Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg F. Gifune
Vom Netzwerk:
gleichzeitig, ein Engel, der durch Flammen aufsteigt und dann direkt über ihnen schwebt, die Flügel angesengt, aber sie tragen sie nach wie vor mit Anmut und Kraft. Und inmitten all dessen – Gott und Mensch – Leben und Tod – Schmerz und Freude – zu einer Einheit verschmolzen, die mich ertränkt in einer Wolke blutroter Tränen.
    Da saßen wir, der Mann am Kreuz und ich, und ich weinte wie ein Kind, unkontrollierbar und hemmungslos; mein Körper bäumte sich auf, die Augen waren blind vor Tränen, meine Nase lief und mein Hals schnürte sich zusammen, während alles aus mir hervorbrach, wie das Blut, um das es ging. Zum ersten Mal nach einer sehr langen Zeit fühlte ich, dass Er hier bei mir war, heruntergestiegen von diesem Kreuz, Seine Hände in meinen, die toten Augen lebendig und geöffnet, sie sahen auch mich.
    Ich bin mir sicher, dass die Frau meinen Ausbruch gehört hatte, aber dankenswerterweise blieb sie hinter dem Vorhang.
    Erst als ich hörte, wie sich die Tür öffnete und mir ein Schwall kalter Luft in den Rücken schlug, versuchte ich, mich am Riemen zu reißen. Ich wischte die Tränen mit dem Ärmel meines Mantels weg, blickte kurz über die Schulter, und glaubte, in einem Traum gefangen zu sein.
    Direkt in der Tür, halb im Schatten verborgen, stand eine Frau.
    »Angie«, sagte ich mit brechender Stimme.

15
    Sie stand wenige Meter vor der Kirchenbank, unsicher, was sie in diesem Moment mit mir anfangen sollte, das weiß ich. Mehrere Jahre waren vergangen, seit ich sie zum letzten Mal gesehen hatte, aber, eingepackt in einen schweren, schwarzen Mantel mit gedeckten Grau- und Weißtönen und passendem Schal und einer Baskenmütze, sah sie mit jeder Faser aus wie die gereifte und selbstbewusste Frau, zu der sie schon lange herangewachsen war. Trotzdem erspähte ich auch das kleine Mädchen, das neben ihr stand. Ich konnte nicht anders. Angela war fortgezogen und in Arizona eine erfolgreiche Staatsanwältin geworden, verheiratet, mit zwei Kindern. Aber wie viele juristische Examen sie auch immer bestanden und wie viele Kinder sie auch selbst bekommen hatte, für mich blieb ein Teil von ihr immer die kleine Schwester, die mir einmal nachgelaufen war wie ein treues Hündchen, das kleine Geschöpf in seinem Bett, umgeben von Stofftieren, Bilderbüchern und Träumen.
    Sie hob eine Hand, die in einem Handschuh steckte, schob eine Haarsträhne zur Seite, die sich seitlich unter der Baskenmütze herausgeringelt hatte und deren Spitze ihren Mundwinkel berührte. »Geht es dir gut?«, fragte sie sanft.
    »Ist das eine religiöse Vision oder bist du es wirklich?« Ich lachte trotz der Tränen in meinen Augen.
    »Ich bin’s wirklich, fürchte ich.« Angela lächelte, ihre leuchtenden Zähne strahlten im Dämmerlicht, aber ich wusste, dass sie selbst den Tränen nahe war. »Ich habe nicht erwartet, dich hier zu treffen.«
    Ich wischte mein Gesicht sauber, so gut ich konnte, und stand auf. »Bist du gerade angekommen?«
    »Ich bin vor ungefähr einer Stunde in Logan gelandet, den Mietwagen hatte ich vorbestellt.«
    »Hast du Mom schon gesehen?«
    »Nein. Ich wollte erst hierherkommen.« Sie ging ein Stück weiter in das Kirchenschiff hinein, die Absätze ihrer Stiefel klapperten auf dem Boden, während sie sich in der alten Kirche umsah, sie in sich aufnahm, als hätte sie sie nie zuvor gesehen. »Nur für ein paar Minuten, zumindest das.«
    Ich erhob mich aus der Bank und öffnete meine Arme. Sie kam zu mir, als wäre es ihr gerade in dieser Sekunde eingefallen, das zu tun. Ich konnte ihr Haarspray und eine schwache Spur von Parfum riechen, als wir uns umarmten. Ihr Herz schlug an meinem, das fühlte ich. Sie zog sich gleich wieder zurück, vermutlich weil sie Angst hatte, zu lange zu verweilen und ihren Gefühlen zu gestatten, die Oberhand über sie zu gewinnen.
    »Ich habe heute Nachmittag hier bei den Behörden angerufen«, sagte sie hastig und nahm dabei einen offiziellen Ton an, von dem ich annahm, dass sie ihn bei Pressekonferenzen einschaltete. »Ich habe gedacht, die würden mir ein wenig kollegiale Höflichkeit erweisen, aber anscheinend haben sie nicht viele Verbindungen. Die schienen, offen gesagt, nicht sonderlich besorgt um den Mord am Onkel.«
    »Ich weiß. Nicht wirklich überraschend, oder?«
    »Nein«, sagte sie, ihr Tonfall wurde wieder weicher. »Vermutlich nicht.«
    »Es tut gut, dich zu sehen.« Ich versuchte zu lächeln, aber es gelang mir nicht. »Wie geht es Dean?«
    »Ihm geht es

Weitere Kostenlose Bücher