Sag niemals nie
„REBELLIN“ tragen können.
Vielleicht tat sie es auch. Irgendwo.
Verlangen durchzuckte ihn wie ein Blitz.
„Hier ist ein etwas kleineres Schlafzimmer, aber die Aussicht aufs Meer entschädigt einen für das geringere Raumangebot.“ Angelo fiel auf, dass sie das sagte, ehe sie die Tür aufstieß. Doch als er das Zimmer betrat, musste er ihr recht geben.
Ein schockierender Gedanke drängte sich ihm auf. Hatte ihre Umwelttruppe etwa einen reichen Wohltäter hinter sich? Einen, der ein Konkurrenzangebot für das Schloss abgeben wollte? So abwegig war der Gedanke gar nicht! Es gab genug superreiche Hollywood-Stars, die bereit waren, einige Millionen für aufsehenerregende Umweltprojekte hinzublättern. Erst recht, wenn sie damit ein Juwel von einem Anwesen kaufen konnten. Und obendrein das Gefühl hätten, etwas für die Rettung des Planeten getan zu haben. Bis auf den Wohltätigkeitsaspekt hatte er ja auch etwas Ähnliches vor. Doch er dachte nicht daran, seine Pläne von einer Schar versponnener Umweltverbesserer durchkreuzen zu lassen.
Bisher hatte er Immobilien aus Langeweile oder als Herausforderung erworben. Oder einfach nur, um den Leuten, die ihn aufhalten wollten, zu zeigen, dass er immer bekam, was er wollte. Doch das hier war etwas anderes. Angelo setzte sich normalerweise nicht mit seinen Gefühlen auseinander. Genau genommen hielt er sich mit solchen Projekten beschäftigt, um erst gar keine Gefühle zu entwickeln. Bei diesem Vorhaben musste er sich jedoch eingestehen, dass es ihm sehr wichtig war. Um alter Zeiten willen.
Für Lucia.
„… Südfenster. Es ist hier also besonders hell und freundlich.“
Der seltsam nachdenkliche Ton, in dem sie das sagte, holte Angelo in die Gegenwart zurück. Er schob die Hände in die Taschen und atmete tief durch, ehe er ihr wieder seine Aufmerksamkeit schenkte.
Sie stand am Fenster und blickte über die Baumwipfel zum glitzernden Meer hinüber. Ja, mit dem Licht hat sie recht, dachte er. Wie Goldstaub rahmte der Schein der Abendsonne ihr Gesicht und ließ ihren Schmollmund weicher wirken. Angelo unterdrückte seine Verärgerung und brachte ein Lächeln zustande.
„Sie haben mir sehr geholfen, Felicity. Wirklich. Danke, dass Sie mich herumgeführt haben.“
Sie blickte ihn an. Der sanfte Klang seiner Stimme schien sie zu überraschen. Als er langsam zu ihr ging, bemerkte er, dass sie leicht bebte, doch ihre dunklen Augen funkelten entschlossen. Ein seltsames Gefühl überkam ihn. Es war Verlangen, gemischt mit etwas, das nicht in Worte zu fassen war.
„Gern geschehen. Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein …“
Zwei Schritte vor ihr blieb er stehen. „Ich bin sehr froh, dass Sie gekommen sind. Und natürlich werde ich Ihrem Chef sagen, wie sehr mich Ihr beruflicher Einsatz beeindruckt hat.“
Das schien sie zu erschrecken. Fast so etwas wie leiser Triumph erfüllte ihn, als er sah, dass sie verlegen wurde.
„Bitte nicht. Ich hätte wohl lieber nicht …“
Der nackte Raum war in sanftes orangerotes Licht getaucht, das die hellroten Strähnen ihres Haares wie Kupfer schimmern ließ.
„Na gut. Aber ich würde mich gern irgendwie erkenntlich zeigen. Sie sagten, Sie hätten eine Unterkunft in Cannes. Darf ich Sie heute Abend zum Essen einladen?“
„Das geht nicht“, erwiderte sie schnell. „Ich bin mit einer Freundin verabredet.“ Sie blickte auf die Uhr. „Eigentlich bin ich sogar schon zu spät dran. Ich muss gehen.“
Angelo nickte. Ihre Abfuhr überraschte ihn nicht. Etwas anderes hatte er gar nicht erwartet. Doch irgendwie versetzte ihm der argwöhnische Ausdruck in ihren Augen einen Stich.
Sie ging zur Tür und blickte ein letztes Mal durch den Raum. Dann wandte sie sich dem Treppenabsatz zu.
Schweigend folgte er ihr. Ihre Schritte hallten auf der Holztreppe wider, während sie nach unten eilte.
„In welchem Hotel sind Sie denn untergekommen, Felicity? Ich kann Sie im Wagen mitnehmen.“ Mal sehen, wie sie sich jetzt aus der Affäre zog. Er lächelte amüsiert.
Über die Schulter hinweg warf sie ihm einen gleichmütigen Blick zu. „Danke, das wäre sehr nett. Hotel Paradis, falls das für Sie kein Umweg ist.“
Stirnrunzelnd sah Angelo zu, wie sie das Eingangsportal des Châteaus abschloss. Er war es gewöhnt, für alles eine Antwort zu haben. Dem Spiel stets zehn Schritte voraus zu sein. Doch jetzt musste er sich eingestehen, dass er bei diesem Mädchen im Dunkeln tappte.
Eine berauschende Vorstellung. Und ein höchst
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