Sag nichts, kuess mich
hier drin, Nicolo. Mille grazie .“
„Dank nicht mir, sondern deiner Frau.“ Nick nahm den Umschlag an sich, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hinaus.
„Zwei Tage, Alessia“, sagte Fürst Vittorio Antoninni. „Mehr verlange ich nicht.“
Alessia Antoninni ließ den Blick über die mondbeschienenen Weinberge wandern. Im Herbst nach der Lese schienen die Rebstöcke immer wie leblos. „Ich sagte doch schon, Papa , in Rom wartet Arbeit auf mich.“
„Arbeit“, schnaubte der Fürst abfällig. „So nennst du das, wenn du mit dem Jetset herumrennst?“
Alessia wandte ihrem Vater das Gesicht zu. Sie standen auf der Veranda an der Rückseite der jahrhundertealten Familienvilla. „Ich arbeite für eine Public Relations-Firma“, erwiderte sie ruhig. „Ich renne nicht herum, ich betreue Kunden.“
„Es wäre also überhaupt keine Anstrengung für dich, die Öffentlichkeitsarbeit für den eigenen Vater zu übernehmen.“
„Es ist keine Frage der Anstrengung, sondern der Zeit, und die habe ich nicht.“
„Vielleicht willst du ja nur einfach keine gute Tochter sein.“
Dazu fielen ihr mindestens hundert Erwiderungen ein, doch es war schon spät. Alessia beschloss, den Fehdehandschuh, den ihr Vater ihr hingeworfen hatte, nicht aufzuheben. „Du hättest dem Besuch dieses Amerikaners nicht zustimmen sollen, wenn du wusstest, dass du nicht hier sein wirst.“
„Wie oft muss ich dir das noch erklären? Es ist kurzfristig etwas dazwischengekommen, und es wäre sehr unhöflich, Signor Orsinis Besuch abzusagen.“
„Du meinst, es wäre gefährlich, einen Gangster zu enttäuschen.“
„Cesare Orsini ist Geschäftsmann. Glaubst du alles, was die Klatschpresse druckt?“
„Dein Personal kann sich um alles kümmern. Buchhalter, deine Sekretärin …“
„Und die Dinnerparty?“ Der Fürst hob eine Augenbraue. „Soll etwa die Haushälterin die Gastgeberin mimen?“
„Ich habe schon seit Jahren nicht mehr als deine Gastgeberin fungiert. Soll deine Mätresse das übernehmen. Hat sie doch schon öfter gemacht.“
„Signor Orsini stammt aus diesem Land.“
„Er stammt aus Sizilien“, korrigierte Alessia mit dem ganzen Hochmut einer toskanischen Aristokratin.
„Und Sizilianer legen Wert auf alte Traditionen. Von meiner Geliebten unterhalten zu werden könnte ihn beleidigen.“ Die Augen des Fürsten wurden kalt. „Hattest du erwartet, ich würde die Existenz meiner Geliebten verneinen? Du weißt um den Zustand deiner Mutter.“
Fassungslos starrte Alessia ihn an. „Meine Mutter ist in einem Sanatorium untergebracht!“
„In der Tat. In einem sehr teuren Sanatorium.“
Der Ton ihres Vaters jagte einen unguten Schauer über ihren Rücken. „Was willst du damit sagen?“
Der Fürst seufzte. „Ohne eine Kapitalspritze, so fürchte ich, werde ich eine schwere Wahl zu treffen haben. Hinsichtlich deiner Mutter und des Sanatoriums.“
Ihr Herz begann heftig zu pochen. „Es gibt keine Wahl. Es gibt nur das Sanatorium oder das allgemeine Krankenhaus.“
„Wie du sagst, meine Liebe. Da ist das eine oder das andere.“
Sie wusste, er meinte es ernst. Ihr Vater hatte kein Herz.
„Ich sehe die Verurteilung in deinen Augen, Tochter. Doch ich werde nicht so einfach aufgeben, was seit fünf Jahrhunderten unserer Familie gehört.“
„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du den Betrieb an den Rand des Ruins getrieben hast.“
Der Fürst wischte den Einwand mit einer ungeduldigen Geste der Hand fort. „Wirst du tun, um was ich dich gebeten habe?“
Hatte sie eine andere Wahl? „Zwei Tage. Mehr kann ich dir nicht geben.“
„ Grazie, bella mia .“
„Ein Erpresser bedankt sich nicht, Papa .“ Damit ging Alessia ins Haus zurück und in das Zimmer, das einst das ihre gewesen war.
2. KAPITEL
Statt der Frau wartete nur eine Nachricht auf Nick.
Ruf mich an .
Mit einem Seufzer zerknüllte Nick den Zettel. Er würde anrufen, aber erst, wenn er von dieser unsinnigen Reise zurück war. Anruf, Blumenstrauß und Auf Wiedersehen. Zeit, die Sache zu beenden.
Er zog den Smoking aus, stieg in bequeme Joggingsachen und ging in die Küche – der Traum eines jeden Innenarchitekten, nur benutzte Nick sie kaum. Während er Kaffee für sich aufgoss, dachte er über die Begegnung mit Cesare nach. Je länger er darüber grübelte, desto überzeugter wurde er, dass er sich über den Tisch hatte ziehen lassen. Diese Geschichte mit seiner Mutter … Selbst wenn sie stimmte, wieso hatte sein Vater
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