auf den Rücken der Stute helfen ließ. Sie war Nicolos Geliebte, und er war ihr Geliebter.
    Ihr Geliebter und ihre Liebe.
    Die jähe Erkenntnis raubte ihr den Atem. Sie umklammerte die Zügel und sah Nicolo zu, wie er sich in den Sattel seines schwarzen Hengstes schwang. Ihre Augen und ihre Seele tranken seinen Anblick in sich hinein, seine Schönheit, seine Anmut, seine Stärke, seine Aura von Macht. Er war der Traummann einer jeden Frau.
    Aber Liebe? Nein, das war unmöglich. Liebe kam nicht so schnell, außer im Märchen. Aber sie befanden sich hier nicht im Märchen, sondern in der realen Welt. Sie konnte ihn unmöglich lieben. Sie verwechselte Liebe mit Leidenschaft, das war es. Denn ja, sie begehrte ihn ständig, sehnte sich ständig nach seinen Küssen, seinen Liebkosungen …
    „Alessia.“ Seine Stimme klang rau, seine Augen blitzten, als er sie anschaute. „Woran denkst du?“
    Ihr Herz wollte schier zerspringen. Sie hatte das

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