Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
Freiheitskämpfer erfuhren wir, daß die Stadt am nächsten Tag fallen würde. Ich blieb, um den Kampf zu beobachten und schließlich auch daran teilzunehmen. Die Kämpfer wogten zur Attacke vor und brüllten: »Vallia!« Und: »Jak der Drang!« Und so stürmten wir in die Stadt. Das Volk erhob sich. Die Hamalier kämpften und blieben leider öfter gegen jene Freiheitskämpfer siegreich, die den direkten Kampf wagten. Doch alles in allem bedrängten wir sie dermaßen, daß wir sie in die Feste zurücktreiben konnten. Dort war ihre Niederlage nur noch eine Sache der Zeit, und Lord Farris zeigte sich hocherfreut.
Was die Männer und Frauen betraf, die so heftigen Widerstand geleistet hatten und nun in der entscheidenden Stunde ihren ehemaligen Lord zurückbekamen, so hießen sie Farris willkommen. Dies lag aus meiner Sicht daran, daß er als aufgeklärter und gerechter Anführer bekannt war, dem jeder seinen Kummer vortragen konnte, in der sicheren Gewißheit, auf Mitgefühl und Hilfsbereitschaft zu stoßen. Dies brachte ich auch zum Ausdruck.
So oblag es einem einohrigen Kämpfer mit schiefem Gebiß, sich mit der kühnen Anbiederung der Freiheitskämpfer an mich zu wenden: »Das mag wohl stimmen, Jen Jak. Aber außerdem ist Lord Farris dein Freund und kehrt mit deinem Segen an die Macht zurück.«
Und eine kräftige Frau, die ein Schlachtermesser trug, fügte hinzu: »Wir wissen, wer uns unsere Häuser und Läden zurückgegeben hat. Niemand steht über uns außer Jak dem Drang, der unser Herr ist. Und deswegen heißen wir Lord Farris willkommen. Weil er von Jak dem Drang wieder an seinen Posten gesetzt worden ist.«
Und schon erhob sich der Schrei: »Jak der Drang, Herrscher von Vallia. Hai Jikai! Jak der Drang!«
Dies, so sagte ich den Massen, die sich am nächsten Tag versammelten, sei die Generalprobe für Vondium gewesen. Jubel brandete auf. Der riesige Kyro war voller Menschen; ihr Lärmen stieg zum Himmel empor. Sobald die organisatorischen Fragen geklärt waren, sollte eine gewaltige Armee von Vomansoir nach Vondium marschieren. Dabei kam es entscheidend auf die Zeitplanung an. Die Kämpfer mußten gleichzeitig mit allen anderen Verbänden eintreffen. Kamen sie zu spät, nützte der Einsatz nichts mehr. Trafen sie zu früh vor der Stadt ein, mochten sie das Land leeressen, ehe wir zuschlagen konnten. Um diesem Risiko zu begegnen, wurden gewaltige Mengen Nahrungsmittel gesammelt und frische Waffen aus den Arsenalen geholt. Das Volk jubelte, und ich steuerte das Flugboot in den Himmel, um die Freiheitskämpfer zu besuchen, die Vondium eingekesselt hatten.
Während der unruhigen Zeit hatte man die Augen offengehalten nach Leuten, die künftig dabei mithelfen konnten, jenes bessere Vallia zu erschaffen, das die Bevölkerung verdient hatte. In die verantwortungsvollen Stellungen mußten Männer und Frauen berufen werden, denen das Wohl des Volkes am Herzen lag. Schon gab es einen umfassenden Kader, der die Macht übernehmen sollte, sobald die Invasoren vertrieben waren. Trotzdem war ich niemals frei von Zweifeln. War dies nicht eine Diktatur der schlimmsten Art? Eigentlich wohl nicht. Vallia konnte aufatmen, sobald wir die Fremdlinge vertrieben hatten, und konnte sich der freien Ausgestaltung des eigenen Lebens widmen. Davon gingen wir alle aus, dafür arbeiteten wir – und viele von uns starben auch dafür.
Alle diesen hohen Ideale und abstrakten Theorien über die beste Regierungsform traten in den Hintergrund, als ich vereinbarungsgemäß zu dem Treffpunkt mit Barty flog. Er war zur Stelle, doch war er allein gekommen, ohne Streitmacht. Er zeigte einen verkniffenen Gesichtsausdruck.
»Prinz!« sagte er und schluckte. »Jak!« brachte er heraus. »Wir müssen sofort von diesem verfluchten Ort verschwinden!«
»Wieso?«
Die Bäume seufzten im Nachtwind, einige Sterne flackerten am bewölkten Himmel, unsere Umgebung war im Mysterium der Nacht verschleiert. Barty erschauderte.
»Die Kämpferhorden sind fortgezogen. Hamalier kamen – eine Armee. Sie haben weniger als eine Ulm von hier ihr Lager aufgeschlagen. Wir wollen gehen.«
»Warum ist dieser Ort verflucht, Barty?«
Er hatte auf mich gewartet. Dies hatte angesichts der schlimmen Lage großen Mut erfordert. Ein eleganter, vornehmer, sehr anständiger junger Mann war dieser Barty Vessler, Strom von Calimbrew.
»Sie haben sich einen Gott erkoren, ein unheimliches Ding. Sie sind irgendeiner Religion verfallen; ich verstehe das nicht. Jedenfalls lagern
Weitere Kostenlose Bücher