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Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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spürte Delias Blick und schaffte es, ihr ein schwaches Lächeln zu schenken und unmerklich den Kopf zu schütteln. Beunruhigt lächelte sie zurück, doch sie war bereit, vertrauensvoll meinem Wink zu folgen.
    Ich sagte nichts. Ich wußte, daß ich damit eine unwürdige Rolle spielte, doch hatte ich das Gefühl, daß ein Wort die Charade sprengen würde. Ich hätte diese willensstarke Frau allein mit Worten niedermachen, hätte Dr. Charboi eine schallende Ohrfeige versetzen können. Und kein Gardist hätte mich daran gehindert! Aber ich tat nichts dergleichen und bin auch heute noch der Auffassung, daß die kommenden Ereignisse dadurch nicht im geringsten beeinflußt worden wären, allenfalls in den Details der Tragödie.
    »Wollt ihr nun gehen?« fragte die eiskalte Stimme. Ashti Melekhi war bereit, die Wachen zu rufen.
    In diesem Augenblick erklang eine schwache Flüsterstimme, und einen Augenblick lang begriffen wir nicht, wer da zu uns sprach, so sehr waren wir von der Spannung der Situation absorbiert. Im nächsten Augenblick sank Delia neben dem Bett in die Knie und umklammerte die knochige Hand ihres Vaters.
    »Delia.« Der Herrscher hatte Mühe zu sprechen. »Meine Tochter.« Seine dünnen Lippen formten mühsam jedes Wort, als müsse er die Laute gegen gewaltige Kräfte, die in seinem Körper tobten, hinauszwingen. »Aah ...« Er hielt inne und schluckte, und sein Adamsapfel zuckte auf und nieder. »Hamal. Todalpheme.«
    »Nein!« rief Charboi und eilte vor. »Daran ist nicht zu denken! Tut, was die Vadnicha befohlen hat. Geht!«
    Hätte der Rast Delia auch nur die Hand auf die Schulter gelegt, wäre ich sofort aus der Rolle gefallen und hätte den ungebändigten Dray Prescot wieder aufleben lassen. Doch er war zu vernünftig, um sich soweit zu vergessen. Vielleicht wäre Kregen heute eine andere Welt, wenn er seine ärztliche Rolle vergessen und Delia berührt hätte, ich weiß es nicht. Ich nehme es aber nicht an. Es ist auch egal. Denn was geschehen sollte, geschah.
    »Du läßt dir das doch nicht bieten, Dray!« rief Thelda, auf deren Gesicht sich Verblüffung und Zorn abzeichneten – und ein anderes Gefühl. Seg legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie fort, und sie ließ sich widerstrebend mitziehen.
    Die Vadnicha Ashti Melekhi schaute mit zusammengekniffenen grüngrauen Augen hinter Thelda her, und ich wußte, wie schwer das Aufbegehren gegen diesen eiskalt funkelnden Blick gewesen war. Seg blickte über Theldas Schulter zu mir zurück, und ich hob die Hand und verhinderte, daß Katrin die Beherrschung verlor. Nath ergriff seinen Sturmholzkasten und ging gemessenen Schrittes zur Tür, doch er sah sehr gekränkt aus und zitterte. So stand endlich auch Delia auf, küßte ihren Vater, den gefürchteten Herrscher eines großen Reiches, und verließ an meiner Seite das Zimmer.
    Noch immer hatte ich kein Wort gesagt.
    Die scharfe Stimme ertönte hinter uns. »Endlich sind wir diesen Abschaum los! Charboi, sieh zu, ob du den Schaden wiedergutmachen kannst, den der unfähige Tolpatsch angerichtet hat. Ich suche Kov Layco auf und unterrichte ihn, damit diese Cramphs nie wieder Gelegenheit haben, den Herrscher zu belästigen.«
    »Ja, meine Lady«, sagte Charboi selbstzufrieden.

5
     
     
    »In den guten alten Tagen, mein Vovedeer, hätten wir diesen Cramphs sechs Zoll langen zeniccischen Stahl in den Leib gestoßen! Beim Schwarzen Chunkrah! Ich bin erstaunt, daß der Bursche noch ungeschoren herumwandelt!«
    Hap Loder stürzte den Rest seines Weins hinunter und brüllte nach mehr. Im Schankraum der Rose von Valka summten die Gespräche und Auseinandersetzungen durcheinander. Ich wußte durchaus, was zu tun war. Doch es mußte richtig angegangen werden.
    »Ja, Hap, du furchteinflößender Kämpfer! So handeln die Klansleute auf den Ebenen von Segesthes. Und wohl auch die meisten meiner Kameraden. Doch gedankenlose Gewalt können die Probleme Vallias nicht mehr lösen.«
    »Das stimmt!« warf Seg ein. »Ich gebe zu, zuerst war ich überrascht. Aber die Leem-Frau hätte die Gardisten gerufen, und dann wäre erst recht etwas los gewesen.«
    Wein wurde herumgereicht. Palines und andere saftige Früchte waren auf Bronzeteller gehäuft. Die Männer und Frauen, die sich hier versammelt hatten und im weiteren Verlauf des Abends eintrafen, waren ausnahmslos gute Gefährten, Freunde aus vielen Ländern Kregens. Wir genossen unser Beisammensein, auch wenn die Neuigkeiten über Delias Vater einen Schatten auf das

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