Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio
Wege, Bäume, Bäche, Felsbrocken, Schluchten. Im Sattel kämpfte ich weiter, torkelnd, haltlos. Ja, manche Einzelheit kehrt zurück und sucht mich heute noch heim. Ich wurde ständig schwächer von dem Kampf der fürchterlichen Wunden, die jeden normalen Mann getötet hätten, gegen die Heilkräfte, die mein Körper von den Savanti erhalten hatte.
Von der ganzen schmerzhaften Reise sind mir nur einige Zwischenfälle klar in Erinnerung. Einer davon, der klarste, wenn nicht der schlimmste, trat ein, als die Gnutrix einen Hang hinabtrabte, auf einen Bach zu, an dem ich meinen quälenden Durst stillen und meine brennenden Lippen kühlen wollte.
Es muß zu der Zeit ziemlich schlecht um mich gestanden haben, denn nur die vage Erinnerung des Ereignisses bleibt, wie ein aus einem Buch gerissenes Kinderbild in einem Rahmen, losgelöst, abgetrennt, ohne Bezug auf irgend etwas anderes.
Katakis bewegten sich an einem Bach, im Begriff, ein Lager aufzuschlagen. Auf einer Seite sah ich gefesselte Sklaven. Ich starrte erschöpft und kraftlos auf die Szene, auf die Teufel, die mir den Weg zum Wasser versperrten. Mein ganzer Körper war geschüttelt von Krämpfen. Ich schien zu lodern, doch zugleich überkam mich Kälte wie mit Eiskristallen. Im Sattel schwankend, mußte ich mich mit der schrecklichen Tatsache abfinden, daß dieser Bach mir kein Wasser liefern würde, nicht solange die Katakis und ihr Sklavenhandel mir im Wege standen. Mit einem Blick hätten sie erkannt, daß ich als Ware für sie nicht in Frage kam, und mich mit einem kurzen Hieb ihrer Schwanzklinge umgebracht.
Selbst heute noch nehme ich an, daß mir gar nicht der Gedanke kam, dies könnte ein befreiendes Ende für all mein Leid sein.
Ein Kataki hat eine niedrige Stirn und ein klaffendes Maul voller wirrer spitzer Zähne. Das dichte schwarze Haar trägt er eingeölt und gekräuselt. Die Augen stehen weit auseinander, sind zusammengekniffen und blicken so kalt, wie der Kataki als Wesen wie auch als Sklavenherr ist, als Menschenjäger, Ausbeuter menschlichen Elends. Am stolzesten ist ein Kataki wohl auf seinen Schwanz, ein langes, muskulöses Gebilde, an dem eine scharfe Stahlklinge befestigt wird.
Die Gnutrix zur Seite zu wenden, war sinnlos. Das Tier witterte das Wasser, war es doch ebenso durstig wie ich. Es setzte sich in Bewegung, und ich zog an den Zügeln, und die Gnutrix widersetzte sich, offensichtlich war der Schmerz am Maul nicht so schlimm wie der Durst. So näherten wir uns hangabwärts dem kleinen Wasserlauf.
Hätte ich beide Arme benutzen können, wäre ich auch nur ein wenig kräftiger gewesen, dann hätte ich das Tier zurückhalten können. Doch so ging es mit mir durch. Ich tat das einzige, was mir übrigblieb – ich bot auf, was mir an Stimme noch geblieben war, und versuchte einen richtigen kleinen Angriff vorzutragen.
»Khirrs!« rief ich schrill, und meine Stimme keuchte und brach. »Khirrs in allen Richtungen!«
Die Katakis hörten, was ich rief, obwohl ich die Worte eher herausgekrächzt hatte. Augenblicklich waren sie damit beschäftigt, nur noch an sich selbst zu denken.
Hektische Betriebsamkeit brach im Lager aus. Ein Huf meiner Gnutrix verfing sich in einer Halteleine, und so zerrte ich ein Zelt nieder, warf ein Kochgestell um und verstreute Töpfe und Pfannen – eine Vogelscheuche im Sattel. Katakis formierten sich, und jeder schwang sich eine rechteckige Kristallscheibe vor das Gesicht. Sie wußten also über die Khirrs Bescheid. Die Gnutrix trabte auf den Bach zu. Katakis liefen mit schimmernden Waffen an den Rand des Lagers und riefen aufgebracht durcheinander. Das Tier erreichte das Wasser, stürzte sich hinein, und ich fiel kopfüber ins Naß. Die angenehme Kühle belebte mich. Ich blieb einen Augenblick erschöpft liegen und versuchte dann weiterzukriechen. Das Wasser plätscherte ringsum, und ich trank durstig davon. Das andere Ufer schien viele Dwaburs entfernt zu sein.
Der Bach wurde tiefer. Die Strömung brachte mich aus dem Gleichgewicht, riß mich mit und schleuderte mich schmerzhaft gegen Steine. Ich bin nicht sicher, was ich spürte, als die Überreste meines linken Arms über den Grund schleiften, doch ich nehme an, daß ich weitere Teile meiner Anatomie verlor.
Irgendwie richtete sich der Kies unter mir wieder gerade, und ich torkelte aus dem Bach. Leider war ich noch auf derselben Seite wie die Katakis, deren Gebrüll mir verriet, daß keine Khirrs eingetroffen waren. Die Katakis hätten nun zu gern
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